Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Wetter Trockenheit belastet Zustand der Bremer Parks

Immer öfter stürzen im Bürgerpark große Äste aus den Baumkronen – mittlerweile auch aus gesundem Holz. Parkleiter Tim Großmann bereitet die Sicherheit der Besucher zunehmend Sorgen.
20.08.2022, 10:59 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Trockenheit belastet Zustand der Bremer Parks
Von Frank Hethey

Die anhaltende Trockenheit könnte schon bald Konsequenzen für Besucher der Bremer Parkanlagen haben. Als "hochgradig gefährlich" bezeichnet es Tim Großmann, Direktor des Bürgerparks, wenn große Äste herabstürzen. Erst am Mittwoch und am Wochenende habe es entsprechende Vorkommnisse gegeben. Teils hätten die Äste einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimetern und seien sechs bis sieben Meter lang. Von einer Sperrung bestimmter Bereiche will Großmann vorerst absehen. "Im Moment ist daran noch nicht gedacht, aber wir beobachten die Situation sehr genau."

Das Problem: Inzwischen brechen auch gesunde Äste aus den Baumkronen. "Das Holz ist zu trocken", sagt Großmann. Würde es sich um Totholz handeln, könnte es identifiziert und entfernt werden. Doch weil das nicht der Fall ist, gestalten sich Gegenmaßnahmen schwierig. "Man kann solche Äste nicht prophylaktisch behandeln", so Großmann. Zahlreiche Altbäume im Bürgerpark zeigten deutliche Trockenstress-Symptome. Das auffälligste Merkmal: Das Laub färbt sich gelb und fällt ab. 

Lesen Sie auch

Dass selbst alte Bäume austrocknen, liegt laut Großmann an den relativ flachen Wurzeln. Ein Phänomen, das mit dem eigentlich hohen Grundwasserspiegel zusammenhängt. Normalerweise beginnt der feuchte Untergrund nach anderthalb bis einem Meter. "Doch jetzt ist der Boden bis zu einer Tiefe von einem Meter durchgetrocknet, deshalb stehen auch alte Bäume im Trocknen", sagt Großmann. Im Rhododendronpark verhält es sich nicht anders. "Bäume können im Wasser nicht wurzeln", erklärt Direktor Hartwig Schepker. "Wenn jetzt der Grundwasserspiegel absinkt, kommen die Wurzeln nicht so schnell hinterher."

Erschwerend kommt hinzu, dass die Widerstandskraft der Altbäume nachlässt. Im Bürgerpark stammen sie zum großen Teil noch aus der Erstbepflanzung vor 150 Jahren. "Diese Bäume sind nicht mehr so vital", sagt Großmann, "bei einer Lebensdauer von 200 bis 250 Jahren haben die meisten ihr Optimum erreicht." Gewässert werden die Altbäume in Bürgerpark und Stadtwald trotzdem nicht – anders als im Park Links der Weser. "Wenn Altbäume schwächeln, kriegen die auch Wasser ab", sagt Parkverwalterin Kirsten Köster. Einige ältere Bäume seien schon eingegangen. "Die Hitze hat sicher dazu beigetragen."

Das Hauptaugenmerk liegt in allen Parkanlagen auf den Neupflanzungen. Großmann nennt eine Zahl von 150 Bäumen. "Das ist unsere Zukunft, die werden mit sehr großem Aufwand bewässert." Mindestens einmal pro Woche bräuchten die jungen Bäume Wasser. Täglich seien Arbeitsgruppen im Park unterwegs. "Die machen nichts anderes als Gießen."

Lesen Sie auch

Das Gießwasser für die Bäume im Bürgerpark ist größtenteils Grundwasser, es wird den Gewässern im Park entnommen. Im Stadtwald kommt das Wasser aus der Kleinen Wümme. Deshalb beschäftigt Großmann vor allem die Frage, wie sich die Wasserstände der Kleinen Wümme entwickeln. Anders verhält es sich im Rhododendronpark, wo drei Pumpen die Wasserversorgung in der 46 Hektar großen Anlage sicherstellen. Mit Tankwagen wird das Wasser transportiert, sogenannte Regner versprühen es. Im Gegensatz zum Bürgerpark gibt es im Rhododendronpark sehr viele flachwurzelnde Pflanzen. "Ohne zusätzliche Bewässerung wäre das Überleben unserer Pflanzen ein Glücksspiel", sagt Schepker. 

An sich sammelt man im Rhododendronpark auch Regenwasser. "Aber es kommt ja nichts runter", klagt Schepker. Andernfalls wäre es möglich, rund 3000 Kubikmeter zu speichern. Das ständige Wässern frisst nicht nur einen großen Teil der Arbeitszeit des Personals, mittlerweile macht es sich auch finanziell bemerkbar. Schepker verweist auf den Stromverbrauch der Pumpen und Regner. Zu Buche schlagen auch die Zahlungen für die Entnahme von Grundwasser. "Der Wasserpfennig an die Stadt steigt an", so Schepker.

Lesen Sie auch

Für Großmann ist klar: "Der Klimawandel ist bei uns im Park an ganz vielen Stellen angekommen." Das hat Auswirkungen nicht nur für die Flora und Fauna. Durch Bodenabsenkungen sind sogar Gebäude betroffen. Mit Ausnahme des vergangenen Jahres sei seit 2018 viel zu wenig Regen gefallen. Großmann spricht von immensen Herausforderungen – auch weil sich der Baumbestand mitten in einem Generationswechsel befindet. In den vergangenen 20 Jahren seien mehr als 1000 der insgesamt 10.000 Bäume ausgetauscht worden. "Mit Blick auf den Klimawandel fragt man sich: Wo geht die Reise hin? Haben wir die richtigen Arten nachgepflanzt?"   

Ernsthafte Sorgen macht sich auch Schepker. "Wir steuern wieder auf ein Rekordjahr wie 2018 zu", sagt er. Der geringe Niederschlag wirke bis heute nach, zahlreiche Pflanzen seien damals verloren gegangen. Diese Befürchtung treibt ihn auch jetzt wieder um. "Wir haben teils seltene Pflanzen. Die sind unwiderruflich weg, wenn sie sterben."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)