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Tierschutz in Bremen Bürgerschaft beschließt Hundeführerschein – das sind die Hintergründe

Bremen führt den Hundeführerschein ein: Ab Juli 2026 müssen Hundehalter eine Sachkundeprüfung ablegen. Die Rasseliste, nach der bestimmte Hunderassen nicht gehalten werden dürfen, bleibt jedoch bestehen.
07.05.2025, 18:58 Uhr
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Bürgerschaft beschließt Hundeführerschein – das sind die Hintergründe
Von Lisa Duncan

Wer im Land Bremen einen Hund halten will, muss ab 1. Juli 2026 eine Sachkundeprüfung erbringen. Der Hundeführerschein, wie er im Volksmund heißt, ist Teil des neuen Gesetzes über das Halten von Hunden, das die Bürgerschaft am Mittwoch mit den Stimmen der rot-grün-roten Koalition und der CDU mehrheitlich beschlossen hat. Weitere Änderungen im Gesetz: Hundehalter müssen ihr Tier registrieren und mit einem Chip kennzeichnen sowie eine Haftpflichtversicherung abschließen.

Sechsjährige bei Beißattacke verletzt

Ausgangspunkt für die Gesetzesnovelle waren immer wieder auftretende Beißvorfälle. Den Wendepunkt stellte die Beißattacke eines Rottweilers im November 2023 in Hastedt dar, bei der ein sechsjähriges Mädchen schwer verletzt wurde.

Strittig blieb, dass die Rasseliste für als gefährlich eingestufte Hunde, wie Bullterrier und Pitbulls, aktuell noch beibehalten werden soll. Dabei wollten FDP und Bündnis Deutschland (BD) nicht mitgehen. Beide Fraktionen hatten jeweils eigene Änderungsanträge vorgelegt, in denen sie die Abschaffung der Rasseliste forderten. Beide wurden jeweils nur aus den eigenen Reihen unterstützt.

Auch Silvia Neumeyer, CDU-Sprecherin für Tierschutz, äußerte Sympathie für den FDP-Entwurf. Denn aufgrund der Rasseliste müssten viele Hunde ihr Leben im Tierheim fristen. Den BD-Antrag lehne die CDU ab: Die Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit auszusetzen, gefährde Wildtiere.

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FDP-Fraktionssprecher Thore Schäck lobte am neuen Gesetz, dass es nicht für Bestandshunde gelte. Bestimmte Hunderassen pauschal von der Haltung auszuschließen, sei wissenschaftlich nicht haltbar. "Jeder Dackel lässt sich zur Kampfmaschine erziehen", sagte Schäck.

"Das Gesetz ist nett gemeint, aber über das Ziel hinausgeschossen", sagte Julia Tiedemann, justizpolitische Sprecherin von BD. Sachkundige Halter könnten ihren Hund auch während der Brut- und Setzzeit ohne Leine führen, sagte sie.

Über 200 Beißvorfälle seit 2021

Seit 2021 habe es über 200 Beißvorfälle im Land Bremen gegeben, sagte der SPD-Tierschutzsprecher Michael Welt. Oft käme es nicht mal zur Anzeige. Beißattacken seien "das Zusammenspiel zwischen potenziell gefährlichen Hunderassen und fehlender Sachkunde beim Halter", so Welt.

Das neue Gesetz ermögliche "angstfreie Begegnungen zwischen Mensch und Hund", sagte der Grüne Fraktionsvize Philipp Bruck. Später könne man darüber sprechen, den Sachkundenachweis auf Katzen oder andere Kleintiere zu erweitern.

Olaf Zimmer, Sprecher für Tierschutz bei der Linksfraktion, lobte das Bündel von Maßnahmen, pflichtete aber der FDP bei: "Es gibt keine besonders aggressiven Hunderassen."

"Es ist Konsens, dass die Gefährlichkeit eines Hundes nicht ausschließlich von der Rasse abhängt", sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Jedoch habe man nach vielen Diskussionen befürchtet, dass eine parlamentarische Mehrheit ohne die Rasseliste scheitern würde. "Das braucht noch Zeit", so Mäurer.

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