Verschwinden die Platanen jetzt schon? Diese Frage werden sich wahrscheinlich manche Passanten stellen, wenn sie in den kommenden Wochen am Neustädter Weserufer unterwegs sind oder von der Altstadt aus zu der imposanten Baumreihe hinüberschauen. Landschaftsgärtner werden den 136 Platanen zu Leibe rücken und sie ordentlich stutzen – aber eben nicht fällen. Das passiert voraussichtlich erst 2028.
Im Auftrag der Umweltbehörde hatten Fachfirmen die Kronen der Platanen in den vergangenen zehn Jahren bereits zweimal zurückgeschnitten. Nach Angaben von Behördensprecherin Ramona Schlee ist es auch diesmal Zweck der Maßnahme, "die Windbelastung bei schweren Winterstürmen zu reduzieren und damit das Risiko des Baumsturzes zu minimieren". Ein solches Szenario ist nicht zuletzt für den Hochwasserschutz relevant. Denn würde eine große Platane mitsamt ihres Wurzelwerks aus dem Deich gerissen und das Wasser anschließend dort eindringen, wäre die Neustadt in Gefahr.
Aktuell schreibt die Umweltbehörde den Kronenrückschnitt aus. Sobald das Vergabeverfahren abgeschlossen ist und der Termin für die Arbeiten feststeht, will das Haus von Senatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) die Öffentlichkeit im Detail über den Ablauf informieren.
Bauphasenplanung ist in Arbeit
Es wird wohl das letzte Mal sein, dass die Landschaftsgärtner in das Astwerk der Neustädter Platanen steigen, denn deren Tage sind gezählt. Wie berichtet, soll der bestehende Erddeich im Verlauf der sogenannten Stadtstrecke – also zwischen Eisenbahnbrücke und Piepe – komplett neu gestaltet werden. Geplant ist eine Konstruktion aus zwei unterschiedlich hohen Hochwasserschutzwänden. So soll eine terrassenartige Anlage mit eingefügten Stufen und einer Promenade auf der oberen Ebene entstehen. Dort sind dann auch Ersatzpflanzungen für die Platanen vorgesehen. Gegen dieses Mammutprojekt hatte eine Bürgerinitiative erbittert gekämpft. Politisch und juristisch konnte sie letztlich jedoch nichts ausrichten.
In der Umweltbehörde geht man davon aus, dass die Platanen "entsprechend des Baufortschritts ab 2028" gefällt werden. Eine exakte Bauphasenplanung soll Ende des Jahres vorliegen. Das Projekt ist in diverse Abschnitte aufgeteilt, zum Beispiel die Strecke von der Stephanibrücke bis zum Getreideheber von Becks. Die Arbeiten sollen dann jeweils vor der Hochwassersaison abgeschlossen sein. Die vom Bund kofinanzierte Umgestaltung und Erhöhung des Deichs wird auch finanziell eine große Nummer. Zuletzt waren die Gesamtkosten 2017 auf rund 36 Millionen Euro beziffert worden. Diese Zahl dürfte inzwischen allerdings weit überholt sein.
Unterdessen haben die Ausschachtungen an der Stadtstrecke nach Darstellung der Behörde weitere Anhaltspunkte dafür geliefert, dass der Hochwasserschutz verbessert werden muss. Wie berichtet, hatten Tiefbauer im Sommer entlang der Uferstraße "Am Deich" diverse Schächte in die Tiefe getrieben, um die Beschaffenheit des Untergrundes und Leitungsverläufe zu erkunden. Dabei sei die "mangelnde bautechnische Qualität" des vorhandenen Deichs nochmals deutlich geworden.