Lange ging es weder vor noch zurück beim größten Zukunftsprojekt in der Bremer Innenstadt, dem Vorhaben von Kurt Zech, das Areal rund um das Parkhaus Mitte zu entwickeln. Nun aber kommt wieder Bewegung in das Thema: Der Senat und die Gustav-Zech-Stiftung haben sich nun auf einen Plan geeinigt. In den kommenden Monaten sollen Architekten und Stadtplaner Ideen und Vorschläge entwickeln, wie das Gebiet künftig aussehen könnte. Der zweite Punkt ist eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Bauressorts.
Was bislang der Knackpunkt war:
Der Plan von Zech, einen der zentralen Bereiche der Innenstadt umzugestalten, bezieht sich eigentlich auf drei Elemente: Das Parkhaus Mitte, das Zech abreißen will, das denkmalgeschützte Karstadt-Haus und die Fläche, auf der das ehemalige Galeria-Kaufhof-Gebäude steht, aus Zech-Sicht ebenfalls abzureißen. Zech gehören das Parkhaus, das er der Stadt für rund 14 Millionen Euro abgekauft hatte, und ein Großteil der Karstadt-Immobilie. Besitzerin des ehemaligen Kaufhof-Warenhauses aber ist die Frankfurter DIC-Gruppe, eine Investmentgesellschaft für Gewerbeimmobilien. Bislang sind alle Gespräche zwischen Zech und der DIC über einen Verkauf gescheitert, die jeweiligen Preisvorstellungen liegen mit den zuletzt kolportierten 56 Millionen Euro (DIC) und maximal knapp 30 Millionen Euro (Zech) zu weit auseinander.
Zusätzlich hat die DIC-Gruppe mit der Möbelkette Opti-Wohnwelt einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen mit einer Option auf Verlängerung. Ab März soll die Filiale auf den rund 15.500 Quadratmetern Ladenfläche als zweiter Mieter neben Saturn in den Obergeschossen Kunden in das Haus ziehen.
Diese Konstellation führte bislang zu einer Blockade: Das Parkhaus Mitte konnte nicht abgerissen werden, weil dann die Stellflächen auf dem ehemaligen Galeria-Gebäude nicht mehr zu erreichen gewesen wären. Dass es eine Zufahrtsmöglichkeit geben muss, ist durch Überwegungsrechte abgesichert. Um wieder Bewegung in die Sache zu bringen, hatte sich im vergangenen Sommer der Senat als Vermittler in die Verhandlungen eingeschaltet.
Was der Plan nun vorsieht:
Die Lösung für den "gordischen Knoten" rund um die Kaufhof-Immobilie sieht so aus: Der Abriss und Neubau dieses Gebäudes ist nun keine Grundbedingung mehr. In dem städtebaulichen Wettbewerb sollen auch Ideen entwickelt werden, wie man die Immobilie erhalten und in das Gesamtprojekt, in das Zech mehrere Hundert Millionen Euro investieren will, integrieren könnte. Geplant ist, dass das Verfahren bis September anläuft. Ebenfalls beschlossen wurde zwischen Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne), Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und Wolfrat Voigt, Präsident der Gustav-Zech-Stiftung am Dienstag die Option, in mehreren Abschnitten bauen zu können und nicht alles auf einmal. Die Machbarkeitsstudie wiederum soll sich neben technischen Fragen einer baulichen Trennung von Parkhaus und Nachbargebäude speziell der Parkflächen-Problematik widmen. Neben den Dach-Stellplätzen geht es um weitere an der Laderampe für die Anlieferung – geprüft werden soll auch, ob sie an einem anderen Ort ersetzt werden könnten.
Die Runde hatte diese Pläne zunächst mit einem "hanseatischem Handschlag", verabredet, die Schriftform soll demnächst folgen. Vertreter der DIC-Gruppe waren nicht dabei, das Immobilien-Unternehmen ist aber, wie das Bauressort mitteilt, über die Gespräche informiert und willens, den Prozess positiv zu begleiten. Eine Anfrage des WESER-KURIER ließen die Frankfurter am Freitag unbeantwortet.
"Ich bin ausgesprochen positiv gestimmt, dass die Entwicklung im Herzen unserer Stadt jetzt Fahrt aufnehmen wird", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Aus Sicht von Wolfrat Voigt gibt es nun einen "sehr guten Weg", Planungssicherheit herzustellen und Optionen für die Zukunft abwägen zu können. "Mit dem Werkstattverfahren können wir jetzt in die detaillierteren Planungen einsteigen", sagte er.
Bausenatorin Maike Schaefer betonte, das gewählte Verfahren könne bundesweit beispielgebend werden für die Umnutzung von bisherigen Kaufhausimmobilien. "Es muss uns mit vereinten Kräften gelingen, das Zentrum zwischen Wall und Weser zu beleben und urbaner zu machen", sagte sie. "Das kann nur mit einem veränderten Mix aus Wohnen, Kultur, Gastronomie und mehr Aufenthaltsqualität zusätzlich zum Einzelhandel gelingen." Ähnlich äußerte sich Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt: "Die Innenstadt hat eine zentrale Bedeutung für den Einzelhandel, den Tourismus, für Kultur und auch für die Gastronomie." Die erzielte Einigung biete die Chance, ein zentrales Großvorhaben für die gesamte Innenstadt auf den Weg zu bringen.
Der ungefähre Zeitplan:
Bis Bremerinnen und Bremer das Zech-Vorhaben vollendet sehen können, wird es noch eine ganze Weile dauern. Zunächst muss der architektonische Planungswettbewerb, der sich über mehrere Monate ziehen wird, abgeschlossen werden. Als nächster Schritt muss ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt werden, das kann bis zu zwei Jahre dauern. Dann folgt der Bauantrag. Realistisch ist also, dass mit Neubauten nicht vor 2025 begonnen werden kann, und das gesamte Projekt eher am Ende des Jahrzehnts komplett umgesetzt sein wird.