Um die geplante Angebotserweiterung in den nächsten Jahren vollständig umsetzen zu können, benötigt die BSAG nach derzeitigem Stand etwa 700 zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Etwa 80 Prozent davon würden im Fahrdienst gebraucht. Das geht aus einer Senatsantwort hervor. Die Linksfraktion hatte sich in einem umfangreichen Fragenkatalog auch nach den Einnahmen der Verkehrsunternehmen, Fahrgastzahlen und Infrastrukturplänen erkundigt. Kurzum: Die Linken interessiert, wie es um Gegenwart und Zukunft des ÖPNV im Land Bremen steht. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.
Personal bei der BSAG: Die BSAG muss nicht nur zusätzliche Stellen schaffen, sondern auch den Wegfall älterer Kollegen kompensieren – laut Senatsantwort gehen in den nächsten zehn Jahren mehr als 500 Mitarbeiter in den Ruhestand. Zudem ist von einer "prognostizierten Fluktuation" die Rede. Bis zum Jahr 2030 will das Verkehrsunternehmen deshalb insgesamt etwa 1500 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen. Wie berichtet, wirbt die BSAG bereits seit einiger Zeit intensiver um mögliche Neuzugänge. Ein weiteres Problem, das das Unternehmen angehen muss, ist der Krankenstand. Der Antwort zufolge haben sich die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Fahrdienst seit 2013 auf zuletzt fast 20 Prozent verdoppelt – bei anderen Verkehrsunternehmen wie der Nordwestbahn gibt es deutlich weniger Ausfälle. Die Überstunden des BSAG-Fahrpersonals liegen unter dem Niveau von 2019, sind im vergangenen Jahr aber deutlich gestiegen.
Ticketeinnahmen und Fahrgäste: Im vergangenen Jahr haben die BSAG und die Verkehrsgesellschaft Bremerhaven mit dem Fahrkartenverkauf laut Antwort rund 71,5 Millionen Euro Nettoeinnahmen erzielt. Diese Summe bezieht sich ausschließlich auf Leistungen im Land Bremen, enthält also zum Beispiel keine Einnahmen, die der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen erzielt und anteilig der BSAG zuweist. 2019 lagen die Einnahmen noch bei rund 113 Millionen Euro, und auch im Vergleich zu den Corona-Jahren 2020/2021 fällt 2022 ab. Letzteres liegt vor allem am Neun-Euro-Ticket, das drei Monate lang für Mindereinnahmen gesorgt hat – diese wurden jedoch vom Bund kompensiert.
Dass die gesunkenen Einnahmen nicht mit einem weiteren Bedeutungsverlust des ÖPNV einhergehen, zeigen die Fahrgastzahlen: Im Vergleich zu 2021 sind sie bei der BSAG 2022 um 23 Prozent auf 91,1 Millionen gestiegen. Auch die zurückgelegte Strecke (Personenkilometer) hat sich wieder erhöht. Die Ergebnisse aus der Vor-Corona-Zeit werden aber in beiden Kategorien lediglich in Bremerhaven erreicht.
Infrastrukturprojekte: Der Senat will der Antwort zufolge eine Kooperation mit der Hochschule Bremen eingehen, um Nachwuchskräfte in einem neuen dualen Studiengang zu Bauingenieuren auszubilden. Ziel ist es demnach, Fachpersonal für die Stadt- und Verkehrsplanung zu gewinnen. Gebraucht wird dieses Personal unter anderem für den Straßenbahnnetzausbau – entsprechende neue Stellen in der Verkehrsbehörde und dem Amt für Straßen und Verkehr sind bereits vorgesehen. Neue Zeitpläne für den Ausbau der Straßenbahnen nach Osterholz und in die Überseestadt, nach denen die Linken sich ebenfalls erkundigt hatten, werden in der Antwort nicht genannt. Für die Straßenbahnverlängerung in die Überseestadt liegen demnach weiterhin zwei mögliche Varianten vor, die "gleichauf liegen". Vor einer weiteren Bearbeitung sei "die Frage der Vorhabenträgerschaft" zu klären.
Zur Verlängerung nach Osterholz heißt es, die Verkehrsbehörde "sortiert sich derzeit, um auch die Frage nach dem Maßnahmenbeginn abschließend und sicher beantworten zu können". Konkretere Angaben macht der Senat zu den Nordlicht-Straßenbahnen: Bis zum Jahresende sollen laut Antwort elf weitere Bahnen angeliefert und in Betrieb genommen werden. Das Lautstärke-Problem (wir berichteten) sei durch Einsatz eines neuen Radprofils gelöst worden.