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Erdbeben-Katastrophe Bremer besorgt um Angehörige: "Einige haben es nicht geschafft"

Die Fassungslosigkeit über die Erdbeben-Katastrophe ist auch in Bremen zu spüren. Unzählige Angehörige treibt eine Frage um: Wie geht es meinen Liebsten? Zwei von ihnen sind Meltem Erbek und Zeynep Inac.
07.02.2023, 20:50 Uhr
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Bremer besorgt um Angehörige:
Von Björn Struß

Einen Tag nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien wird das Ausmaß der Katastrophe deutlicher. Von mindestens 7200 Toten ist die Rede, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Ausnahmezustand in zehn vom Beben betroffenen türkischen Provinzen aus. Laut bisherigen Informationen wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien mehr als 30.000 Menschen verletzt. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind von den Erdbeben in der Türkei und Syrien rund 23 Millionen Menschen betroffen.

Das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet beschäftigt auch Bremerinnen und Bremer, vor allem Menschen, die sich um ihre Verwandten und Freunde sorgen- wie Meltem Erbek und Zeynep Inac. Die beiden 25-Jährigen sind in Bremen geboren und aufgewachsen, Teile ihrer Verwandtschaft wohnen in Hatay. In der türkischen Provinz leben zwischen Mittelmeer und Syrien etwa 1,6 Millionen Menschen, die von den Erdbeben besonders stark betroffen sind.

„Meine Tante hat gerade ein Baby bekommen“, berichtet Meltem Erbek. „Sie lebt, ist aber verletzt und hat die Nacht nach den Erdbeben mit ihren zwei weiteren Kindern in einem Auto verbracht.“ Die Verwandtschaft mütterlicherseits lebe in der Türkei. „Von einigen wissen wir, dass sie es nicht geschafft haben. Andere sind noch vermisst“, berichtet die Bremerin.

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Ihre Großeltern sind als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, der Vater folgte im Alter von vier Jahren. „Ich mache jedes Jahr Urlaub in Hatay. Wir hatten dort ein kleines Ferienhäuschen. Aber das steht jetzt nicht mehr“, sagt die 25-Jährige. Ihre Verwandten lebten in einer Großstadt, dort seien ihren Informationen nach etwa 60  Prozent der Gebäude komplett zerstört. „Das betrifft auch die Krankenhäuser, die Feuerwehr und die Polizei“, schildert sie. Nach ihren Informationen sind die Menschen bisher auf sich allein gestellt. Hilfe habe Hatay noch nicht erreicht.

Meltem Erbek und Zeynep Inac haben am Montagmorgen beim ersten Blick auf ihre Smartphones vom Erdbeben erfahren. Seitdem legen sie ihre Handys kaum noch aus der Hand. Über digitale Kanäle sehen sie Bilder und Videos von zerstörten Wohnvierteln, in denen sie unbeschwerte Urlaubsmomente erlebt haben.

Kontakt zu den Angehörigen ist kaum möglich. Die Telefon- und Handynetze seien nur eingeschränkt nutzbar. „Es wird auch dazu aufgerufen, die Mobilfunknetze nicht unnötig zu überlasten“, sagt Erbek. Dies könne dazu führen, dass es Verschütteten nicht gelingt, ein Lebenszeichen zu senden.

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Inak weiß, dass ihre Verwandten überlebt haben. „Aber meine Mutter kommt vor Sorge um, weil sie viele Menschen kennt, die verstorben oder vermisst sind“, sagt sie. Die 25-Jährige besorgt zusätzlich, dass der Hafen von Hatay in Flammen steht. Darüber hätten Hilfsorganisationen schnell in die Region kommen können. 

Ein Erdbeben der Stärke 7,7 bis 7,8 hatte am Montagmorgen das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Am Mittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Tausende Gebäude stürzten ein. Im Katastrophengebiet herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der türkische Wetterdienst sagte teils Schneefall und Regen voraus.

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