- Wie haben die einzelnen Bahnhöfe abgeschnitten?
- Was zeichnet den Spitzenreiter aus?
- Welche Stationen haben schlechte Noten bekommen?
- Wer ist für die Bahnhöfe zuständig?
- Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?
- Wie beurteilen Fahrgastvertreter die Bahnhöfe?
Die Station Farge ist Spitzenreiter unter Bremens Bahnhöfen. Das geht aus einer Qualitätskontrolle hervor, die die Bremer Verkehrsbehörde und der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen jährlich durchführen lassen. Kriterien bei der Bewertung sind zum Beispiel die Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit und die Fahrgastinformationen. Der Farger Bahnhof wird als einziger mit der Schulnote "Sehr gut" bewertet. Am schlechtesten schneiden die Bahnhöfe Neustadt und Hemelingen ab. Die Auswertung bezieht sich auf das Frühjahr 2022. Insgesamt bewerten die Prüfer die Bremer Stationen mit einer Durchschnittsnote von 2,52 etwas besser als ein Jahr zuvor.
Wie haben die einzelnen Bahnhöfe abgeschnitten?
Bremen-Nord liegt bei der Bewertung vorne. Hinter dem Spitzenreiter Farge erhalten dort acht Bahnhöfe die Note „Gut“. Die Stationen in Burg, Lesum und Schönebeck gelten als „befriedigend“. Um zwei Noten verbessern kann sich der Bremer Hauptbahnhof, der ebenfalls mit „Gut“ bewertet wird. Die Aufwertung ist vor allem auf behobene Mängel zurückzuführen: Im Sommer 2021 war ein Gleis wegen eines defekten Aufzugs wochenlang nicht barrierefrei erreichbar gewesen. Die Prüfer hatten deshalb im Bereich Service die Note „Mangelhaft“ vergeben. Das Prädikat „Gut“ erhalten im aktuellen Bericht auch die Bahnhöfe Oberneuland und Bremerhaven-Wulsdorf.
Was zeichnet den Spitzenreiter aus?
Barrierefreiheit, aktuelle Fahrpläne in intakten Vitrinen, funktionierende Uhren und Lautsprecher: Dem Farger Bahnhof werden in diesen Bereichen lediglich kleine Mängel attestiert. Auch mit dem Zustand der Fahrkartenautomaten und Entwerter kann die Station von sich überzeugen.
Welche Stationen haben schlechte Noten bekommen?
Die Bahnhöfe Neustadt und Hemelingen sind die einzigen Stationen, die mit „Ausreichend“ bewertet werden. Die Prüfer kritisieren die fehlende Barrierefreiheit. Der Bahnsteig in Neustadt weise zudem die „größten Mängel (...) mit vielen Schäden und Unebenheiten an der Oberfläche“ auf. Auch seien dort Schäden am Wetterschutz mehr als ein Jahr lang nicht behoben worden. Verschmutzungen und Müllprobleme wirken sich ebenfalls negativ auf die Gesamtnote aus. Die Unterführungen in beiden Bahnhöfen seien beschmiert; in Hemelingen stießen die Prüfer laut Bericht an zwei Stellen auf Exkremente. Im Bereich Wartekomfort erhalten beide Stationen daher die Note „Mangelhaft“.
Wer ist für die Bahnhöfe zuständig?
Für 16 der 23 Bremer Bahnhöfe ist die DB Station&Service AG zuständig – eine Tochterfirma der Deutschen Bahn. Sieben Stationen im Bremer Norden betreibt die Farge-Vegesacker Eisenbahn GmbH (FVE). Die FVE-Bahnhöfe schneiden mit einer durchschnittlichen Gesamtnote von 1,86 besser als die DB-Stationen (2,81) ab. Diesen Eindruck bestätigt auch Malte Diehl, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn Bremen/Niedersachsen. Die Deutsche Bahn investiere nicht ausreichend in die Erhaltung. Mängel würden teilweise über Jahre ignoriert, sagt Diehl. Auch die Prüfer weisen auf bekannte Probleme hin. Ein Beispiel: Am Bahnhof Walle seien "unverändert" die Platten der Blindenleitstreifen beschädigt.
Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?
Der Bericht wird seit 2012 jährlich erstellt. Deshalb gebe er Trends gut wieder, sagt Diehl. Allerdings seien die Eindrücke auch subjektiv geprägt. Tatsächlich basieren die Ergebnisse auf einer Kontrolle an einem einzigen Tag. Auch die Gewichtung der Noten findet Diehl zumindest diskutabel. Ob ein defekter beziehungsweise wieder reparierter Aufzug die Gesamtnote des Bremer Hauptbahnhofs derart stark verändern sollte, sei fraglich.
Wie beurteilen Fahrgastvertreter die Bahnhöfe?
In Summe sei der Zustand der Bremer Stationen gut, bestätigt Diehl den Eindruck der Prüfer. Ausnahmen sieht er ebenfalls bei den Bahnhöfen Neustadt und Hemelingen. Auch für die Station Sebaldsbrück, die im Bericht ein "Befriedigend" erhält, macht er größere Defizite aus. Der Fahrgastverband kritisiert grundsätzlich, dass die kurzfristige Instandhaltung mit Verweis auf langfristige Umbaupläne vernachlässigt werde. Diehl nennt die verzögerte Sanierung des Neustädter Bahnhofs als Beispiel. Allgemein stören sich die Fahrgastvertreter daran, dass Projekte wie der Bau des Haltepunktes Föhrenstraße (Unten) in Hemelingen viel zu lange dauerten – das Vorhaben verzögert sich um mindestes zehn Jahre. Diehl merkt an, dass die Fahrgäste sich vor allem eine gute Infrastruktur wünschten. Ein fehlendes zweites Gleis störe mehr als etwas Unkraut im Gleisbett.