Verspätungen von Regionalzügen haben im vergangenen Jahr im Großraum Bremen leicht zugenommen. Auch die Ausfallquote ist gestiegen. Das geht aus dem Bericht zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) hervor, den die Bremer Verkehrsbehörde jährlich erstellt und der Deputation vorlegt. Demnach sind die Züge in fünf von sechs Teilnetzen häufiger verspätet gewesen als im Jahr 2020 – die Daten beziehen sich auf den Zeitraum bis Oktober 2021. Zu den Teilnetzen gehören zum Beispiel die Regio-S-Bahn der Nordwestbahn (NWB) sowie das Expresskreuz der DB Regio, das Hannover mit Norddeich Mole und Bremerhaven mit Osnabrück verbindet.
Wie oft kommen Züge zu spät?
Bei der Regio-S-Bahn sank die Pünktlichkeitsquote von 94,2 auf 93 Prozent, bei der DB Regio von 91,6 auf 89,4 Prozent. Der vertraglich vereinbarte Zielwert von 95 Prozent wird seit Jahren, abgesehen von einem Teilnetz im Weser-Elbe-Gebiet, verfehlt. Ein Zug gilt bei einer Verspätung von maximal fünf Minuten noch als pünktlich.
Welche Gründe gibt es für Verspätungen?
Ein wesentlicher Grund für Verspätungen ist die starke Auslastung des Schienennetzes, das nicht nur von Personenzügen genutzt wird. „Durch zusätzliche Güterverkehre verschlechtert sich die Pünktlichkeit im Gesamtsystem ab einem bestimmten Auslastungsgrad annähernd exponentiell“, ist im SPNV-Bericht zu lesen. Auch Robert Palm, bei der NWB für die Regio-S-Bahn und das Weser-Ems-Netz verantwortlich, sieht die Überbelegung als Problem. Auf der Strecke der Regio-S-Bahn RS2 liege die Auslastung bei 110 Prozent – ideal seien 90 Prozent. Kleinere Verzögerungen könnten nicht aufgefangen werden. Die Folge: Ein Staueffekt, der mehr Verspätungen verursache und sich teilweise nur durch Ausfälle auflösen lasse.
Wo sind die Probleme besonders groß?
Schlusslicht im Pünktlichkeitsranking bleibt das Weser-Ems-Netz der NWB, zu dem die Linie Bremen-Vechta-Osnabrück zählt. Zwar stieg die Pünktlichkeitsquote laut Bericht aufgrund fast abgeschlossener Bauarbeiten von knapp 61 auf etwa 88 Prozent. Allerdings sei der hohe Anteil eingleisiger Streckenabschnitte weiterhin ein „systematischer Verspätungsproduzent“. Palm bezeichnet das Weser-Ems-Netz als „Sorgenkind“. Fahrgäste sollten sich keine Hoffnung auf schnelle Verbesserungen machen. Die Infrastruktur sei veraltet, Anpassungen dauerten viele Jahre.
Wie viele Züge fallen aus?
Unterschieden wird zwischen geplanten und ungeplanten Ausfällen. Geplant ist ein Ausfall zum Beispiel, wenn Bauarbeiten anstehen. Diese Ausfälle werden in der Regel frühzeitig angekündigt und teilweise durch Busverbindungen aufgefangen. Ungeplante Ausfälle sind beispielsweise auf das Wetter oder technische Probleme zurückzuführen. Der Anteil ungeplanter Ausfälle sollte laut Verkehrsvertrag höchstens ein Prozent betragen – im Netz der Regio-S-Bahn stieg er 2021 von 1,1 auf 1,9 Prozent. Die DB Regio überschritt den Wert um das Vierfache, der Netzbetreiber Erixx im Heidekreis um das Sechsfache.
Welche Gründe gibt es für Ausfälle?
Die gestiegene Ausfallquote sei unter anderem auf den Schneesturm „Tristan“ im Februar 2021 zurückzuführen, heißt es in dem Bericht. Robert Palm bestätigt einen wesentlichen Einfluss des Sturms auf die Jahresbilanz. Grundsätzlich würden mehr als 80 Prozent aller Ausfälle durch Probleme der Infrastruktur verursacht – zum Beispiel Weichenstörungen. Im SPNV-Bericht wird betont, „dass die Ursache ‚Fehlendes Personal‘ bei Zugausfällen nicht mehr dominierend ist“. Bei der NWB, die in der Vergangenheit massiv mit diesem Problem zu kämpfen hatte, ist Personalmangel laut Palm für 0,2 Prozent aller Ausfälle verantwortlich. Auch die Corona-Pandemie habe daran, anders als im ÖPNV, nichts geändert.
Was entwickelt sich positiv?
SPD-Verkehrspolitikerin Anja Schiemann lobte in der Deputation die Anbindung Bremerhavens an den Fernverkehr. Seit Dezember verkehrt von der Seestadt aus täglich ein Intercity in Richtung Köln. Konkrete Zahlen zur Auslastung dieser Verbindung seien noch nicht verfügbar, heißt es in dem Bericht. Ralph Saxe (Grüne) betonte die positiven Entwicklungen im Bereich Aufenthaltsqualität. Das Verkehrsressort lässt die Bremer Bahnstationen laut Bericht jährlich von einem externen Gutachter beurteilen. Im vergangenen Jahr ist die Gesamtnote demnach von 2,8 auf 2,6 gestiegen.