Offenbar zu wenig Zuspruch finden die „Freaky Roll“, die „Crazy Carrot“ oder „Inside out California“ in den beiden Bremer Sushi-Restaurants des Fernsehkochs Steffen Henssler. Unter der Marke Happi by Henssler wird „Sushi zu Ende gedacht“, wurde versprochen. Doch in Borgfeld ist seit 26. November Schluss mit dem als „Funky Food“ und „Sushi 2.0“ beworbenen Baukastensystem für die ursprünglich japanische Spezialität aus rohem Fisch. Kaum neun Monate bestand das erst im März eröffnete Lokal.
Der kurz zuvor im Januar 2023 eröffnete erste Standort in der Überseestadt ist vermutlich im kommenden Monat nach rund einem Jahr Geschichte. Noch bis 22. Dezember kann man laut Website dort Gutscheine einlösen, falls man in Borgfeld welche erworben hat. Für spätere Zeiträume wird auf das Happi in Hannover verwiesen. Das ist nach Weihnachten offenbar das einzige noch geöffnete der bislang fünf existierenden Happi by Henssler-Lokale. Die anderen zwei Standorte an den Strandpromenaden der Ostseebäder Grömitz und Scharbeutz vermelden derzeit Winterpause. Die auf der Website angekündigte Expansion mit weiteren Neueröffnungen von Lokalen scheint abgesagt.
Anfragen bleiben unbeantwortet
Ob und wie es daher insgesamt mit dem als Restaurantkette gedachten Konzept weitergeht, bleibt allerdings unbekannt. Weder Steffen Henssler noch die Geschäftsleitung der hinter den Restaurants stehenden Happi Franchise GmbH haben auf entsprechende Anfragen des WESER-KURIER reagiert. Peter Henssler, der jüngere Bruder des namensgebenden Fernsehkochs, hat als einer der beiden Geschäftsführer lediglich mitgeteilt, dass sich die beiden Bremer Standorte als nicht passend für das noch junge Gastrokonzept Happi erwiesen hätten.
Mit immerhin 40 Prozent der Unternehmensanteile ist Theo Bührmann an Happi beteiligt und firmiert als zweiter Geschäftsführer. Die Happi Franchise GmbH hat zudem die gleiche offizielle Bremer Adresse wie Bührmanns zahlreiche weitere Gastro-Gesellschaften, zu denen unter anderem das Lankenauer Höft, die Mühle am Wall und Höpkens Ruh zählen. Auch am Franchisegeber für die Ahoi-Restaurants von Steffen Henssler ist Bührmann mit rund 40 Prozent beteiligt. Aber in Sache Happi hüllt sich die Unternehmensgruppe trotz mehrfacher Nachfrage in Schweigen.
Restauranteröffnung in Hamburg abgeblasen
So berichtet es auch das „Hamburger Abendblatt“. „Steffen Henssler macht Rückzieher“ lautete vorige Woche dort die Überschrift zu einem Beitrag über die offenbar abgesagte Eröffnung eines geplanten Happi-Standortes in der Kaiser-Wilhelm-Straße im sogenannten Springer-Quartier. Offizielle Informationen dazu sind indes auch in Hamburg Fehlanzeige.
Das „Abendblatt“ berichtet von bunten Folien an Schaufenstern, die die Eröffnung noch immer für den Sommer 2023 ankündigen, sowie eingestellten Bauarbeiten. Ähnlich wie in Bremen dann eine kurze Einlassung Peter Hensslers zum Standortproblem: „Die ursprünglich positive Beurteilung des Standortes für unser Konzept hat sich geändert. Wir suchen derzeit nach einer alternativen Fläche.“ Danach wieder Funkstille.
Unbeantwortet bleibt so die Frage, ob neben den Standorten auch das Happi-Konzept einer Neubewertung bedarf. Denn die Lokalitäten haben mit einer traditionellen Sushi-Bar wenig gemein. Der Versuch, die im 18. Jahrhundert in Japan entstandene Zubereitungsart für Fisch „funky“ und „trendy“ (Eigenwerbung) anzubieten, hat zu Läden geführt, die formal eher an McDonalds erinnern: Man kann an Automaten bestellen, das Essen wird über einen Tresen gereicht, hinter dem das Angebot in großen Bildern aufleuchtet, bezahlt wird ausschließlich bargeldlos. Gleichzeitig werden für ein Gericht mit Beilage bis zu 20 Euro aufgerufen. Das mag qualitativ angemessen sein, passt indes kaum zum Fastfood-Interieur.
Global gesehen ist Sushi außerdem ein Gastrotrend, dessen Höhepunkt überschritten zu sein scheint. Nach einem kontinuierlichen Wachstum der Zahl der Sushi-Anbieter zwischen 2010 und 2020 ist sie seit dem Jahr 2021 rückläufig. Das Fachmagazin „Food-Service“ vermeldet, dass Kanada, Großbritannien und Deutschland die einzigen Länder seien, in denen die Zahl der Sushi-Restaurants immer noch leicht wächst. Mit Stand Januar 2021 wurden demnach in ganz Deutschland 1029 Sushi-Restaurants gezählt, davon mehr als 20 in Bremen – ohne Happi by Henssler.