- Wie geht der Umbau voran?
- Wie groß ist der Spareffekt?
- Wann wird das verbleibende Drittel auf LED umgerüstet?
- Warum profitiert laut Behörden auch die Umwelt?
- Was kritisieren Umweltschützer?
- Was fordert die Initiative?
Hohe Temperaturen locken aktuell viele Bremer in den Abendstunden nach draußen. Juli-Wetter im September, der Sommer geht in die Verlängerung. Aber die Tage sind bereits spürbar kürzer geworden, mit Einbruch der Dunkelheit werden gegen 20.30 Uhr die Straßenlaternen eingeschaltet. Je nach Stadtteil begleitet Fußgänger entweder oranges Dämmerlicht oder strahlende Weißtöne. Bremen hat inzwischen Zweidrittel seiner Straßenlaternen mit helleren LED-Lampen ausgerüstet. Das spart Strom und führt somit auch zu einer besseren CO2-Bilanz. Trotzdem äußern einige Umweltschützer scharfe Kritik. Nach Messungen der Initiative Dark Sky Nord hat das hellere Licht fatale Auswirkungen auf die Natur.
Wie geht der Umbau voran?
Von den rund 60.000 Straßenlaternen der Stadt sind mehr als 40.000 auf LED umgerüstet. Seit 2016 setzt Bremen beim Austausch alter Leuchten ausschließlich LED-Strahler ein. Bis 2021 stieg so der Anteil auf etwa 30 Prozent. Dann einigte sich das Bau- und Umwelt-Ressort – damals noch unter einem Dach strukturiert – mit der SWB auf einen Preis für die Umrüstung weiterer 19.000 Laternen. Für 8,9 Millionen Euro, davon 2,2 Millionen vom Bund, sollte die lange Liste in diesem Sommer abgearbeitet sein. Nach Aussage des Versorgungsdienstleisters SWB werden aktuell die letzten Leuchten montiert. Vorbild für die flächendeckende Umrüstung ist unter anderem die Nachbargemeinde Weyhe. Dort hatte Andreas Bovenschulte (SPD) vor seinem Wechsel ins Bremer Rathaus als Bürgermeister den LED-Einsatz vorangetrieben.
Wie groß ist der Spareffekt?
Die 19.000 LED-Leuchten senken den Stromverbrauch jährlich um etwa fünf Millionen Kilowattstunden. Das entspricht einem Jahresverbrauch von mehr als 1000 Vier-Personen-Haushalten. Nach Aussage der SWB und der zuständigen Behörden braucht es etwa fünf Jahre, bis sich die Netto-Investition von rund 6,7 Millionen Euro für die Stadt rentiert hat.
Wann wird das verbleibende Drittel auf LED umgerüstet?
Konventionelle Beleuchtungen sollen durch Erneuerungs-, Neubau- und Sondermaßnahmen nach und nach verschwinden. Nach Aussage der SWB und der zuständigen Behörden sollen bis spätestens 2030 alle Straßenlaternen auf LED umgerüstet sein. Vor der Bürgerschaftswahl war die Zielmarke noch das Jahr 2028. Im alten Senat fiel die Umsetzung in die Zuständigkeit von Maike Schaefer (Grüne). Durch den neuen Ressortzuschnitt müssen Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) und Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) das Projekt gemeinsam weiterverfolgen.
Warum profitiert laut Behörden auch die Umwelt?
Mit etwas Strom ist es schon lange kein Problem mehr, die Nacht zum Tag zu machen. Doch was dem Menschen im Wirtschafts- und Freizeitleben hilft, ist für die Natur ein Problem. Insekten, die tausendfach in alten Kegellaternen verenden, fehlen in der Nahrungskette für andere Tiere. Auch Pflanzen brauchen eine dunkle Nacht für ihren Biorhythmus. Um Probleme wie diese geht es, wenn von Lichtverschmutzung die Rede ist. "Unsere modernen LED-Lampen reduzieren diese, indem sie hauptsächlich dort Licht ausstrahlen, wo es benötigt wird – auf den Straßen und Fußwegen, statt an Häuserwänden und in Baumkronen", erklären SWB und Behörden auf Anfrage. Zudem trage das warmweiße Licht mit einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin dazu bei, dass die Laternen weniger Insekten anlockten.
Was kritisieren Umweltschützer?
Zu grundlegend anderen Schlüssen kommt die Initiative Dark Sky Nord, die sich in Bremen und umzu für weniger Lichtverschmutzung einsetzt. "Das LED-Licht hat einen hohen Blaulicht-Anteil, der für die Natur schädlich ist", sagt Karin Dörpmund, treibende Kraft der Initiative. Belegen kann dies Dark Sky Nord mit Messungen, die Engagierte an der Straße Roggenkamp im vergangenen Jahr gemacht haben. Im Farbspektrum schlagen die blauen Balken hoch aus, zudem erreicht die Farbtemperatur nicht 3000 Kelvin, sondern 3400 bis 3700. Laut Dark Sky Nord wird dadurch unter anderem der Schlaf-Wach-Rhythmus von Wildtieren gestört.
"Zudem ist durch die LEDs in vielen Straßen ein Blendungsfaktor entstanden", kritisiert Dörpmund. Für den Straßenverkehr sei dies eine Gefahrenquelle. "Oft wurden die LEDs auch an alten Masten montiert, die viel zu hoch sind", meint sie. So bestrahlten die Laternen nicht nur die Straße, sondern auch die restliche Umwelt.
Was fordert die Initiative?
Die orange Lichtfarbe der alten Straßenlaternen führt laut Dörpmund in der Natur zu deutlich weniger Problemen. "Um diesen Effekt zu erreichen, können LED-Lampen nachträglich mit speziellen Folien versehen werden", erläutert sie. Ein weiterer Vorschlag: Bewegungsmelder. Dann wären die Laternen nur eingeschaltet, wenn man sie brauche.