- Wie stark ist die Regio-S-Bahn betroffen?
- Was berichten andere Verkehrsunternehmen?
- Warum beeinflussen Graffitis den Verkehr?
- Welcher Schaden entsteht der Deutschen Bahn?
- Wie aufwendig ist die Reinigung?
- Wie oft werden die Täter ermittelt?
- Welche Gefahren drohen?
Wenn Zugreisende beim Blick aus dem Fenster wenig erkennen, liegt das nicht nur am schlechten Wetter: Gelegentlich behindert auch ein Graffiti den Blick nach draußen. Insbesondere Regionalzüge sind von dieser Form des Vandalismus betroffen. Auch für die Verkehrsunternehmen in Bremen und Niedersachsen sind die Schmierereien ein Problem. Graffitis sind nicht nur eine finanzielle Belastung, sondern sorgen auch für Zugausfälle und Verspätungen.
Wie stark ist die Regio-S-Bahn betroffen?
Im Netz der Regio-S-Bahn gibt die Nordwestbahn (NWB) nach eigenen Angaben jährlich rund 250.000 Euro aus, um Graffitis zu entfernen. Nicht einberechnet und bezifferbar seien dabei die Kosten durch Lackschäden, so NWB-Sprecher Steffen Högemann. Auch mögliche Vertragsstrafen fehlen ihm zufolge in dieser Berechnung. Solche Strafen fallen an, wenn die Verkehrsunternehmen zu lange brauchen, um Graffitis zu entfernen. Rechnet man alle Schmierereien an den Regio-S-Bahnen zusammen, ergibt sich daraus laut Högemann jährlich eine Gesamtfläche von bis zu 9000 Quadratmetern.
Was berichten andere Verkehrsunternehmen?
Mehr als 250 Graffiti-Schmierereien habe es seit Mitte Juni vergangenen Jahres an den Zügen der S-Bahn Hannover gegeben, teilt das Unternehmen mit. Die Kosten für das Entfernen beliefen sich demnach auf mehr als 500.000 Euro. Bei Stadtbahnen des Verkehrsanbieters Üstra in Hannover wurden nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 59 Graffiti-Vorfälle erfasst – zehn mehr als noch 2021. Die Vorfälle fanden dem Unternehmen zufolge überwiegend an Endpunkten der Haltestellen statt. Der entstandene Schaden lag laut Üstra bei 42.000 Euro.
Warum beeinflussen Graffitis den Verkehr?
Sehr große Graffitis könnten dazu führen, dass Züge aus dem Verkehr genommen werden müssen, sagt Högemann. Gleiches gilt der S-Bahn Hannover zufolge, wenn sicherheitsrelevante Angaben auf den Zügen übersprüht wurden. Mehrere Verkehrsunternehmen berichten auch von indirekten Auswirkungen: Werden einzelne Wagen zur Reinigung abgekoppelt, sind kürzere und somit tendenziell vollere Züge unterwegs. Das Ein- und Aussteigen, so die Argumentation, könne sich dadurch verzögern. Verspätungen seien die Folge.
Welcher Schaden entsteht der Deutschen Bahn?
Betroffen seien vor allem S-Bahnen sowie Nahverkehrs- und Güterzüge, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB). Auch Brückenpfeiler, Bahnsteigzugänge und Lärmschutzwände würden regelmäßig besprüht. Im Jahr 2021 verzeichnete das Unternehmen der Sprecherin zufolge 24.000 Beschädigungen durch Graffitis. Gekostet habe das die DB 12,2 Millionen Euro. Zahlen für einzelne Bundesländer oder Regionen würden nicht erhoben.
Wie aufwendig ist die Reinigung?
Die DB reinigt die beschmierten Züge nach eigenen Angaben in speziellen Werkstätten. Demnach muss die Farbe Schicht für Schicht abgetragen werden. Für die Reinigung eines Triebwagens benötigten zwei bis drei Fachkräfte einen Arbeitstag, heißt es weiter. Anschließend sei eine Neulackierung notwendig, die bis zu 30.000 Euro koste und sieben Tage dauere. "In dieser Zeit fällt der Zug aus", erklärt die Sprecherin.
Wie oft werden die Täter ermittelt?
Die DB stellt nach eigenen Angaben bundesweit jährlich rund 800 Sprayer und übergibt diese vor Ort an die Bundespolizei. Regionale Zahlen nennt das Unternehmen auf Nachfrage nicht. Die Bundespolizeiinspektion Bremen verweist darauf, dass man im vergangenen Jahr wiederholt Verdächtige auf Bahnlagen ermittelt habe. Ein Beispiel: Im August hätten Beamte drei Männer mit insgesamt 34 Spraydosen am Rangierbahnhof angetroffen. "Die Verdächtigen waren bereits als Graffiti-Straftäter bekannt", sagt Polizeisprecher Holger Jureczko. Ihm zufolge wurden Strafanzeigen gefertigt – zum Stand des Verfahrens könne er nichts sagen. Grundsätzlich, so Jureczko, handele es sich bei den Tatverdächtigen fast ausnahmslos um Männer. Angesichts der Zahlen ist klar, dass lediglich ein Bruchteil der Täter gestellt wird.
Welche Gefahren drohen?
Den Tätern droht eine strafrechtliche Verfolgung wegen Sachbeschädigung. Die Bahn weist darauf hin, bei jedem Delikt Anzeige zu erstatten. Auch könnten Schadenersatzforderungen 30 Jahre lang geltend gemacht werden. Wie oft das in der Praxis passiert, bleibt unklar. Polizei und DB betonen, dass sich die Täter in große Gefahr begäben. „Berührungen mit Stromleitungen oder fahrenden Züge können zu lebensgefährlichen Verletzungen führen“, so die Bahnsprecherin. Er kenne Fälle, in denen flüchtende Sprayer von Zügen erfasst worden seien, berichtet Jureczko.