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"Schwammstadt Bremen" Riesige Zisterne soll Wasser für den Bürgerpark sammeln

Bremen muss sich an den Klimawandel anpassen. Dazu gehört auch ein neuer Umgang mit Niederschlagswasser. Im Bürgerpark soll ein Pilotprojekt den Weg weisen.
17.09.2024, 13:18 Uhr
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Riesige Zisterne soll Wasser für den Bürgerpark sammeln
Von Jürgen Theiner

Ein Pilotprojekt am Rande des Bürgerparks soll das Leitbild der "Schwammstadt" mit Leben erfüllen. Gemeint ist: In Zeiten zunehmender Wetterextreme wird überschüssiges Niederschlagswasser künftig nicht wie früher über die Kanalisation und die Weser aus der Stadt geschafft, sondern gesammelt und zurückgehalten, um es in Phasen lang anhaltender Trockenheit für die Bewässerung von Grünanlagen zur Verfügung zu haben.

Eckpfeiler des geplanten Pilotprojekts ist ein Weltkriegsbunker im Bürgerpark, gelegen an der Parkallee vis-à-vis der Einmündung Benquestraße. Er soll als überirdischer Regenwasserspeicher hergerichtet werden. Das Fassungsvermögen wird bei rund 1,2 Millionen Litern liegen.

Nach Darstellung des Stadtentwässerungsunternehmens Hansewasser, bei dem die Federführung liegt, ist das Projekt aktuell in Deutschland und Europa einzigartig. Gegenwärtig wird der Bunker noch von Musikern als Probenraum genutzt. Für sie soll eine neue Bleibe gefunden werden.

Wie wird das Regenwasser gesammelt?

Erfasst wird künftig der Niederschlag, der auf die Bürgerweide und das Dach der ÖVB-Arena niedergeht. Südlich der Hollerallee befindet sich eine Bodensenke, in der das Wasser gefiltert und in den Hollersee weitergeleitet wird. Zusätzliche Pumpen sollen das Regenwasser dann in die riesige Zisterne im Bunker befördern.

Wie wird der Bunker umgebaut?

Zunächst sollen alle noch vorhandenen Öffnungen in der Fassade verschlossen werden. Das vorläufige Konzept sieht vor, im Hohlraum unter der Außentreppe des Bunkers eine Pumpe für die Entnahme des gespeicherten Regenwassers zu installieren. Der Zugang zum Bunkerinneren wird mit einer druckfesten Stahltür ausgerüstet. Auf dem Bunkerdach soll es eine Fotovoltaikanlage für den Betrieb der Pumpen geben. Überschüssige Elektrizität könnte dem Betriebshof des Bürgerparks zur Verfügung gestellt werden.

Wie sehen die weiteren Schritte aus?

Laut Hansewasser soll es zunächst eine Machbarkeitsstudie geben, um in die vertiefte Planung einzusteigen und auf dieser Grundlage die notwendigen Bauleistungen in Auftrag geben zu können. Die Machbarkeitsstudie umfasst auch ein Betriebskonzept für die Zisterne und das Leitungssystem sowie eine Wasserbilanz für den Bürgerpark.

Wann ist der Speicher betriebsbereit?

Für die Machbarkeitsstudie setzen Hansewasser und Umweltbehörde vier bis sechs Monate an. Die weiteren Planungen sollen bis zu 16 Monate in Anspruch nehmen. "Der Startschuss für den Betrieb könnte im Sommer 2026 fallen", heißt es in einem Papier von Hansewasser.

Wie sieht die Finanzierung aus?

Für die Herrichtung des Bunkers und das umgebende Leitungs- und Pumpensystem veranschlagt Hansewasser rund 1,5 Millionen Euro. Das Projekt, so hofft das Unternehmen, soll weitgehend aus Bundeszuschüssen finanziert werden.

Was sagen die Beteiligten?

Unmittelbarer Profiteur des Konzepts ist der Bürgerpark. Er leidet unter den Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Wetterextremen wie Starkregen und Phasen langer Trockenheit. Bürgerparkdirektor Tim Großmann stellt sich deshalb schon länger die Frage, "wie wir Niederschlagswasser im Park halten können".

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Allein für die jährlich rund 150 neu angepflanzten Bäume werden pro Wässerung und einzelner Pflanze jeweils 100 Liter benötigt. Aus Großmanns Sicht leistet das "Leuchtturmprojekt" der Großzisterne im Bürgerpark deshalb "nicht nur einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, sondern sichert auch die Zukunft des Parks", der für das Stadtklima von großer Bedeutung sei.

Für Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) steht fest: "Die Klimakrise zwingt uns zu einem Umdenken mit der Ressource Wasser. Wir wollen Wasser speichern, wenn zu viel davon da ist, um es dann in Trockenperioden zu nutzen." Zisternen anzulegen, sei ein Element der Bremer Klimanpassungsstrategie, die derzeit erarbeitet werde. Ganz ähnlich sieht es Hansewasser-Geschäftsführer Florian Franz. Alle Städte müssten Lösungen für eine "wassersensible Stadtentwicklung" finden. Das Betonmonster aus dem Zweiten Weltkrieg zu recyceln und für den Klimaschutz zu nutzen, hat aus seiner Sicht "Modellcharakter".

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