Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

VCD Bremen setzt auf ÖPNV Brötchenticket statt Brötchentaste

Statt Brötchentaste: Der Verkehrsclub Deutschland fordert ein kostenfreies Kurzstreckenticket für den ÖPNV in Bremen. Das ist nicht die erste Idee dieser Art.
31.08.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Brötchenticket statt Brötchentaste
Von Timo Thalmann

Die Rückkehr der sogenannten Brötchentaste ist aus Sicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) ein aus der Zeit gefallenes Vorhaben. Wie berichtet, will der Senat das Parkinstrument nach wochenlangen Diskussionen vor der Bürgerschaftswahl nun wiedereinführen. Mit der Brötchentaste würden ausschließlich Autofahrer privilegiert und vielfach Anreize für Kurzstreckenfahrten gegeben, moniert der VCD. Der Verein fordert stattdessen ein Brötchenticket für den Nahverkehr, also einen kostenfreien Fahrschein für kurze Hin- und Rückfahrten zu einem schnellen Einkauf. Diese Idee reiht sich ein in verschiedene Vorschläge der vergangenen Jahre, mit denen der öffentliche Personennahverkehr in Bremen gestärkt werden könnte.

Ein genaues Konzept, wie ein solches Brötchenticket in der Praxis funktionieren könnte, legt der Bremer Landesverband des Vereins nicht vor. "Wir wollen in erster Linie deutlich machen, dass endlich in andere Richtungen gedacht werden muss, als immer nur in Richtung Auto", sagt Jürgen Brodbeck, Leiter der Bremer Geschäftsstelle. Er könne sich zum Beispiel ein Kurzstreckenticket vorstellen, das entsprechenden Einkaufszielen zugeordnet ist. Das könne die Innenstadt sein, aber auch Einkaufsstraßen in den Stadtteilen. "Auch Orte wie Roland-Center, Waterfront oder Weserpark sind denkbar", sagt Brodbeck.

Freie Fahrt in der Innenstadt

Nach Ansicht von Olaf Orb, der bei der Handelskammer den Bereich Standortpolitik verantwortet, vermischt der VCD damit das Thema Brötchentaste mit der Aufgabe der Innenstadtförderung. "Die Brötchentaste hilft vor allem Einzelhandel und Handwerk in den Stadtteilen, in der City gab es nie ein flächendeckendes Angebot." Um Nahverkehr und Innenstadt zu stärken, hatte Orb vor fünf Jahren angeregt, über eine Freifahrtzone nachzudenken, die innerhalb des Dreiecks Hauptbahnhof, Sielwallkreuzung und Brill die kostenfreie Nutzung von Bussen und Bahnen erlaubt.

Als einzige Stadt in Deutschland ist so eine Zone seit Januar 2020 in Augsburg realisiert. Neun Haltestellen um den zentralen Patz der Stadt herum sind dafür ausgewiesen. Wer innerhalb dieses Bereichs bleibt, braucht kein Ticket. Auf Fahrscheinkontrollen in dem Gebiet verzichten die Stadtwerke als örtlicher Anbieter von Bussen und Bahnen.

In Bremen kam es nicht zu einem solchen Angebot, weil sich keine politischen Mehrheiten dafür fanden, der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) die Einnahmeausfälle aus dem städtischen Haushalt zu ersetzen. "Wir verschließen uns entsprechenden Idee grundsätzlich nie, brauchen aber stets eine Kompensation der jeweiligen Kosten", macht BSAG-Sprecher Andres Holling deutlich.

Lesen Sie auch

Fahren ohne Fahrschein

An der Finanzierung scheiterte auch die Realisierung eines von der SPD im Jahr 2021 vorgelegten Modells eines Bremer Tickets. Damit sollte der öffentliche Nahverkehr nach und nach vollständig fahrscheinfrei werden. Im ersten Schritt hätte ab 1. Januar 2023 dabei als Fahrschein das Vorzeigen eines Ausweisdokumentes genügt, das als Wohnort Bremen angibt. Später sollten auch Touristen und Pendler kostenfrei fahren sollen. Um die jährlich entfallenden Einnahmen von etwa 90 Millionen Euro auszugleichen, schlugen die Sozialdemokraten einen Mobilitätszuschlag in der Grundsteuer vor. Der erforderliche Durchschnittsbetrag, um allen Bremern freie Fahrt zu ermöglichen, liege dann bei circa 14 Euro im Monat pro Haushalt, rechnete die SPD vor. In Bremen erwerbstätige Pendler sollten eine Mobilitätsabgabe zahlen, Übernachtungsgäste in Hotels eine für die ÖPNV-Nutzung erhöhte City-Tax.

Umsonst-Runde mit der Linie 11 

In sehr abgespeckter Form wurde ein kostenloser Nahverkehr in Bremen bislang von Juni bis Dezember 2021 verwirklicht. So lange fuhr jeweils sonnabends eine als Linie 11 bezeichnete Straßenbahn einen Rundweg. Zwischen 11 und 18 Uhr ging es im Zehn-Minuten-Takt vom Bürgerpark über den Hauptbahnhof und dann im Ringverkehr zur Domsheide und Obernstraße. Über den Brill und Radio Bremen kamen die Bahnfahrer zurück zu Hauptbahnhof und Bürgerpark. Die Linie 11 war Teil des „Aktionsprogramms Aufenthalts- und Erlebnisqualität Innenstadt 2020-2021“, mit dem nach den Corona-Lockdowns die Innenstadt wiederbelebt werden sollte. Finanziert wurde diese Maßnahme aus dem sogenannten Bremen-Fonds. Für die einmal pro Woche fahrende Gratis-Ringbahn wurden gut 100.000 Euro an die BSAG überwiesen. Die Nachfrage war seinerzeit aber eher gering. "Die Auslastung der Fahrzeuge war natürlich schwankend, im Durchschnitt über alles waren es weniger als 1000 Fahrgäste pro Sonnabend", sagt Holling.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)