Im Land Bremen kommt es überdurchschnittlich oft zu Autounfällen, bei denen sich Menschen verletzen. Das ist ein Ergebnis einer vergleichenden Untersuchung zum Unfallgeschehen in Deutschland. Der Autovermieter Finn hat dafür Daten des Statistischen Bundesamtes und des Kraftfahrtbundesamtes für alle Bundesländer ausgewertet.
Wie schneidet Bremen ab?
In der Gesamtrangliste "der gefährlichsten Straßenverhältnisse" teilt sich Bremen den vierten Platz mit Hamburg. Schlechter schneiden die ostdeutschen Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen ab. Für das Ranking berücksichtigen die Studienersteller als Teilkategorien Unfälle mit Todesfolge, mit Schwerverletzten, mit Leichtverletzten, mit Materialschäden und mit Sachschäden. Davon ausgehend erhalten die einzelnen Bundesländer eine Bewertung zwischen null und zehn Punkten. Brandenburg erhält mit 6,4 den schlechtesten Wert, Baden-Württemberg mit 3,07 die beste Bewertung. Bremen liegt bei 5,73, Niedersachsen bei 4,4.
Welche Zahlen sind besonders hoch?
Bremen weist im Bundesländervergleich die meisten Leichtverletzten bei Autounfällen auf. Die Zahlen beziehen sich dabei grundsätzlich auf den Zeitraum Mai 2023 bis April 2024 und werden auf die Anzahl der Autofahrer umgerechnet. In Bremen gab es demnach 648 Unfälle mit Leichtverletzten je 100.000 Autofahrer. Auf den Plätzen folgen Hamburg (643) und Berlin (533). Hinter den anderen beiden Stadtstaaten reiht sich Bremen bei Unfällen mit Materialschäden ein (3514 je 100.000 Autofahrer). Gemeint sind Schäden bei den Unfallbeteiligten selbst, wohingegen Sachschäden auch öffentliches Eigentum umfassen. Ganz vorne, vor dem Saarland und Berlin, liegt Bremen in der separat erfassten Kategorie "Unfälle unter Alkoholeinfluss" (32 je 100.000 Autofahrer).
Wie sind die Zahlen zu bewerten?
Die Zahlen decken sich größtenteils mit bisherigen Erkenntnissen zum Unfallgeschehen. Der Vergleich zwischen Stadtstaaten und Flächenländern ist schwierig. Im dichten Stadtverkehr mit mitunter komplexer Verkehrsführung kommt es häufiger zu Unfällen als in Kleinstädten oder im ländlichen Gebiet. Gleichzeitig sind die Autos in Großstädten tendenziell mit geringerer Geschwindigkeit unterwegs, weshalb weniger Unfälle schwere Folgen haben. Todesfälle sind in Bremen, gemessen an der Zahl der Autofahrer, seltener als in allen Flächenländern. Die Studie erfasst für Bremen zudem 68 Unfälle mit Schwerverletzten je 100.000 Autofahrer – das entspricht exakt dem Bundesdurchschnitt. Berücksichtigt man allerdings die in Stadtstaaten höhere Unfallgefahr, gibt es in Bremen deutlich weniger Schwerverletzte als in den meisten Flächenländern.
Was muss man noch wissen?
Anhand der Zahlen lässt sich nicht verlässlich sagen, wie gefährlich man als Autofahrer lebt. Zwar erklären die Studienautoren zum Beispiel Brandenburgs hohe Unfallrate mit der Vielzahl von Autobahnen, aber grundsätzlich umfassen die Daten auch Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern oder anderen Verkehrsteilnehmern.
Wie hat sich die Verkehrssicherheit entwickelt?
In der Untersuchung wird an mehreren Stellen auf langfristig gesunkene Unfallzahlen verwiesen. Auch die Corona-Zeit wirkt dabei immer noch nach. Im Land Bremen verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr rund 21.000 Verkehrsunfälle – das sind wieder etwas mehr als in den Jahren 2020 bis 2022, aber deutlich weniger als die rund 24.000 Unfälle im Jahr 2019. Experten sehen weniger Pendlerverkehr durch neue Homeoffice-Regelungen als einen Grund dafür.
Wo sind die Unfallschwerpunkte in Bremen?
In dieser Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert: Der Stern ist und bleibt der größte Unfallschwerpunkt in Bremen. Es folgen laut Mitteilung der Innenbehörde die Schwachhauser Heerstraße und, in diesem Jahr neu auf dem dritten Rang, die Hans-Böckler-Straße in Walle.