- Verstaubt das Sprachkonzept in der Schublade?
- Was gibt es schon an Bremer Schulen?
- Was soll bald dazu kommen?
Zuletzt forderten Bildungspolitikerinnen aus Oppositions- und Regierungsparteien mehr Sprachförderung, um Bremer Schulkinder besser zu unterstützen: Dies sei aktuell "die wichtigste Stellschraube", hieß es unter anderem von den Grünen, als im Parlament über die Wissenslücken der Drittklässler diskutiert wurde. Konkret werde ein vom Parlament eingefordertes, inzwischen fertig erarbeitetes und beschlossenes Sprachförderkonzept nicht umgesetzt, kritisierten Christopher Hupe (Grüne) und Miriam Strunge (Linke). Das Konzept liege "in der Schublade", weil das Geld dafür fehle. Was das Bildungsressort tun will, um die Sprachförderung zu verstärken.
Verstaubt das Sprachkonzept in der Schublade?
"Das Konzept liegt ganz und gar nicht in der Schublade, sondern wir arbeiten mit Hochdruck daran", sagt Sibylle Seyferth, Referentin für Sprachförderung in der Behörde. Das betont auch Behördensprecherin Maike Wiedwald: "Wir machen die Primo-Sprachtests jetzt früher, wir haben das Kita-Brückenjahr eingeführt, und wir haben 2022 mehr als 3000 geflüchtete Kinder in unser Schulsystem aufgenommen." Diese Schritte seien auch Teil des Sprachförderkonzepts. Weitere Sprachförder-Pläne müssten noch mit Finanzmitteln hinterlegt werden, so Wiedwald. "Ich gehe aber davon aus, dass die Mittel dafür von den jeweiligen Gremien beschlossen werden."
Was gibt es schon an Bremer Schulen?
Jede Bremer Schule muss ein Sprachförderkonzept haben. Zudem gibt es laut Behörde an allen Grundschulen Sprachberaterinnen. Das heißt, eine Lehrkraft pro Schule wurde zur Sprachförderung geschult und muss pro Woche zwei Stunden weniger unterrichten. Sprachberater sollen Sprachtests und Förderprogramme organisieren und ihr Wissen an Kollegen weitergeben, sagt Seyferth. Sprachberater gebe es auch an Oberschulen und Gymnasien für die Sekundarstufe I und an Berufsschulen, ergänzt ihre Kollegin Mascha Beifuß. Zuletzt wurde zudem der Sprachtest Primo erweitert, den Kindern vor der Einschulung und in der Grundschule machen. Bisher wurde nur getestet, wie gut Kinder Deutsch verstehen, seit vergangenem Jahr wird auch geprüft, wie gut sie selbst sprechen können.
Sprachbildung ist laut Bildungsressort Teil der Lehrerausbildung. Im Studium gebe es eine Pflicht-Veranstaltung zu Deutsch als Fremdsprache, im Master könne dies mit einem Wahl-Modul vertieft werden. Sprachbildung sei zudem Querschnittsaufgabe im Referendariat.
Was soll bald dazu kommen?
Zuletzt zeigte der IQB-Bildungstrend, dass nur 40 Prozent der Bremer Grundschüler zu Hause ausschließlich deutsch hören. "Die Mehrsprachigkeit der Kinder sehen wir als Schatz", betont Elke Wolf, Referatsleiterin für Qualitätsentwicklung in der Behörde. Doch im Unterricht müsse man mehr darauf eingehen, dass viele Kinder mit einer anderen Sprache aufwachsen. Dazu wolle man die Fortbildungen für Lehrkräfte zum sprachsensiblen Fachunterricht und zu Deutsch als Zweitsprache (DAZ) ausbauen: "Wir brauchen mehr DAZ-Fortbildungen, weil der Bedarf groß ist", so Wolf. "Wir wollen die Schulen befragen, welche Fortbildungen sie brauchen", sagt Referentin Seyferth. Verpflichtende DAZ-Fortbildungen für alle Lehrer sind nicht geplant.
Geplant ist auch, dass zugewanderte Kinder, die zunächst in einem Vorkurs an den Schulen Deutsch lernen, diesen Kurs länger als bisher besuchen können, wenn sie dies brauchen, sagt Elke Wolf. Bisher würden Kinder an den Grundschulen meist ein halbes Jahr in den Vorkurs gehen. Manche Kinder bräuchten den Kurs aber auch für ein Jahr oder anderthalb Jahre.