Na, sind Sie genervt von der neuen Baustelle auf der Stephanibrücke? Der Bus fährt immer noch nicht wieder über die Bürgermeister-Smidt-Brücke? Wirklich ärgerlich. Und, bitte nicht vergessen: Im April ist die A-1-Brücke dran, dann die Wilhelm-Kaisen-Brücke ... besser wirds nicht, also irgendwann bestimmt, aber erst mal eher schlechter. Auf die Brücken kann man sich nicht verlassen, und aus der Zeit gefallen sind sie ja auch irgendwie – Beton und Stahl aus den Nachkriegsjahren, passt das noch zum modernen Bremen? Die Weser kann man schließlich auch anders überqueren. Es wird Zeit, über Alternativen nachzudenken. Ein paar Vorschläge.
Amphibienfahrzeuge
Amphibienfahrzeuge sind die Mobilitätslösung der Zukunft, weil das Wasser für sie kein Hindernis, sondern eine Abkürzung ist. Sie sind außerdem in stattlicher Größe erhältlich, eine Art Super-SUV sozusagen – die Autohändler im Bremer Umland könnten das Geschäft ihres Lebens machen. Eventuell ist sogar eine Förderung über das Sondervermögen der Bundeswehr drin. Ein weiterer Vorteil: Wenn der Nachbar mal wieder unkt, weil das Monstrum halb auf dem Gehweg parkt, findet sich bestimmt ein Ententeich als Alternative in der Nähe.
Linienflüge
Wer einen Flughafen hat, sollte ihn auch nutzen. Auf Mallorca gibt es ohnehin zu viele Touristen, also werden die Ballermann-Flieger dem städtischen Nahverkehr zugeführt: Start in der Bremer Neustadt, Landung auf der anderen Weserseite nach Bedarf – vielleicht sogar mit Haltewunschtaste. Das Deutschlandticket ist gültig, damit die Grünen Ruhe geben.
Helikopter
Für alle, die sich nicht in ihrem engen Ryanair-Sitz anhusten lassen wollen, sind Helikopter die bessere Wahl. Der Weg zur Arbeit wird damit zwar etwas teurer, aber auch komfortabler und schneller – auf den Dächern der großen Bremer Unternehmen findet sich sicherlich ein geeigneter Landeplatz. Der Steuerberater steht für Fragen zu Firmenfahrzeugen und der Ein-Prozent-Regelung bereit.
Seilbahn
Die CDU hat die Zeichen der Zeit schon vor Jahren erkannt: Bremen braucht eine Seilbahn. Jetzt müssen schnell findige Ingenieure her, die auf Höhe der Brücken entsprechende Konstruktionen bauen. Ideal wäre eine hohe Traglast, ungefähr im Gewichtsbereich einer handelsüblichen Straßenbahn. Dann könnte man das Gefährt einspannen und die Weser weiterhin mit der BSAG überqueren – die Touristen sprechen vorfreudig von der Bremer Schwebebahn. Falls das Fachpersonal für dieses Wunderwerk fehlen sollte, ist doch zumindest eine abgespeckte Version drin. Inspiration findet sich auf dem nächstgelegenen Kinderspielplatz.
Slackline
Was wussten die Slackline-Artisten, die im vergangenen Jahr über der Weser trainiert haben? Direkt neben der Stephanibrücke! Wahrscheinlich waren ihnen die maroden Bauwerke schon damals nicht geheuer, weshalb sie den Fluss verständlicherweise lieber auf einem dünnen Band balancierend in 50 Meter Höhe überqueren wollten. Massentauglich ist die Brückenalternative wohl kaum (und barrierefrei schon mal gar nicht), aber für die besonders Sportlichen unter Bremens Pendlern vielleicht eine Überlegung wert.
Schiffe
Es hat sich ausgetanzt auf der MS Treue, ausgespielt auf dem Theaterschiff und ausgeschlafen auf der Alexander von Humboldt. Die schwimmende Event- und Gastrobranche an der Schlachte muss sich auf ihre ursprüngliche Identität zurückbesinnen und wieder in See stechen. Fake-Schiffe, die faul am Anleger herumdümpeln, kann Bremen in diesen Zeiten nicht gebrauchen. Wenn mal wieder eine Brücke komplett gesperrt ist, wird die Treue zur Fahrrad- und Fußgängerfähre umfunktioniert – DJs und Thekenkräfte bilden die Schiffscrew. Die Alex wird entkernt und als Autotransporter eingesetzt. Ihr Namensgeber hätte es so gewollt.
U-Boot
Mit dem Weg unterhalb der Wasseroberfläche hat Bremen durchwachsene Erfahrungen gemacht. Man könnte wetten, ob der Wesertunnel fertig wird, bevor die neue Bürgermeister-Smidt-Brücke steht. Ungenutztes Potenzial gibt es vielleicht trotzdem: Im Bremerhavener Museumshafen liegt das U-Boot Wilhelm Bauer. Möglicherweise ließe sich daraus in Bremen wieder ein Tauchobjekt mit praktischem Nutzen machen. Die Doppelfunktion wäre jedenfalls klasse: Auf dem Weg zur Arbeit Experte für historische Technik werden – in einer schnöden Straßenbahn ist das nicht möglich. Die BSAG könnte den Betrieb übernehmen. Wenn Bremen schon keine U-Bahn vergönnt ist, dann zumindest ein U-Boot.