Nichts ging mehr am Montagvormittag: Der Bremer Hauptbahnhof war Anfang dieser Woche zum wiederholten Mal von einer Stellwerkstörung betroffen. Erst am frühen Nachmittag normalisierte sich der Zugverkehr wieder. Ein Stellwerk ist eine Art Kommandozentrale, von der aus Befehle für Weichen, Signale und Bahnübergänge gesteuert werden. Welcher Zug darf wann und auf welchem Gleis abfahren? Geregelte Abläufe sind die Voraussetzung dafür, dass der Verkehr auf der Schiene rollt.
Am Montag funktionierte das nicht. Ursächlich sei ein Fehler in einem Motorschalter gewesen, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) auf Nachfrage. Probleme im Stellwerk gehören zu den gängigen Ursachen für Verspätungen und Ausfälle im Zugverkehr. Reisende am Bremer Hauptbahnhof hatten diese Erfahrung bereits im Juli machen müssen, nachdem die Stromversorgung im Stellwerk durch ein defektes Bauteil unterbrochen worden war.
Während Stellwerkstörungen häufig zu größeren Ausfällen führen, betreffen andere bekannte Bahn-Probleme eher einzelne Fahrten oder bestimmte Streckenabschnitte. Wer regelmäßig mit dem Zug unterwegs ist, kennt und fürchtet die entsprechenden Durchsagen in den Zügen und Bahnhöfen. Welche gängigen Störungen es gibt und was sich dahinter verbirgt – ein Überblick.
Verzögerungen im Betriebsablauf
Diese Angabe ist häufig bei Verspätungen zu hören oder in der App der Deutschen Bahn zu lesen. Genau genommen handelt es sich dabei aber um "keine klar definierte und abgegrenzte Ursache von Verspätungen", wie der Antwort auf eine Grünen-Anfrage im Bundestag zu entnehmen ist. Genutzt wird sie dennoch für verschiedene Störungen, die im Betriebsablauf gängig sind. Ein klassisches Beispiel ist ein überfüllter Nahverkehrszug, der in kurzer Folge an mehreren Bahnhöfen hält. Steigen viele Fahrgäste ein und aus, dauert es, bis sich die Türen schließen und der Zug weiterfahren kann. Die kleine Verspätung an jeder Station summiert sich zu mehreren Minuten.
Technische Störung
Eine technische Störung kann zu größeren Verspätungen oder Zugausfällen führen. Dabei unterscheidet die DB zwischen Störungen an den Fahrzeugen und Störungen an der Leit- und Sicherungstechnik. Erstere waren in der Vergangenheit für etwa zehn bis zwölf Prozent aller Verspätungsminuten im Fernverkehr der DB verantwortlich, Letztere machten einen Anteil von sechs bis acht Prozent aus. Das geht aus den Antworten auf die Grünen-Anfrage hervor. Ein technischer Defekt kann zum Beispiel die Bremsen des Zuges betreffen. Im Sommer 2022 hatte die DB deshalb kurz vor Osnabrück einen Intercity aus Bremen evakuieren müssen. Erst Mitte September war ein ICE wegen eines technischen Defekts zwischen Langwedel und Verden liegen geblieben. Solche Störungen betreffen oft auch den Folgeverkehr – insbesondere, wenn Fahrgäste evakuiert werden müssen.
Personen im Gleis
Die Bezeichnung ist selbsterklärend, aber die Hintergründe unterscheiden sich. Spielende Kinder, jugendliche Mutproben, Graffiti-Sprayer, Abkürzungen über das Gleis oder Auto- und Radfahrer, die an Übergängen Warnsignale ignorieren – teils massive Verspätungen im Zugverkehr sind die Folge. Im schlimmsten Fall kommt es zu tödlichen Unfällen. Im Oktober vergangenen Jahres war ein Fahrradfahrer an einem Bahnübergang in Huchting ums Leben gekommen, im Mai 2023 ein Kleinkind auf der Strecke zwischen Oslebshausen und Walle gestorben. Manchmal werden Reisende auch gänzlich unverschuldet zu "Personen im Gleis": Im Fall des zwischen Langwedel und Verden gestrandeten ICE mussten die Fahrgäste auf offener Strecke in einen anderen Zug evakuiert werden.
Warten auf Anschlussreisende
Diese Meldung birgt besonderes Aufregerpotenzial, weil sie in gewisser Weise Konflikte zwischen Reisenden schürt. Wartet ein Zug auf einen anderen, freut das diejenigen, die umsteigen müssen – wer bereits im Zug sitzt, ärgert sich über die entstehende Verspätung. Rund drei bis fünf Prozent der Verspätungsminuten im Fernverkehr entfallen nach DB-Angaben auf wartende Anschlusszüge. Die Entscheidung, wann ein Zug wartet und wann nicht, ist für Reisende nicht immer nachvollziehbar. Die DB betont, dabei keinen starren Regeln zu folgen, sondern im Einzelfall zu entscheiden. Relevant seien zum Beispiel die Zahl der betroffenen Reisenden, die Alternativverbindungen und die Belegung der Gleise. In manchen Fällen führe schon ein kurzes Warten zu einem "Dominoeffekt", der sich über ganz Deutschland erstrecke.