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Sicherheit im ÖPNV BSAG: Mehr eskalierende Konflikte zwischen Fahrgästen

Zuletzt kam es in Bremer Straßenbahnen zu mehreren Gewalttaten, der Angriff auf eine Trans-Frau löste große Anteilnahme aus. Die BSAG berichtet von mehr Konflikten zwischen Fahrgästen. So reagiert sie.
07.09.2022, 19:15 Uhr
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BSAG: Mehr eskalierende Konflikte zwischen Fahrgästen
Von Björn Struß

Zuletzt haben in Bremen gleich mehrere Gewalttaten für Aufsehen gesorgt, zu denen es in einer Bahn oder an einer Haltestelle der BSAG gekommen war. Von Januar bis Juni hat das Verkehrsunternehmen deutlich mehr eskalierende Streitereien zwischen Fahrgästen registriert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. BSAG und Polizei versuchen, diesen Trend mit technischen Mitteln zu stoppen.

Groß war die Anteilnahme nach dem Angriff von bis zu 15 Jugendlichen auf eine Trans-Frau in der Linie 4 am vergangenen Sonnabend. Die 57-Jährige kam mit schweren Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus. Wie berichtet, versammelten sich am Montag rund 250 Menschen an der Schwankhalle in der Neustadt, um ihr Entsetzen zum Ausdruck zu bringen.

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Ebenfalls am Sonnabend eskalierte in einer Straßenbahn ein Drogendeal. Das Ende: Zwei Jugendliche stachen gemeinsam auf einen 30-Jährigen ein, an der Haltestelle Wilhelm-Kaisen-Brücke stiegen sie aus. Die Polizei konnte die Täter noch in derselben Nacht stellen. Am Sonntag, 28. August, spielte sich eine Gewalttat an der Haltestelle Truperdeich in Lilienthal ab. Ein 55-Jähriger beschwerte sich über die laute Musik einiger Jugendlicher in der Linie 4. Beim Aussteigen wurde er so heftig geschubst, dass er schwere Kopfverletzungen erlitt.

Ist diese Häufung von Gewalttaten Zufall, oder wird es tatsächlich gefährlicher, Bus und Bahn zu fahren? "Durch Corona ist es zu einer deutlichen Zunahme der Zwischenfälle gekommen", erklärt BSAG-Sprecher Andreas Holling. In die Statistik des Verkehrsunternehmens gingen nicht nur Gewalttaten ein, sondern etwa auch Pöbeleien zwischen Fahrgästen oder Beleidigungen der Fahrer. "Im Jahr 2018 haben wir 380 Vorfälle erfasst, 2021 waren es 650", berichtet Holling. Zu erklären sei dies im Wesentlichen mit einem Wort: Maskenpflicht. Im vergangenen Jahr kam es in den Bussen und Bahnen in diesem Zusammenhang zu über 200 Streitereien.

Für das laufende Jahr ergibt sich ein differenziertes Bild. Einerseits ist die Zahl der Vorfälle laut Holling im ersten Halbjahr insgesamt um zehn Prozent zurückgegangen. Ursache ist unter anderem, dass die Maskenpflicht inzwischen weniger streng kontrolliert wird. Diese Konflikte erfasst die BSAG als "Schwierigkeiten mit Fahrgästen". "Gleichzeitig erleben wir bei den Streitigkeiten zwischen Fahrgästen eine deutliche Steigerung der Zahlen", sagt Holling.

Um diesem Problem zu begegnen, gibt es in den neuen "Nordlicht"-Bahnen an jeder Tür die Möglichkeiten, per Tastendruck direkt mit dem Fahrer zu sprechen. "Dieser erhält dann in seiner Kabine dann ein Kamerabild, um zu wissen, was los ist", erläutert Holling. Die BSAG plane, dieses Bild in Notfällen künftig auch in die Leitstelle zu übertragen. Auch die Polizei versucht, der Gefahr mit technischen Mitteln zu begegnen. Am Hauptbahnhof, einem Schwerpunkt für eskalierende Situationen, hat sie Notfallsäulen errichtet. In neongelb sind sie schnell zu finden und ermöglichen es, direkt mit der Polizei zu sprechen.

Die CDU-Fraktion hat für die Stadtbürgerschaft in der kommenden Woche eine Aktuelle Stunde beantragt, um über die Sicherheit im ÖPNV zu diskutieren. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Angriffe auf Menschen in unserer Gesellschaft salonfähig werden, nur weil die Täter meinen, sie kämen ungeschoren davon“, erklärt Sina Dertwinkel, Fraktionssprecherin für Gleichberechtigung.

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