Aleksandra Hemms hatte in den letzten Wochen viel zu tun. Der erste Wettkampftag der drei Bundesligen in der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) sorgte am vergangenen Wochenende für ein volles Haus in der Sporthalle des Bundesstützpunktes auf dem Campus der Universität Bremen. „Ich habe ein positives Feedback bekommen“, berichtet Hemms, „aber es ist schon erstaunlich, was so ein Wettkampf alles mit sich bringt.“ Doch die Abteilungsleiterin und Trainerin der Turnerinnen von Bremen 1860 ist mit Unterstützung der anderen Trainerinnen und der Eltern erfolgreich in die großen Fußstapfen der 2023 verstorbenen Larissa Drygala getreten. Und erfolgreich war der Wettkampf ihrer Schützlinge auch, so Hemms: „Wir sind sehr glücklich“.
Turnen fürs Team
Nur Bayer 04 Leverkusen und der Berliner TSC waren in der Staffel A besser als die Bremerinnen. Der dritte Platz würde für den sicheren Klassenerhalt in der Bundesliga reichen. Doch geht auch mehr? „Erster werden wir nicht, das schaffen wir nicht, das wissen wir. Aber Platz zwei wäre möglich.“ Das würde die Qualifikation zur Finalrunde bedeuten. Die Bundesliga sei etwas ganz Besonderes, meint Hemms. Anders als bei den Deutschen Meisterschaften, wo jede Gymnastin nur für sich turnt, gebe es hier ein viel größeres Mannschaftsgefühl.

Aleksandra Hemms freut sich über das Team und den guten Ablauf des Wettkampfs.
Zwölf Wertungen gehen pro Wettkampftag in das Ergebnis ein, drei Übungen pro Gerät: Reifen, Band, Keulen und Ball. Am Ende entscheidet das Gesamtergebnis über die Platzierung und die Ranglistenpunkte. „Man muss wirklich versuchen, aus jeder Übung das Beste herauszuholen, um die höchste Punktzahl zu erreichen“.
Unterstützung aus der Kiss-and-Cry-Ecke
Dass das nicht immer gelingt, weiß auch die Trainerin. So wurde eine Übung mit dem Ball regelrecht „verturnt“, wie man in dieser Sportart sagt. Für den Rest der Mannschaft bedeutete das, sich noch einmal besonders zusammenzureißen und die verlorenen Punkte in den anderen Übungen zu holen. "Da sitzen dann alle in der Kiss-and-Cry-Ecke, schreien für ihre Teamkolleginnen und motivieren sich gegenseitig", berichtet Hemms stolz, "das finde ich echt cool".
Neun Gymnastinnen gehören zum Bremer Kader, sechs von ihnen kamen am Wochenende zum Einsatz. Darunter auch die 12-jährige Diana Schneider, die 16,600 Punkte mit den Keulen erturnte. Keine fehlerfreie Leistung, aber das war überhaupt nicht dramatisch", so Hemms. Gerade die Jüngsten müssen noch lernen. Für ihren ersten großen Wettkampf habe es einfach Spaß gemacht.

Wie lange wird Julia Stavickaja noch für Bremen 1860 antreten?
In der Bundesliga dürfen auch ausländische Sportlerinnen eingesetzt werden, doch der Bremer Verein geht, auch finanziell bedingt, einen anderen Weg: „Wir versuchen, viele junge Talente an das Team heranzuführen, denn Sandy und Julja bleiben ja auch nicht ewig“. Sandy Kruse will nach dem Abitur in den Nationalkader nach Schmieden zurückkehren, die erfahrene Olympiateilnehmerin Julia Stavickaja studiert Jura an der Universität Bremen. Wegen ihres zweiten Staatsexamens wird sie in beim zweiten Wettkampftag in Dillenburg nicht an den Start gehen.
Ein Plan B muss her, wenn die beiden Erfahrensten demnächst nicht mehr für den Verein auflaufen. Da hilft es, dass auch die zweite Mannschaft von Bremen 1860 erfolgreich in die dritte Liga gestartet ist und den zweiten Platz erkämpft hat. „Das ist eine ganz junge Mannschaft, die hat sich richtig gut präsentiert“, berichtet Hemms, die "Gänsehaut bekomme", wenn sie über die Leistung nachdenke.
Es war also ein gutes Wettkampfwochenende für Bremen 1860. Aleksandra Hemms resümierte: „RSG ist im Kommen.“ Das unterstrich auch die volle Halle, die 1860 vom Bundesstützpunkt angemietet hatte. Denn dort fanden sich nicht nur die Sportlerinnen ein, sondern auch sehr viele Zuschauer, die die Athletinnen unterstützten. Für die Organisatorin und Trainerin ein „tolles Gefühl“.