Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Laufveranstaltung Marathon-Zoff ohne Ende

Das Hickhack um den Bremen-Marathon sollte sich 2022 nicht wiederholen..Doch der Veranstalter-Streit beschäftigt den DLV-Rechtsausschuss, beim Bremer Amt liegen zwei Anträge für ein- und dasselbe Rennen vor.
17.05.2022, 15:04 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Marathon-Zoff ohne Ende
Von Olaf Dorow

Ein Marathon kann sich ziehen, der Streit um einen Marathon auch. In viereinhalb Monaten soll es wieder so weit sein: Am 2. Oktober soll vor dem Rathaus der Startschuss zu einer Bremer Traditionsveranstaltung abgefeuert werden. Die große Läuferschar soll losrennen, um zehn Kilometer, einen halben oder einen ganzen Marathon zu schaffen. Ob es aber der "17. SWB-Marathon" oder der "18. Bremer Marathon" wird, ist noch keine beschlossene oder verkündete Sache. Hinter dem SWB-Marathon steht als Veranstalter der Bremer Leichtathletik-Verband (BLV), federführend vertreten von Matthias Reick. Hinter dem konkurrierenden Anbieter steht der Marathon Club Bremen (MCB) mit Utz Bertschy. Ein Rennen, zwei Anbieter, ein Konflikt: So geht das nun schon ins zweite Jahr.

Beim zuständigen Amt für Straßen und Verkehr (ASV) liegen zwei Anträge auf Genehmigung vor. Beide sind nach Auskunft des übergeordneten Senatsressorts am selben Tag eingereicht worden, am 6. September des vergangenen Jahres. Womöglich war das nicht ganz zufällig so. Noch in dieser Woche sollen beide Bewerber angeschrieben werden. Bis Mitte Juni sollen die in beiden Fällen noch fehlenden Unterlagen nachgereicht werden. Danach werde entschieden, wer eine Genehmigung erhält.

Lesen Sie auch

Im vergangenen Jahr hatte sie der BLV erhalten. Die MCB-Unterlagen seien unvollständig und nicht genehmigungsfähig, hieß es. Damit war quasi ein Wechsel manifestiert. Viele Jahre lang hatte Utz Bertschy den Bremen-Marathon veranstaltet. Im Frühjahr 2021 entzogen die großen Sponsoren des Rennens, voran Namensgeber SWB, Bertschy öffentlich das Vertrauen und wandten sich dem BLV zu. Verknappt dargestellt, lobten sie Bertschys Sportkompetenz und Engagement sehr – und rügten sein Geschäftsgebaren ebenfalls sehr.

Utz Bertschy sah und sieht darin eine Art feindliche Übernahme durch Matthias Reick beziehungsweise den Verband. Der habe sich jahrelang überhaupt nicht um die Veranstaltung gekümmert. Statt den MCB zu unterstützen, behindere er ihn. "Es ist ein Unding, dass der Verband die komplette Veranstaltung klaut", sagt Bertschy. Laut Satzung dürfe der Verband doch gar nicht als Marathon-Veranstalter und damit als Konkurrent auftreten.

Konträrer könnten die Positionen kaum sein. Position BLV, wieder vereinfacht dargestellt: Er bewahrt eine große Laufveranstaltung vor dem Aus, dazu ist er schon laut Satzung gehalten. "Wir haben ihm mitnichten etwas weggenommen. Die Sponsoren sind auf uns zugekommen, weil niemand mehr mit Utz Bertschy zusammenarbeiten wollte", bestätigt auch BLV-Präsident Philipp Mehrtens. Der BLV sieht dabei die Stadt und den Geldgeber hinter sich. Bertschy sei "schon lange kein vertrauenswürdiger Partner mehr gewesen", sagte SWB-Chef Torsten Köhne im September 2021 auf einer Pressekonferenz im Rathaus. Sportsenatorin Anja Stahmann sagte sinngemäß, der Lauf solle von denjenigen durchgeführt werden, die die wirtschaftliche Basis sichern, also von der SWB und ihren Partnern. Sie begrüßte es ausdrücklich, dass es eine langfristige Partnerschaft sein soll.

Lesen Sie auch

Der Konflikt landete auf Betreiben der Bertschy-Fraktion vor dem Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Hat der Bremer Verband korrekt gehandelt oder hat er gegen seine Satzung verstoßen? Darf er als Veranstalter auftreten? Mit solchen Fragen befasst sich das Gremium, dem seit Längerem Stellungnahmen beider Parteien vorliegen. Die entscheidende Kammer des Ausschusses werde "über den Fall zeitnah beraten und dann entweder weitere verfahrensleitende Verfügungen treffen oder über den Fall final entscheiden". So teilte es der Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Kreißig am Dienstag auf Anfrage des WESER-KURIERS mit.

Im März war eine online abgehaltene Güteverhandlung gescheitert. Man sei unter bestimmten Voraussetzungen zu einer Einigung bereit gewesen, sagt Matthias Reick. Utz Bertschy habe aber erneut eine Frist verstreichen lassen. Bertschy bestreitet das vehement. Auch er sei im Sinne des Sports zur Kooperation bereit. "Von Güte war da aber nichts zu spüren", sagt er, sehr ernüchternd sei der Termin gewesen. Keine zwei Minuten seien nach dem Online-Meeting vergangen, da habe die Gegenseite bereits Bedingungen gemailt.

So setzt sich ein Hickhack fort, das eigentlich niemand haben möchte. Corona hatte schon genug Probleme gemacht. 2020 war der Marathon, der traditionell am ersten Sonntag des Oktobers durch Bremen führt, abgesagt worden. 2021 sah das genehmigte Hygienekonzept eine Teilnehmer-Beschränkung vor, in Summe liefen schließlich rund 2700 Menschen durch die City. Vor Corona waren es circa 8000. Wer sich für das Rennen 2022 anmelden möchte, kann das derzeit für den 17. SWB-Marathon machen. Die online einsehbare Teilnehmerliste weist aktuell einen Stand von knapp 1800 Anmeldungen aus.

Utz Bertschy rechnet den 2020 ausgefallenen Lauf mit und kommt deswegen auf den "18. Bremer Marathon" am 2. Oktober. Das Anmeldeportal dazu werde Mitte Mai öffnen, steht auf der Homepage. Die Startgebühren sind definiert, der Meldeschluss auch. Wer allerdings auf den Reiter "Anmeldung" klickt, gelangt zur Information: "Veranstaltung zur Zeit nicht verfügbar!"

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)