Ende Mai dieses Jahres haben die Bremer Bürger entschieden, dass das Rennbahnareal in der Bremer Vahr nicht bebaut wird. Seither aber ist unklar, wie das etwa 30 Hektar große Gelände im Bremer Osten genutzt werden soll. Der Bremer Rennverein, der seit 1907 auf dem Areal ansässig war, zeigt sich verwundert darüber. Denn der Traditionsklub möchte auch in Zukunft Renntage auf der Galopprennbahn veranstalten – und hat diese Absicht nun noch einmal in einer Pressemitteilung öffentlich gemacht.
„Wir sind irritiert, dass wir allem Anschein nach noch immer nicht mit unserem Anliegen wahrgenommen werden“, sagt Frank Lenk, Vorstandsmitglied und Pressesprecher des Bremer Rennvereins, in Richtung des Bremer Senats. Schließlich habe man in der Vergangenheit immer wieder seine Position klargemacht. „Wir sehen uns als Teil des neuen Nutzungskonzeptes, das eine breite Vielfalt an Veranstaltungen umfassen sollte.“ Der Rennverein könne sich vorstellen, drei Rennen im Jahr auszurichten, erklärt Lenk. „Aber wir fragen uns: Was hat die Stadt vor? Gibt es überhaupt schon ein Konzept?“
Mehrfach, betont Lenk, habe man bei der Wirtschaftsförderung Bremen und Senatorin Maike Schaefer Gesprächsbedarf angemeldet. „Wir werden aber ignoriert und erhalten keinen Termin“, sagt der Vereinssprecher. Für den Klub sei dies eine sehr unbefriedigende Situation, da in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen könnte, dass kein Interesse an der Fortführung des Rennbetriebes bestünde, „aber das ist falsch“, sagt Lenk. Bei der aktuellen Vorgehensweise zum Thema Galopprennbahn sei kein Fahrplan zu erkennen, heißt es in der Vereinsmitteilung. „Wir beobachten die Situation seit Monaten und stellen uns die Frage, ob die Stadt Bremen überhaupt noch Herr des Verfahrens ist“, so Lenk. „Wenn etwas in Sachen Rennbahn unternommen wird, geht dies von der Bürgerinitiative aus. Das wirft kein gutes Licht auf die Politik.“
Vor dem Hintergrund, dass der Rennverein, dessen Pachtvertrag vonseiten der Stadt aufgrund der ursprünglichen Bebauungspläne zum Ende des Jahres 2017 gekündigt worden war, keineswegs freiwillig von der Bahn gegangen sei, erwarte der Rennverein nun nach dem gewonnenen Volksentscheid, „dass die zuständigen Stellen das Gespräch mit uns suchen.“ Die Politik könne nicht so tun, als hätte es die letzten Jahrzehnte gar nicht gegeben.
„Wir sind gesprächsbereit“
Zurzeit ist der Bremer Rennverein jedenfalls ohne Heimstätte und tritt deshalb auch nicht als Ausrichter von Galoppveranstaltungen auf. Gedankenspiele, womöglich auf andere Rennbahnen wie etwa in Rastede auszuweichen (der WESER-KURIER berichtete), sind auf Eis gelegt. „Natürlich ist es für uns als Verein unbefriedigend, wenn wir nicht als Veranstalter sichtbar sind. Das macht auch unsere Mitglieder nervös. Aber es wäre ein falsches Signal, wenn wir uns jetzt woanders positionieren“, sagt Frank Lenk. Vielmehr sei der Rennverein bestrebt, in der Vahr wieder Renntage zu veranstalten.
Entsprechend forsch geht der Klub nun in die Offensive. „Wir sind gesprächsbereit“, sagt Lenk. Sein Ziel: „Wir wollen eine Grundlage schaffen, auf der wir uns bewegen können.“ Eine Grundlage, die es möglich machen soll, dass wieder Pferde auf dem Rennoval laufen. Für 2020 wäre das in der Umsetzung sehr sportlich und kaum realistisch, sagt Lenk mit Blick auf organisatorische Hürden. „Dann müsste man schnell Fakten schaffen.“