Der Pferdesportverband liebäugelt mit regelmäßigen Turnier-Formaten, die irgendwann in näherer oder fernerer Zukunft auf dem Rennbahngelände zwischen Hemelingen und der Vahr stattfinden könnten. Reinhard Peschel, Sprecher des Ballonsportvereins, denkt eher an ein anderes Tier, wenn es darum geht, was künftig auf dem Gelände im Bremer Osten passieren soll.
„Wir könnten uns dort wieder Fuchsjagden vorstellen“, sagt der passionierte Ballonfahrer. Gemeint ist der gleichnamige Wettkampf zwischen mehreren Heißluftballon-Teams, bei dem eines als „Fuchs“ startet, dessen Zielmarkierung die anderen möglichst genau treffen müssen. „Das ist nicht nur für uns Ballöner eine Riesensache“, sagt Peschel. „So ein Event kann ein richtiges Volksfest werden.“ An sich wäre ein Ballon-Meeting auf der Rennbahn nicht neu – bereits Anfang der 2000er-Jahre wurde dort der „Kellogg‘s Tiger“-Ballon gejagt, organisiert damals noch vom Bremer Verein für Luftfahrt.
„Das wäre allerdings keine Sache, die man von heute auf morgen machen könnte und nicht ohne Sponsoren“, sagt der ehemalige Deutschland-Chef der französischen Containerreederei CMA CGM, eben so wenig seien Meetings mit deutschlandweiten oder sogar internationalen Teilnehmern etwas, das man jedes Jahr ausrichten könne. Aber die Luftfahrer denken nicht nur in großen Dimensionen: Sie können sich auch Einzelstarts und -landungen in regelmäßiger Form auf dem Areal vorstellen. Schon jetzt heben laut Peschel immer mal wieder Heißluftballone in der Nähe des Atlantic-Hotels ab. „Vor Kurzem erst waren zwei Kollegen aus Hamburg da“, sagt er.
Immer mehr wollen an der Zukunft arbeiten
Wie die Ballonfreunde auch, so diskutieren derzeit an vielen Orten Vereine und Initiativen über die Nutzungsmöglichkeiten für das rund 30 Hektar große Gelände. Viele melden sich auch bei Andreas Sponbiel und den Mitstreitern der Bürgerinitiative (BI), auf deren Betreiben hin der am Ende erste erfolgreiche von Bremer Bürgern initiierte Volksentscheid entstanden war. „Seit dem Volksentscheid weiß jeder, dass wir in Bremen überhaupt eine Galopprennbahn haben“, sagt Sponbiel. „Nun werden es immer mehr, die an ihrer Zukunft arbeiten wollen. Viele Projekte konkretisieren sich.“
Er selbst weiß von 13 Interessenten, die ihre Pläne und Konzepte beim Runden Tisch, den Maike Schaefer (Grüne), Senatorin für Stadtentwicklung ins Leben rufen will, einbringen wollen. Darunter sind neben dem Ballonsportverein auch viele Sportvereine aus den rennbahnnahen Quartieren. Sie wünschen sich, eine gemeinsam genutzte Mehrzweckhalle auf dem Gelände. Ebenso gibt es Überlegungen, die ehemaligen Geschäftsräume des Rennvereins – der selbst ebenfalls Teil einer neu genutzten Galopprennbahn sein möchte, wie Sprecher Frank Lenk betont – zu einer Kindertagesstätte umzubauen. Andere denken über Veranstaltungen wie einen Winterzirkus, Musik-Events oder „Drohnen-Racing“ nach. Sponbiel: „Alleine schon das Treffen vom Landessportbund Mitte September zeigt, dass es in Bremen den Willen gibt, etwas gemeinsam zu machen.“
Den ersten größeren Aufschlag in offiziellem Rahmen wird es beim Treffen des Regionalausschusses am Montag, 28. Oktober, geben. Der Runde Tisch wird erst 2020 seine Arbeit beginnen. Derzeit werde eine Struktur für seine Vorgehensweise ausgearbeitet, sagt Schaefers Ressortsprecher Jens Tittmann. Die Bau- und Stadtentwicklungsbehörde hat offiziell die Führung des Gesamt-Projekts. „Wir sehen uns aber als einen von vielen Playern“, sagt Tittmann. Aus diesem Grund solle der Runde Tisch auch von neutralen Personen moderiert werden. Vermieden werden soll damit, dass sich – wie in den Wochen vor dem Volksentscheid – zwei inhaltliche Fronten bilden.
Möglich ist, das hatte die Senatorin bereits in der Bürgerschaft angekündigt, dass bestimmte Teile des Geländes schon vor einem Konsens des Runden Tisches zum Beispiel an Zwischennutzer vergeben werden. Auch könnten neue Wege durch das Gelände gebahnt werden, wenn die Golfer wie jüngst beschlossen Anfang des neuen Jahres abgezogen sind. Noch ist die Golf-Range selbst für die Pflege ihres Grüns zuständig. In Zukunft wird sich die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) als die für das Gelände zuständige städtische Gesellschaft darum kümmern. Die nicht von den Golfern bespielten Rasenflächen werden derzeit von einem Mitarbeiter der WFB in Form gehalten, teilt Sprecherin Andrea Bischoff mit. Die Kosten für die Grünpflege lagen laut WFB im Jahr 2018 bei rund 50.000 Euro. Zu mähen hat der Mitarbeiter laut der Sprecherin seit dem Ende des Rennbetriebs allerdings weniger: „Das Gras wird nicht mehr so kurz gehalten, weil so die Weiterverwendung als Tierfutter möglich ist.“
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