Ende des Monats sollte Schluss sein. Die vom Senat im April aufgelegte Corona-Soforthilfe für Sportvereine im Lande Bremen von insgesamt einer Million Euro war mit einer Frist versehen. Diese war zuletzt im September verlängert worden. Stichtag 30. November. Am Dienstagnachmittag beschloss die Sportdeputation: Der Topf wird auch noch im Jahr 2021 zur Verfügung stehen. Genauer gesagt: der Rest der Million. Das sollen nach Schätzungen aus dem Hause von Sportsenatorin Anja Stahmann rund 300.000 Euro sein. Damit das Geld zum Jahreswechsel nicht ersatzlos in den Gesamthaushalt zurückfließt, bereitet Stahmann nach Auskunft ihrer Behörde „in Abstimmung mit dem Senator für Finanzen nun entsprechende haushaltstechnische Maßnahmen vor“.
Bis zum 11. November sind laut Behörde 677.000 Euro an die Vereine ausgezahlt worden, bis zum Jahresende rechnet man mit 700.000. Um Einnahmeverluste durch ausgefallene Veranstaltungen und Kurse oder Vereinsaustritte aufzufangen, konnten die Vereine jeweils bis 5000 Euro Hilfe beantragen, bei einer drohenden Insolvenz zusätzlich 20.000 Euro.
Demnächst soll die Antragssumme von 5000 auf 12.000 Euro erhöht werden, die maximale Bezuschussung beträgt weiterhin 25.000 Euro pro Verein. Auch Folgeanträge sind möglich. Bislang sind in Bremen 129 Anträge genehmigt worden, davon 33 als Folgeanträge. Die Zahlen für Bremerhaven: 53 Anträge, davon 21 Folgeanträge. Heißt: Von den knapp 400 Vereinen, die im Landessportbund Bremen (LSB) gelistet sind, hat bis jetzt rund ein Drittel Zuschüsse bekommen.
Zum Beispiel das Tanzcentrum Gold und Silber in Walle. Keine Turniere, keine Gruppen, keine Kurse, und überhaupt Tanzpaare höchstens, wenn sie Ehepaare sind. Von den 200 Mitgliedern hätte man circa 50 bis 60 verloren, berichtet Vereinschef Christoph Rubien. Tanzen, so gesund es auch sein mag, bedeutet Kontakt, Kontakt bedeutet: ein Problem in Corona-Zeiten.
Rubien ist sehr froh über die staatliche Hilfe. Zweimal 5000 Euro habe sein Verein schon erhalten. Andererseits ist es auch bei der Sport-Hilfe ein bisschen so wie im richtigen Sport. Das richtige Timing ist notwendig, wenn es gelingen soll. Um nicht in Schieflage zu geraten und in eine Insolvenz zu schlittern, muss Rubien rechtzeitig den 20.000er-Antrag stellen.
Hat er jedoch gerade die 5000 Euro Hilfe bekommen, ist er quasi nicht arm genug. Kann sein Verein für das Sportamt als derzeit nicht existenzbedroht gelten. Vereinfacht dargestellt: Rubien würde vom Sportamt die 20.000 Euro womöglich erst dann bekommen, wenn er schon längst hätte zum Amtsgericht gehen und Insolvenz beantragen müssen. „Es ist nicht so leicht, den Zeitpunkt zu treffen, wann welcher Antrag sinnvoll ist“, sagt Rubien. Der Gold-Silber-Chef hofft, dass ihm das gelingt – und dass möglichst viele der ausgetretenen Mitglieder wieder eintreten, wenn sein Verein den Sport-Lockdown überstanden hat.
Diese Hoffnung besteht überall. „Ich kann nur appellieren, den Vereinen treu zu bleiben. Sie haben bewiesen, wie leidensfähig sie sind“, sagt Karoline Müller, Geschäftsführerin beim LSB. Beim LSB geht man davon aus, dass die Pandemie, die seit Monaten zu teilweise erheblichen Einschränkungen oder gar Leerlauf geführt hat, zu einem Rückgang der Mitgliederzahlen um rund fünf bis zehn Prozent führen wird. Genaue Zahlen würden erst im Februar oder März vorliegen, sagt Karoline Müller. Weil Vereine unterschiedliche Kündigungsfristen haben und an den LSB melden, könne erst demnächst mit der Erhebung der Zahlen begonnen werden.
Anschließend werden sie aufbereitet und seziert. Welche Altersgruppen, welche Sportarten hat es in welchem Umfang getroffen? Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) rechnet für Deutschlands Sportvereine, denen in Summe 27 Millionen Menschen angehören, mit einem Rückgang um zehn Prozent. Die vorsichtige Bremer Schätzung liegt also etwas unter der nationalen, das wäre dann mal nicht der oft genug erreichte letzte Platz für das kleinste Bundesland.
Was nicht nur, aber vielleicht auch mit dem früh aufgelegten Sondertopf Sport des Senats zusammenhängt. „Wir haben uns sehr schnell wertgeschätzt gefühlt, der Senat hat sehr schnell ein Signal gesetzt“, sagt Karoline Müller. Im Vergleich zu anderen Hilfsprogrammen in anderen Bereichen sei das sehr zügig passiert. Man könnte auch sagen: Ein bisschen systemrelevant scheint der organisierte Sport mit all seinen Haupt- und Nebeneffekten dann doch zu sein.
Investitionen für Sportanlagen für 2021 vorgestellt
Auf der Sitzung der Sportdeputation hat Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) die Planungen für Investitionen in Sportanlagen vorgestellt. Gesamtvolumen: rund drei Millionen Euro. Das Geld kommt jeweils zur Hälfte aus den regulären Sanierungsmitteln der Stadt und dem Investitionspaket des Bundes zur Förderung von Sportstätten. Laut einer Pressemitteilung aus dem Hause der Sportsenatorin betrifft der größte Ausgabe-Posten den Bau eines Kunstrasenplatzes auf der Sportanlage Rablinghausen. Rund 865.000 Euro betrage das Kostenvolumen. Der Platz soll nach Fertigstellung vom TS Woltmershausen und vom TSV Hasenbüren genutzt werden können. Auch die Flutlichtanlage wird erneuert und mit einer LED-Beleuchtung versehen. Für 475.000 Euro sollen die beiden Kunstrasenspielfelder an der Sportanlage Rollsportstadion saniert werden. Zu einem Viertel von der Stadt und drei Vierteln vom Bund soll eine Sanierung des Sportgebäudes Bockhorner Weg in Lüssum finanziert werden. Zusätzlich zu den 366.000 Euro für Außenumkleideräume und das Dach sollen 110.000 Euro für die Sanierung der Lüftungsanlagen und der Hallenheizung bereitgestellt werden. Für kleiner Sanierungsarbeiten würden nach den Planungen noch 71.000 Euro zur Verfügung stehen.