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U17-Beachhandball Vier Bremer holen WM-Silber in Tunesien

Die Bremer U17-Beachhandballer haben bei der WM in Tunesien Silber gewonnen. Trotz der Enttäuschung über die Niederlage im Finale, überwiegt der Stolz. So geht es nun weiter für den talentierten Nachwuchs.
25.06.2025, 18:00 Uhr
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Von Olaf Kowalzik

Dieses Mal erlebte Theo Jakobi alles bis zum Schluss mit. Zum Glück, denn Vize-Weltmeister wird man bei bis zu 35 Grad im heißen Sand von Tunesien ja auch nicht alle Tage. Zunächst traf den U17-Beachhandball-Nationalspieler und seine Bremer Mitspieler Finn Jacobsen (beide HC Bremen), Mads Krüger und Tayo Rodriguez (beide ATSV Habenhausen) jedoch die brutale Leere, die sich unmittelbar nach dem verlorenen WM-Finale gegen Spanien breitmachte. Gefolgt vom allmählich gestiegenen Stolz bei der Siegerehrung über die errungene Silbermedaille und der Abschlussparty mit den anderen Nationen bis in die frühen Morgenstunden.

„Dieses Mal habe ich nicht über dem Pott gehangen“, lächelt Jakobi. Vor einem Jahr beim Gewinn der Bronzemedaille bei der U16-Europameisterschaft in Bulgarien allerdings schon, als bei ihm direkt nach dem Abpfiff des kleinen Finales ein Magen-Darm-Virus mit voller Wucht seinen Tribut gefordert hatte. Mit der Folge, dass der DHB-Teamkapitän die Trophäenübergabe nebst sämtlicher Feierlichkeiten nur per Videoaufnahmen nacherleben konnte.

Ich hätte die Trophäen lieber nicht bekommen, wenn ich dafür mit den Jungs Gold gewonnen hätte.
WM-Torschützenkönig Finn Jacobsen

Das wurde jetzt bei der WM durch ein Gefühlschaos ersetzt. „Einerseits war unsere Stimmung durch die letzte Niederlage down, anderseits war da der Stolz, als wir die Silbermedaille in den Händen hielten“, plaudert Jakobi. Finn Jacobsen und Tayo Rodriguez packten sich sogar noch mehr Trophäen ins Gepäck: Jacobsen wurde mit 122 Punkten aus neun Spielen WM-Torschützenkönig und als bester rechter Flügelspieler ins All-Star-Team berufen, in das es auch Rodriguez als bester Abwehrspieler schaffte. „Ich hätte die Trophäen lieber nicht bekommen, wenn ich dafür mit den Jungs Gold gewonnen hätte“, schränkt Jacobsen ein.

Die deutsche U17 präsentierte sich im Badeort Hammamet im Norden Tunesiens als eingeschworene Einheit mit enormer Mentalität und Nervenstärke. Sieben der zehn Akteure spielen neben der DHB-Auswahl regelmäßig im Sand bei den „Nordlichtern“, die einst von der Trainer-Ikone Jörn Franke unter dem Dach des HC Bremen gegründet wurde. Mittlerweile als eigenständiger Markenname unterwegs, entwickelt der A-Lizenzinhaber die Spieler mit hohem Engagement weiter. „Ich werde die Nationalmannschaft von nun an Deutschlichter nennen“, scherzt Franke.

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„Wir hatten von Anfang an ein starkes Mindset“, lobt Finn Jacobsen den Charakter des DHB-Teams. Die Nervenstärke der Spieler lag unter anderem daran, dass sie im Vorfeld von einem Psychologen mental geschult wurden. „Wir hatten ein Codewort und besondere Rituale, um uns zu resetten, das hat uns geholfen“, meint Mads Krüger. Dadurch überstand das deutsche Team nach dem ersten Platz in der Vorrunde auch kritische Phasen.

Zum Beispiel, als Tayo Rodriguez in der Hauptrunde gegen den Oman die Rote Karte sah und er deshalb im darauffolgenden Match gegen Spanien als einziger zentraler DHB-Abwehrspieler fehlte. Für ihn sprang Mads Krüger, eigentlich sogenannter Spezialist im Angriff, in die Bresche und überzeugte. „Ich habe mir das von den Abwehrspielern anderer Nationen abgeschaut“, verrät der 16-Jährige. „Mads hat als Allrounder alle Lücken gut gefüllt“, lobt der Bundestrainer Konrad Bansa. Deshalb wurden die Spanier in der Hauptrunde noch mit zwei knappen Satzgewinnen (22:20/23:22) auf den zweiten Rang verwiesen.

Es tut mir unheimlich leid, dass sie ihren großen Traum nicht leben können.
Bundestrainer Konrad Bansa

Apropos Tayo Rodriguez: Für ihn war es das erste internationale Turnier von solch einer Qualität, da er erst durch die Verletzung seines Positionsinhabers ins Aufgebot gerutscht war. „Es war eine sehr coole Erfahrung“, findet er – und feierte während der WM auch noch seinen 16. Geburtstag. „Tayo hat mit seiner Leistung gezeigt, wie wertvoll er für das Team ist“, urteilt Bundestrainer Bansa. Theo Jakobi bescheinigt er, „ein toller Motivator und offensiver Antreiber“ zu sein. Finn Jacobsen, dessen WM-Einsatz aufgrund eines zwei Wochen zuvor erlittenen Außenbandrisses im rechten Fuß in der Schwebe stand, ist für Bansa sogar „eine Bank mit weiterer guter Perspektive.“

Im Viertelfinale holten die deutschen „Beachboys“ Rückstände gegen Argentinien auf und gewannen in zwei Sätzen hauchdünn mit 23:22 und 17:16. Im Halbfinale gegen den Europameister Ungarn ging es sogar bis ins Shoot-out, in dem Mads Krüger das Weiterkommen mit einem Wurf vom eigenen Sechsmeter zum 6:4-Truimph perfekt machte. Krüger hatte den gegnerischen Torwart erst herausgelockt und den Ball dann per riskantem Aufsetzer direkt ins gegnerische Netz bugsiert. „Wäre da ein Sandhügel gewesen, hätte ich wohl Pech gehabt“, legt sich Krüger fest. Im Endspiel gegen Spanien folgte der Leistungsknick, in dem das deutsche Team die Nervosität beim 8:16 und 12:15 in beiden Sätzen nie ablegen konnte.

Der Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft eröffnet dem DHB die Chance, 2026 bei der Jugend-Olympiade in Dakar im Senegal zu spielen. Die vor Kurzem erfolgte Reglementänderung, dass dort nur Spieler starten dürfen, die bei Olympiabeginn minderjährig sind, schiebt der Teilnahme von Finn Jacobsen und Theo Jakobi jedoch einen Riegel vor. „Es tut mir unheimlich leid, dass sie ihren großen Traum nicht leben können. Wir haben aber eine kleine Hoffnung, dass es noch Einsprüche gibt“, sagt Konrad Bansa. Mads Krüger und Tayo Rodriguez dürfen unterdessen auf ihre Nominierung hoffen. Zunächst geht es für sie aber schon am Donnerstag, 3. Juli, bei der U17-Europameisterschaft in der Türkei weiter.

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