Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich kann sich alles gut vorstellen: „Das Restaurant Union oder ein anderer Anbieter könnte hinten im Hof sogar ein Café bespielen.“ 25 Jahre nach der Schließung der früheren Blumenthaler Stadtteilbibliothek soll eine Dependance der Zentralbibliothek ins leerstehende Rathaus ziehen. Dafür setzt sich der Chef der Blumenthaler Verwaltung ein. Als nächstes soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Wie die Chancen stehen….
Ortsamtschef Oliver Fröhlich hat in den vergangenen Wochen viele Telefonate mit dem Bau- und dem Kulturressort geführt, um den Rathaus-Plan voranzubringen. „Neben einer Variante ‚Wer baut etwas‘ wollen wir nun gemeinsam vorrangig die Idee einer Stadtteilbibliothek im alten Rathaus verfolgen. Dieses wurde wohl in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Gründen nicht näher verfolgt.“ Die Frage, wo eine Stadtteilbibliothek eröffnet werden könnte, beschäftigt die Blumenthaler ein Vierteljahrhundert. Dass in Blumenthal eine Bibliothek in einem Neubau geschaffen wird, hält der Ortsamtsleiter wegen der aktuell hohen Mietkosten für unwahrscheinlich. Wie berichtet, scheiterte erst kürzlich der geplante Umzug der Polizei und des Ordnungsdienstes am hohen Mietzins am Bahnhof. Vor dem Hintergrund erscheint Oliver Fröhlich ein Plan wahrscheinlicher, der bereits einmal verworfen wurde.
Das sieht der Plan fürs alte Rathaus vor
„Eine Stadtteilbibliothek im Erdgeschoss des Rathauses wäre aus meiner Sicht eine optimale Lösung, um das öffentliche Gebäude zukünftig für die Einwohner wieder begehbar zu machen“, findet der Ortsamtschef. Wegen der Debatte um die Mietkosten im Ortskern fände es Oliver Fröhlich nicht abwegig, dass die Polizei und der Ordnungsdienst ins 1. Obergeschoss ziehen. Der Bibliothek bliebe das gesamte Erdgeschoss vorbehalten. Fröhlich verweist auf ältere Untersuchungen. Denen zufolge braucht es 350 bis 500 Quadratmeter für „eine sinnvolle Stadtteilbibliothek“. Benötigt würden neben einer Fläche für die Erwachsenenbibliothek eine Abteilung für Kinder- und Jugendliche, ein Veranstaltungsraum, Sanitäranlagen, zwei Büros und eine Teeküche. Die Grundfläche des alten Rathauses betrage zwischen 300 und 400 Quadratmeter, ein Anbau hinter dem Haus an der Landrat-Christian-Straße wäre deshalb erforderlich. Oliver Fröhlich hofft, dass sich im Innenhof Gastronomie ansiedeln lässt.
Als problematisch galt bei bisherigen Überlegungen zur Nutzung des Gebäudes die fehlende Barrierefreiheit. „Aber das ist bei jedem öffentlichen Gebäude der Knackpunkt“, meint Oliver Fröhlich. Er ist überzeugt, dass sich außen am ab 1908 erstellten Gebäude ein Fahrstuhl installieren ließe.
Welche Probleme Immobilien Bremen sieht
Peter Schulz, Sprecher der Liegenschaftsverwaltung, zum Rathaus-Plan: „Es gibt eine Reihe von Bedingungen, die erfüllt sein müssen, die den Denkmalschutz betreffen. Es müssten Veränderungen hinsichtlich der Innentreppen geschaffen werden. Behindertengerecht ist das alte Rathaus wirklich nicht.“ Dazu kämen Fragen der Statik. Peter Schulz: „Bücher sind schwer. Das bedeutet, dass die Statik angepasst werden muss. Das sind gewaltige Kosten.“ Peter Schulz sagt, dass es nicht einfach werden wird, eine Bibliothek im alten Rathaus unterzubringen: „Das ist ein schwieriges Kapitel.“
Wer bezahlt die Machbarkeitsstudie?
Die Machbarkeitsstudie wird von der Baubehörde in Auftrag gegeben. Die Weiternutzung des alten Rathauses sei erklärtes politisches Sanierungsziel, erläutert Sprecher Jens Tittmann. Ebenso sei klar, dass Blumenthal eine Stadtteilbibliothek bekommen soll. Nun sei zu prüfen, ob diese im Rathaus angesiedelt werden kann. Dies soll im Rahmen der Machbarkeitsstudie untersucht werden. "Erster Parameter ist die Finanzierung. Dabei muss auch der Zustand des alten Rathauses überprüft werden“, so Jens Tittmann.
Was hält das Kulturressort vom Rathaus-Plan?
Die Behörde will sich nicht festlegen. Ressortsprecher Heiner Stahn sagt: „Wir stehen am Anfang des Prozesses. Es geht darum, dass eine gute Lösung für Blumenthal gefunden wird.“
Zieht die Polizei mit ins Rathaus?
Die Polizei sucht aktuell nach einer eigenen Lösung. „Unter Leitung der Senatskanzlei gab es im Oktober 2020 eine aufwendige Prüfung des Alten Rathauses in Blumenthal. Wir waren daran beteiligt, da wir auch noch eine räumliche Lösung für unsere Mitarbeiter, fünf Beamte, des Blumenthaler Reviers benötigen. Wir konnten uns zunächst die Anmietung von Räumen im Alten Rathaus vorstellen“, berichtet Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innenressorts. Doch die anderen involvierten Interessenten sprangen ab. Deshalb schaute sich das Innenressort weiter nach Räumlichkeiten im Stadtteil um. Nachdem Verhandlungen mit zwei Investoren scheiterten, hat die Innenbehörde ein anderes Gebäude an der Landrat-Christian-Straße ins Auge gefasst. Rose Gerdts-Schiffler: „Wir suchen inzwischen auch nach etwas mehr Flächen, da auch der neue Ordnungsdienst Nord untergebracht werden muss. Von den Flächen her würde das Objekt in der Landrat-Christians-Straße passen. Bislang gab es aber noch keine abschließende Entscheidung, sondern nur ein Auftaktgespräch.“