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Weserschifffahrt im Norden Der neue Fährchef ist da

Vor rund einem Jahr ist die Suche nach einem neuen Chef für die Fähren Bremen-Stedingen GmbH gestartet worden. Jetzt ist der neue Geschäftsführer erstmals vorgestellt worden.
13.10.2023, 17:44 Uhr
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Der neue Fährchef ist da
Von Christian Weth

Bisher hat es Ralf Kölpin so gemacht, wie jeder andere, der mit der Fähre über die Weser will: für jede Überfahrt gezahlt. Demnächst muss er das nicht mehr – und wird er die Preise für Pendler gestalten. Und den Plan, wie oft gependelt wird, gleich mit. Kölpin, 54, verheiratet, zwei Kinder, ist der designierte Nachfolger von Fährchef Andreas Bettray. Die Gesellschafter des Verkehrsunternehmens haben den Neuen jetzt zum ersten Mal vorgestellt. Und er sich.

Sie sind zu dritt in der Messe auf der "Farge". Kölpin steht, Stephan Siefken und Kerstin Kreitz sitzen. Der Landrat aus der Wesermarsch und die Abteilungsleiterin aus der Bremer Finanzbehörde sind es, die an diesem Freitagmittag den neuen Geschäftsführer auf dem Schiff präsentieren. Beide gehören zum Aufsichtsrat der Fähren Bremen-Stedingen GmbH. Ihnen wird Kölpin später Rechenschaft ablegen, wenn er beginnt, das Unternehmen zu leiten und gegebenenfalls zu verändern. Am 1. Januar wird er offiziell seinen ersten Arbeitstag als Fährchef haben – und Vorgänger Bettray am 31. Dezember seinen letzten. 21 Jahre war er die Nummer eins beim Verkehrsunternehmen.

Siefken und Kreitz sagen es ähnlich: Auf der Suche nach einem Nachfolger war die Fährgesellschaft schon länger. Im November vergangenen Jahres hat sie begonnen. Erst wurde eine sogenannte Findungskommission gebildet, dann die Stelle bundesweit ausgeschrieben. 67 Bewerbungen gingen ein – und damit mehr, als manch einer erwartet hatte. Zum Beispiel Noch-Fährchef Bettray, der im Frühjahr erklärte, mit so einer Resonanz nie gerechnet zu haben. Aus den 67 Bewerbern, darunter vier Frauen, blieben in einem ersten Auswahlverfahren 19, später sechs übrig. Im Juni stand für die Findungskommission fest: Kölpin ist der Richtige.

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Warum er und nicht jemand anderes, hat für die Aufsichtsratsmitglieder nicht nur mit dem Anforderungsprofil zu tun, das ihnen zufolge zu hundert Prozent auf ihn gepasst hat. Sondern auch damit, dass er die Fähren kennt. Kölpin kommt aus der Wesermarsch. Er ist Elsflether, so wie andere Crewmitglieder auch. Zwischenzeitlich war er Geschäftsführer einer größeren Reederei im Landkreis. Der neue Chef könnte sogar eine Fähre fahren, wenn er sein nautisches Patent erneuern würde. Studiert hat er Verkehrsingenieurwesen. Noch bis Ende Oktober läuft sein Vertrag mit einem Schifffahrtsunternehmen in Hamburg. Ab November wird er von Bettray eingearbeitet.

Dann wird die Gesellschaft vorübergehend zwei Geschäftsführer haben – und Kölpin täglich Fähre fahren, um sein neues Büro in Blumenthal zu erreichen. Zuletzt ist er zwischen Elsfleth und Hamburg gependelt: werktags an der Elbe, am Wochenende an der Hunte. Über Jahre ging das so. Der neue Chef sagt, versprochen zu haben, seine Familie nie in die Großstadt zu holen und irgendwann auch wieder unter der Woche in der Wesermarsch zu sein. Dass die Fährpreise jeden Sommer gestiegen sind und es andernorts einen Wesertunnel gibt, der nichts kostet, hat ihn nach eigenem Bekunden nicht gestört. Er meint, dass die Fährroute immer die kürzeste Route für ihn war und gute Arbeit auch gut bezahlt werden muss.

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Dass die Fähren Bremen-Stedingen dieses Adjektiv verdienen, steht für ihn fest, noch bevor er seinen Dienst angetreten hat. Kölpin hat in mehreren kleinen, mittelgroßen und großen Unternehmen gearbeitet, er war Matrose, Kapitän und zuletzt mehrmals Geschäftsführer – aber so viele Dienstjubilare auf einer einzigen Personalliste, sagt er, hat er bisher noch nicht gesehen. 15, 20, 30, 35 Jahre bei ein und derselben Firma, das sei für ihn ein Beleg dafür, dass die Fährgesellschaft vieles richtig macht. Und ein Ansporn, genau dort fortzufahren, wo ein anderer aufgehört hat. Kölpin spricht von Beständigkeit und davon, dass es genau das ist, wofür er stehen will.

Alles so belassen, wie es ist, wird er allerdings nicht können. Darauf sind Siefken und Kreitz gefasst. Die beiden Aufsichtsratsvertreter wissen zwar nicht genau, wann der weitere Wesertunnel kommt, aber dass er, wenn er da ist, die Verkehrsströme verändern wird. Und dass die Fähren dann auf diese Veränderungen reagieren müssen. Nur eines wird nach Ansicht der Abteilungsleiterin aus dem Bremer Finanzressort bleiben: der Anstieg der Fährpreise. Nach ihren Worten werde sich jeder darauf einstellen müssen, dass alles immer teurer wird.

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