Jedes Mal, wenn Blumenthaler Feuerwehrleute ausrücken, verstoßen einige Einsatzkräfte gegen Auflagen. Zwangsweise. So stellen das Helfer dar. Ein Teil von ihnen, sagen sie, muss sich im Keller der Zentrale am Heidbleek startklar machen, obwohl er nicht mehr sicher ist – und die Referatsleitung verboten hat, ihn zu betreten. Doch für alle Einsatzkräfte, heißt es, ist die Umkleide im Erdgeschoss zu eng. Die Innenbehörde weiß um das marode Geschoss. Für die Mitglieder der Jugendwehr, die ebenfalls den Keller genutzt hat, gibt es seit Kurzem eine vorübergehende Alternative. Nur eben nicht für die Erwachsenen, die mehr wollen: eine dauerhafte Lösung für alle.
Wie sie finden, was das Ressort mit den freiwilligen Helfern macht, haben Wiebke Winter und Malte Engelmann erst neulich den Medien geschrieben. An diesem Montagnachmittag sind die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und der CDU-Stadtbezirksvorsitzende vor Ort, um zum ersten Mal zu sehen, worüber die Einsatzkräfte klagen. Sie werden erwartet. Stefan Wolfestieg, Marco Gierling und André Kaesler wollen zeigen, warum das Gebäude der Feuerwehr ein Sanierungsfall ist – und auf den Etagen nicht mehr so gearbeitet werden kann, wie gearbeitet werden müsste. Der Jugendwart und die beiden stellvertretenden Wehrführer gehen voran. Erst nach unten, später in die Fahrzeughalle darüber, wo die Probleme für den Keller ihren Anfang nahmen.
Dass niemand ihn betreten darf, ist nirgends zu lesen. Wolfestieg sagt, dass das Verbot ein mündliches Verbot eines Referatsleiters ist. Ihm zufolge wurde es ausgesprochen, nachdem die Träger der Kellerdecke laut geknackt haben, als ein Feuerwehrwagen aus der darüberliegenden Halle fuhr. Im Dezember war das. Seither sind zwei Fahrzeuge andernorts untergestellt und parken zwei weitere verkehrt herum, damit sie durch die hinteren Tore fahren können, wo es eine Behelfsausfahrt gibt. Sie ist so eng, dass Dachrinnen von Häusern, die auf beiden Seiten stehen, neu montiert werden mussten, damit sie nicht abgerissen werden. Der Jugendwart und die beiden Vize-Wehrführer erklären, dass die Helfer schneller sein wollen, es aber auf den ersten Metern nicht sein können.
Im vorderen Teil des Kellers werden Mobiltelefone zu Taschenlampen. Der Strom ist abgeklemmt. Im Lichtkegel deutet Wolfestieg auf Löcher in den Wänden und Löcher in der Decke. Die einen sind gebohrt, die anderen mit der Zeit entstanden. Die Feuerwehrleute sprechen von Untersuchungen der Statiker und dem Zahn der Zeit, der an mehreren Stellen sichtbar wird. Mal zeigen sie abgeplatzten Beton und Putz, mal rostige Stränge, die aus der Decke ragen. In einem Raum ist ein Träger nicht mehr gerade. Und in einem anderen gibt es Schimmel und gab es Rohre, die mit asbesthaltigen Baustoffen ummantelt waren. Es ist der Umkleideraum, der eigentlich nicht mehr genutzt werden darf, aber genutzt werden muss, wenn alle der knapp 50 Ehrenamtlichen ausrücken.
Der Raum ist so feucht, dass Einsatzkleidung nicht trocknet. Und so alt, dass es getrennte Bereiche für Frauen und Männer nicht gibt. Auch im Erdgeschoss, wo hinter den Fahrzeugen eine zweite Umkleide eingerichtet ist, ziehen sich alle in einem einzigen Raum um. Nach den Zahlen von Vize-Wehrführer Kaesler gibt es ein halbes Dutzend Feuerwehrfrauen in Blumenthal. Auch bei der Jugendwehr mussten sich alle zusammen umziehen. Jetzt, nachdem der Keller für sie tabu ist, können sie auf Räume bei der Polizei nebenan ausweichen. Wolfestieg sagt, dass die Gruppe ähnlich groß ist wie die der Erwachsenen. Und dass sie vorerst keine weiteren Jugendlichen mehr aufnehmen, weil die Lösung eben eine Behelfslösung ist. Ihm zufolge stehen zehn Namen auf einer Warteliste.
Was er und die anderen beiden Feuerwehrleute nicht verstehen können, ist: Dass die Innenbehörde sofort auf die Kritik von Eltern reagiert hat, als es um den Keller ging – aber sie und ihre Kollegen immer noch nicht genau wissen, was mit dem Gebäude am Heidbleek werden soll. Dabei ist die Blumenthaler Wehr für sie nicht irgendeine freiwillige Feuerwehr. Sie ist eine von drei sogenannten Schwerpunktwehren in Bremen. Für sie gilt eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Nach Kaeslers Rechnung hatten die Helfer vor Jahren im Schnitt an jedem sechsten Tag einen Einsatz. Inzwischen, sagt er, hat sich das Pensum verdoppelt. Dass mehr zu tun ist, führt er nicht zuletzt auf die Situation der Berufswehr in Aumund zurück, die mittlerweile einen Löschzug weniger hat.
Warum unklar ist, was werden soll, begründet Karen Stroink mit statischen Untersuchungen, die noch andauern. Die stellvertretende Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) sagt, dass sich nach Kenntnis der Behörde vereinzelnd Einsatzkräfte im Keller umgezogen haben – und dass deshalb die Belange der Jugendwehr vorrangig behandeln wurden. Ihr zufolge sollen nun Bodenbohrungen folgen. Wann, lässt sie offen. Dabei wollen Winter und Engelmann schnell wissen, wie es um das Gebäude steht. Die beiden Unionsvertreter kündigen einen Fragenkatalog an, den das Ressort beantworten soll. CDU-Beiratspolitiker Hans-Gerd Thormeier will noch weitergehen. Er spricht von einem Antrag, der jetzt vorbereitet werden soll. Die Forderung: ein Neubau.