Im nächsten Kitajahr sollte es etwas geben, was es in den vergangenen Wahlperioden noch nie in Blumenthal gegeben hat: mehr Plätze für Kinder als Anmeldungen von Eltern. Eine Wende. So hat es die Bildungsbehörde im Dezember vergangenen Jahres erstmals angekündigt. Inzwischen geht sie von etwas anderem aus, was in den beiden kommenden Jahren möglich werden könnte. Allerdings nur unter Vorbehalt. Was auch mit den Bauvorhaben zu tun hat, die auf ihrer Liste stehen – und von denen die meisten bisher noch Pläne sind.
Nach einer damaligen Prognose des Ressorts hatte sich alles so einfach angehört: 141 Krippen- und 383 Elementarplätze sollten in Blumenthal dazukommen, um mehr als nur den Bedarf zu decken. Und acht Kita-Neubauten und -Anbauten. Für die meisten, heißt es von Projektentwicklern, seien die Bauanträge gestellt, nur eben umgesetzt wurden sie bisher nicht. Bei einer einzigen Tagesstätte, die auf der Liste der Behörde für die Wende steht, werden nach Angaben des Ortsamtes jetzt Wände aufgestellt – im Dillener Quartier. Bei anderen ist der Baugrund entweder noch zugewuchert – neben dem Amtsgericht an der Landrat-Christians-Straße. Oder von einem Altbau versperrt, der noch abgerissen werden muss – an der Fresenbergstraße.
Dabei sollte dieses Vorhaben eigentlich das sein, das sozusagen on top kommt, um den geplanten Überhang an Plätzen zu schaffen. Im Mai haben Planer den Beiratsfraktionen vorgestellt, wie es umgesetzt werden soll. Und bis wann. Sie nannten einen Eröffnungstermin, den zuvor auch die Behörde genannt hat: Sommer 2025. Inzwischen nennt Patricia Brandt einen neuen – erstes Halbjahr 2026. Und der gilt nach Angaben der Sprecherin von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) auch für ein anderes Kitaprojekt, das früher fertig sein sollte: für die Tagesstätte am Boddener Ring. Auch beim geplanten Kindergarten an der Schwaneweder Straße soll es nach den Prognosen des Ressorts frühestens im übernächsten Jahr so weit sein.

Das frühere Gebäude der technischen Verwaltung im Kämmerei-Quartier: Im Erdgeschoss soll es ab nächstem Jahr ein Betreuungsangebot geben.
Macht – zusammen mit dem sogenannten Kinderhaus im Dillener Quartier, das Ende 2025 starten soll – vier Einrichtungen, die im angekündigten Kitajahr der Wende, zusätzlich bereitstehen könnten. Wenn nichts dazwischenkommt. Bei zwei anderen Projekten, von denen eines im Frühjahr 2023 vorgestellt worden ist, wird es dagegen noch dauern. Das eine Vorhaben ist die geplante Kindertagesstätte neben dem Amtsgerichtsgebäude, das andere gegenüber auf der anderen Seite der Landrat-Christians-Straße: Auf dem früheren Grundstück der evangelischen Kirche soll das bestehende Betreuungsangebot durch ein größeres ersetzt werden. Nach dem Zeitplan der Behörde werden beide Neubauten voraussichtlich im übernächsten Kitajahr kommen, also 2026/2027.
Im nächsten sollen jetzt zumindest so viele Betreuungsplätze da sein, dass – anders als in den Jahren zuvor – jedes Kind im Elementarbereich versorgt werden kann. Von einem Überangebot, mit dem die Gruppen in den Einrichtungen des Stadtteils verkleinert werden sollten, ist inzwischen keine Rede mehr. Dafür aber davon, dass das Ziel, alle Mädchen und Jungen versorgen zu können, von der prognostizierten Zahl an Kindern für das nächste Kitajahr abhängig ist. So teilt es Behördensprecherin Brandt mit. Und auch, dass Blumenthal ein wachsender Stadtteil ist. Zuletzt fehlten in keinem anderen so viele Krippen- und Elementarplätze wie in diesem. Zu Beginn des laufenden Kitajahres waren es zusammen 83.
Laut Brandt liegt es nicht an der Behörde, dass manche Kitas später kommen als geplant. Das Ressort, meint sie, ist auf das Tempo der Investoren angewiesen. Projektentwickler sagen etwas anderes: eben dass sie Tempo gemacht haben – und Bauanträge längst gestellt sind. Zum Beispiel auch für die größere Kita auf dem früheren Kirchengelände, die im übernächsten Kindergartenjahr kommen soll. Philipp Romeiser, der sie plant, geht davon aus, dass die Bauoffensive der Behörde von der Haushaltsnotlage gebremst wird. Und dass selbst wenn alle angekündigten Kitas stehen, nicht zwangsläufig alle Plätze, die gebaut wurden, auch gleich zur Verfügung stehen werden, weil die Platzfrage schließlich auch eine Personalfrage sei.
Darum – und weil es nicht das erste Mal ist, dass sich Projekte verzögern – wurde in Blumenthal vorgesorgt. Die Politik sprach mit dem Ortsamt, das Ortsamt mit einer Kita-Betreiberin, die Kita-Betreiberin mit der Behörde. Herausgekommen ist dabei zwar keine weitere Tagesstätte im herkömmlichen Sinn, aber ein Platzangebot für Mädchen und Jungen, das sich schnell realisieren lässt. Eben weil es sich nicht um eine reguläre Einrichtung handelt, sondern um eine, in der Kinder acht Stunden in der Woche betreut werden können. Läuft alles so, wie es sich Kita-Betreiberin Yvonne Riegel vorstellt, soll das frühere Gebäude der technischen Verwaltung im Kämmerei-Quartier ab Januar zur Anlaufstelle für Mädchen und Jungen ohne Kitaplatz werden.