Angedeutet hatte es sich schon länger, jetzt ist es offiziell: Das Kraftwerk in Farge wird nicht wie ursprünglich geplant Ende Oktober vom Netz gehen. Wegen des Ukraine-Krieges und der Gaskrise soll die Anlage länger am Netz bleiben – wie alle Kohlekraftwerke, die eigentlich in diesem oder im nächsten Jahr abgeschaltet werden sollten. So haben es in der Vorwoche erst der Bundestag, dann der Bundesrat entschieden. Die Bestätigung des Betreibers kam am Montag.
Nach Angaben von Onyx Power gehört die Anlage im nördlichsten Stadtteil Bremens zu einer Reserve, die von der Bundesregierung gebildet wurde, um auf Versorgungsengpässe reagieren zu können. Wie lange das Farger Kraftwerk weiterhin Strom produzieren und zugleich dafür sorgen soll, dass so wenig Gas wie möglich für die Energiegewinnung verbraucht wird, ist noch nicht endgültig festgelegt. Wie das Unternehmen in dieser Woche die Beiratsfraktionen informierte, könnte die Anlage längstens bis Ende März 2024 am Netz bleiben.
Auch wenn es vorerst beim Verfeuern von Kohle im Kraftwerk bleibt, will Onyx Power nach eigenem Bekunden weiterhin an Lösungen arbeiten, den Standort weiterzuentwickeln. Betriebsleiter Jörn Neumann hat bisher sowohl Konzepte skizziert, die aus der Anlage quasi ein Holzkraftwerk machen sollen, als auch von ersten Verhandlungen gesprochen, in Farge künftig Wasserstoff zu produzieren und den Bremer Stahlwerken zu liefern. Inwieweit die Gaskrise und der Reservebetrieb des Kraftwerks diese Pläne verzögern, ist unklar.
Nach dem bisherigen Zeitplan sollte es in diesem Jahr einen detaillierten Entwurf für den Umbau des Kraftwerks geben und im nächsten das mehrjährige Genehmigungsverfahren beginnen. Ein Antrag, die Anlage von Kohle- auf Altholzverbrennung umzurüsten, liegt der Umweltbehörde bisher nicht vor. Kritik daran gibt es trotzdem seit Langem. Sie kommt von den Blumenthaler Grünen. Die Fraktionsmitglieder wollen, dass gar nichts mehr in Farge verbrannt wird.