Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Chefposten bei der Polizei Herr Müller übernimmt

Sein Vorgänger war nach sechs Monaten wieder weg, jetzt übernimmt Jan Müller die Abteilung Nord-West bei der Polizei – ein Nordbremer, der für Kontinuität sorgen soll.
15.09.2022, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Herr Müller übernimmt
Von Christian Weth

Der neue Chef ist da: dunkle Uniform, graue Schläfen, kurz geschnittenes Haar. Seine Vorgesetzten nehmen ihn die Mitte. Links Polizeipräsident Dirk Fasse, rechts Einsatzdienstchefin Andrea Wittrock. Es ist ein ähnliches Bild wie vor einem Jahr. Auch damals wurde ein neuer Abteilungsleiter Nord-West vorgestellt. Der Beamte damals hieß Nicolai Roth und ging nach sechs Monaten – der Beamte jetzt heißt Jan Müller und soll länger bleiben. Mindestens Jahre. 

Fasse sagt es gleich: Noch so eine kurze Amtszeit soll es nicht geben. Auch wenn Müller, 46, verheiratet, Kinder, gerade zweieinhalb Monate den Posten hat, steht er schon jetzt für Kontinuität. Der Polizeipräsident sagt das Wort mehrmals. Genauso wie Wittrock. Sie kennt Müller nach eigener Rechnung inzwischen seit 20 Jahren – und zählt ihn zu den beständigsten und verlässlichsten Menschen, mit denen sie es bisher zu tun bekam. Die Direktorin des Einsatzdienstes spricht von einem Fels in der Brandung. Müller lächelt.

Später wird er Beispiele nennen, wie beständig er ist. Müller sagt, dass er in Lüssum-Bockhorn geboren ist, in Blumenthal aufgewachsen und fast immer im Norden der Stadt gewohnt hat. Dabei ist er beruflich herumgekommen: Er war ein Jahr in Berlin und mehrere Jahre in Bremerhaven. Müller arbeitete für das Innenministerium, leitete stellvertretend die Schutzpolizei, ermittelte bei der Kripo und war der Mann für Sonderlagen: Fünf Jahre delegierte er Einsatzkräfte bei Demos, Hausbesetzungen und einmal bei einem Amoklauf.

Damals hatte er manchmal mehrere Tausend Beamte unter sich, jetzt sind es 260 – und hat Müller nach eigenem Bekunden ein wichtiges Ziel erreicht. Er sagt, dass es schon immer ein Wunsch von ihm gewesen ist, beruflich in den Bremer Norden zurückzukehren, wo alles begann. Dort hat er im gehobenen Dienst angefangen, dort ist er Streife gelaufen. Der neue Abteilungsleiter sagt nicht Revier, er spricht von Heimat – obwohl zu ihr Neuland gehört. Müller hat zum Norden, wenn man so will, eben auch den Westen der Stadt dazubekommen.

Lesen Sie auch

Der neue Abteilungsleiter weiß noch nicht, was er anders machen will als seine Vorgänger. Momentan macht er, was alle machen, die den Arbeitsplatz wechseln: Er netzwerkt. Müller war bei denen, die Projekte voranbringen wollen und sich um Quartiere kümmern. Die Nordbremer Ortsamtsleiter hat er inzwischen alle besucht, demnächst ist er bei ihren Amtskollegen im Westen. Auch um Werbung zu machen. Müller will, dass aus beiden Gebieten eine Einheit wird. Dass der Norden dem Westen hilft und umgekehrt.

Nach Ansicht von Polizeipräsident Fasse ist Müllers Abteilung eine besondere Abteilung. Und das, was sie so außergewöhnlich macht, hat ihm zufolge auch mit dem Norden zu tun. Zum Beispiel mit seiner speziellen geografischen Lage. Zum Beispiel mit dem tief verwurzelten Glauben vieler Leute, dass Blumenthal, Vegesack und Burglesum schlechter dastehen als andere Stadtteile. Er sagt, dass das aus polizeilicher Sicht nicht stimmt. Nach seinen Worten ist die Zahl der Delikte im Vergleich zu anderen Bremer Gebieten unauffällig.

Auch Müller meint das. Er weiß, dass die Probleme in manchen Quartieren im Norden so groß sind, dass sie zu Förder- und in einem Fall zum Sanierungsgebiet geworden sind. Er weiß aber auch, dass es solche Entscheidungen der Politik nicht nur für den Norden gibt, sondern auch für den Westen, Süden und Osten der Stadt. Müller sagt, dass er keinen Stadtteil kennt, in dem alles ausschließlich schön ist und ohne Schwierigkeiten läuft. Und auch keinen, wo es ausnahmslos nur Probleme gibt und kein einziges Potenzial, um sie zu lösen.

Auch bei der Polizei gibt es Herausforderungen. Einsatzdienstchefin Wittrock spricht von der Belastung der Einsatzkräfte und Polizeipräsident Fasse von Umzügen der Beamten, die unklar sind. Auch darum soll sich Müller kümmern: um ein neues Reviergebäude in Blumenthal als Ersatz für das alte. Und um Klarheit beim Bau des Kommissariats im Speicher-Quartier am Vegesacker Hafen. Fasse weiß jedenfalls nicht, wann die Arbeiten für das Millionenprojekt anfangen. Sondern nur, dass sie noch nicht begonnen haben – und spätestens 2025 der Einzug sein soll.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)