Seit Jahren wird darüber gesprochen, wie das Blumenthaler Zentrum vorangebracht werden soll, in dieser Woche sind Planer konkreter geworden. Sie haben den Beiratsfraktionen nicht nur gesagt, wann einzelne Vorhaben fertig werden sollen, sondern auch Einblicke gegeben, welche Dynamik sich bei manchen inzwischen entwickelt hat. Auch bei solchen, bei denen die Stadt gerade erst begonnen hat, Grundlagen zu schaffen. Wie bei den maroden Mietshäusern an der George-Albrecht-Straße. Was in den vergangenen Wochen passiert ist und was in den nächsten passieren soll – die Millionenprojekte im Überblick.

Der Mietkomplex an der George-Albrecht-Straße: Die ersten Bewohner sind inzwischen umquartiert worden.
George-Albrecht-Straße
Der Kaufvertrag wurde im Januar unterschrieben, seit Anfang März ist er rechtskräftig – und gehören 66 von 90 Wohnungen in den Mietblocks an der George-Albrecht-Straße offiziell Bremen. So sagt das Matthias Gunnemann. Und auch, was er und die anderen Projektentwickler des Sanierungsträgers, die im Auftrag der Stadt das Zentrum weiterentwickeln sollen, in dem Gebäudekomplex vorgefunden haben: Schimmel, Ratten, Müll. Nach seinen Worten kann keine einzige Wohnung so bleiben, wie sie jetzt ist. Und sind rund zehn Wohneinheiten sofort für unbewohnbar erklärt worden.
Die Lage ist so angespannt, dass die Planer begonnen haben, Familien umzuquartieren. Für die ersten konnten Alternativen in anderen Stadtteilen gefunden werden, auch dauerhafte. Laut Gunnemann steht der Sanierungsträger inzwischen in Kontakt mit allen großen Wohnungsbaugesellschaften, um Ausweichmöglichen zu schaffen. Außerdem soll demnächst eine neue Hausverwaltung eingesetzt sowie gegen das Ratten- und Müllproblem vorgegangen werden – und ein Team des Amtes für Soziale Dienste dafür sorgen, dass es nicht erneut auftritt.
Momentan sind Gutachter dabei, die Schäden an dem Mietkomplex aufzulisten, um am Ende sagen zu können, wie es mit ihm weitergehen könnte. Bisher hieß, dass die Stadt die Gebäude sanieren und dann verkaufen will – jetzt sagt Gunnemann, dass es eventuell auch anders kommen könnte. Der Sanierer meint, dass nichts ausgeschlossen ist: auch ein Teil- oder Komplettabriss nicht. Nach seinem Zeitplan soll bis zum Jahresende feststehen, was wird. Parallel dazu soll weiter an einem Umzugsplan gearbeitet und das Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften fortgeführt werden.

Im Zentrum des Zentrums: Das frühere Rathaus soll die angrenzenden Quartiere verbinden.
Rathaus
Der frühere Blumenthaler Verwaltungssitz liegt so zentral, dass er aus Sicht von Architekten zur Schnittstelle für die umliegenden Quartiere werden könnte und damit wieder zur ersten Adresse von Behörden werden sollte. Nur haben die Ressorts, mit denen darüber verhandelt wird, nicht verbindlich gesagt, ob sie den verwaisten Standort an der Landrat-Christians-Straße auch nutzen würden, wenn er um- und ausgebaut wird. Bis jetzt: Stadtumbauplanerin Hanna Augustin hat neuerdings eine Liste mit Ressorts, die eine Absichtserklärung unterschrieben haben. Somit steht so gut wie fest, was alles auf einem Grundstück vereint werden soll: eine Polizeiwache, ein Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, das Ortsamt, das Quartiersmanagement, eine Anlaufstelle für Bildung, eine Stadtbibliothek – die beiden Letzten allerdings nur unter Vorbehalt, weil nicht klar ist, ob der Etat der Behörden dafür reicht. Bei den Plänen für einen Umbau plus Anbau wird es laut Augustin trotzdem bleiben. Der eine soll bis 2028 fertig sein, der andere bis 2029.
Bahrsplate
Der Termin steht: Freitag, 4. April. Dann wollen Freiraumplaner von Blumenthalern wissen, was die größte Grünanlage in Zentrumsnähe bekommen müsste, um attraktiver zu werden. Für Stadtumbauplanerin Augustin ist der Ideen-Wettbewerb zugleich der Auftakt, die Öffentlichkeit an dem Projekt zu beteiligen. Umgestaltet werden soll dabei nicht nur die Bahrsplate, sondern auch die Rönnebecker Hafenspitze. Die Behördenmitarbeiterin geht davon aus, dass erste Entwürfe bis zum Jahresende vorliegen werden. Und der Umweltbetrieb ab 2026 mit der Planung des Vorhabens beginnen kann.
Marktplatz plus Mühlenstraße
Wie aus einem Guss – so soll ein Teil des Zentrums einmal wirken. Darum sind die Planer, die den Marktplatz neu entwickeln sollen, dieselben, die den Auftrag haben, mehr aus der südlichen Mühlenstraße zu machen, als sie jetzt ist. Mit einer Bestandsaufnahme haben sie inzwischen begonnen. Augustin sagt, dass es um mehrere Aspekte geht. Sie spricht von gestalterischen und verkehrstechnischen Lösungen, die gefunden werden müssen. Und davon, dass es am Sonnabend, 10. Mai, einen Workshop gibt, der so ist wie der Wettbewerb zur Bahrsplate – für alle offen und der Beginn eines Beteiligungsverfahrens.

Die Promende als Entwurf: Im Sommer nächsten Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Weserpromenade
Der neue Hochwasserschutz im Kämmerei-Quartier ist fertig, demnächst soll das Pflastern von einer 770 Meter langen Strecke hinter den Spundwänden beginnen. Sie soll zu einem Fuß- und Radweg werden, auf den Stadtteilpolitiker schon lange warten. Im Sommer nächsten Jahres soll die Uferpromenade fertig sein – und mehr bekommen als anfänglich geplant: nicht fünf Sitzbänke, sondern 13. Und nicht bloß zwei Gehölze, sondern vielleicht fünf. Das letzte Wort, sagt Stadtplaner Siegfried Hafke, ist in diesem Fall noch nicht gesprochen. Die Verhandlungen mit dem Deichverband und Schifffahrtsamt laufen noch.
Beide wollen so wenig wie möglich, weil die Uferzone eben Überschwemmungsgebiet ist – Parteien und Baubehörde dagegen so viel, wie es geht, weil sie von vielen Nutzern ausgehen: Radwanderern, Spaziergängern, Schülern, die vom geplanten Bildungscampus kommen. Hafke hat den Beiratsfraktionen jetzt Computergrafiken gezeigt, wie alles einmal aussehen soll. Und Fotos von der Promenade am Europahafen in der Überseestadt, die gestalterisches Vorbild ist. Die Wasserkante dort kommt auf 40 Bänke und sechs Hainbuchen. Sie ist 1700 Meter lang.