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Thyssen-Krupp in Farge Konzern löscht Verkaufsangebot im Netz

Im Januar bot Thyssen-Krupp das Farger Werk für 20,5 Millionen Euro im Internet an. Mittlerweile ist der Eintrag gelöscht – aus Sicht von Gewerkschaft und Politik ein Verkauf aber immer noch möglich.
24.02.2022, 18:00 Uhr
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Konzern löscht Verkaufsangebot im Netz
Von Christian Weth

Produktions- und Bürostandort zu verkaufen: So war es im Januar auf einem Onlineportal für Immobilien zu lesen. Dazu gab es Fotos, die das Thyssen-Krupp-Werk in Farge zeigten – die Hallen, die Büros, die Rasenflächen. Alles in allem 45.800 Quadratmeter für 20,5 Millionen Euro. Jetzt ist das Angebot aus dem Netz genommen worden. Beschäftigte, Gewerkschaft und Parteien glauben aber nicht, dass inzwischen ein Käufer gefunden wurde. Oder der Konzern nicht mehr verkaufen will.

Warum das Werk in der Liste bei Immobilienscout neuerdings fehlt, begründet Evelin Veit nur so ungefähr. Die Unternehmenssprecherin sagt, dass es bisher noch keinen passenden Interessenten für das Angebot im Netz gab – und Thyssen-Krupp daher jetzt verschiedene Überlegungen anstellt. Nach ihren Worten geht es um alternative Konzepte, die geprüft werden sollen, beispielsweise um eine Antwort auf die Frage, ob der Konzern das Werk an der Richard-Taylor-Straße einstweilen anders nutzen könnte. Veit spricht von einer optimierten Form. Und davon, dass etwa Betriebskosten gesenkt werden könnten.

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SPD-Politiker wollen etwas anderes gehört haben: Dass nicht alle Entscheider der Konzernspitze wussten, dass der Farger Standort im Internet zum Verkauf angeboten werden sollte – und nicht alle gut fanden, dass er es am Ende auch eine Zeit lang wurde. So schildert es jedenfalls Ute Reimers-Bruns. Die Nordbremer SPD-Chefin und Bürgerschaftsabgeordnete beruft sich auf Aussagen von Senatsvertretern, die zwischenzeitlich Kontakt zur Essener Geschäftsführung aufgenommen hatten. Sie wollten von ihr wissen, was das Verkaufsangebot im Internet für den Standort bedeutet. 

Unternehmenssprecherin Veit sagte damals, dass der Konzern am Standort Farge etwas vorhat, was er an anderen Standorten schon gemacht hat: das Werk verkaufen und trotzdem vor Ort bleiben – als Mieter. Als Beispiel nannte sie den Sitz in Langenhagen bei Hannover, wo Thyssen-Krupp genauso wie in Farge zuvor Stellen abgebaut hat, um auf ausbleibende Aufträge der Engineering-Sparte zu reagieren. Der Unternehmensbereich entwirft Montageanlagen für die Automobilindustrie. Nach Angaben des Konzerns hatte das Nordbremer Werk mal 1500 Beschäftige, jetzt sind es noch knapp 550.

Michael Gerdes hat im Grunde nichts dagegen, wenn der Konzern zum Mieter seiner Produktionshallen und Bürogebäude wird, um auf diese Weise die finanzielle Situation zu verbessern. Der Gewerkschaftssekretär der IG Metall befürchtet nur, dass das Geld nicht ins Farger Werk und damit in die Standortsicherung investiert wird. Dabei, meinen er und andere Funktionäre, müsste die Geschäftsführung genau das tun. Ihm zufolge haben sich die wirtschaftlichen Aussichten nämlich inzwischen merklich verbessert: Seit Kurzem gibt es zwei große Aufträge, die nach seinen Worten nicht von heute auf morgen abzuarbeiten sind.

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Gerdes hat deshalb nicht verstanden, warum der Konzern das Werk im Netz zum Kauf anbot, nachdem die neue Auftragslage die Beschäftigten gerade zuversichtlicher gestimmt hat. Der Gewerkschaftssekretär sprach im Januar von einem fatalen Signal zur falschen Zeit. Jetzt spricht er davon, dass das gelöschte Verkaufsangebot auf dem Immobilienportal als ein gutes Zeichen verstanden werden kann. Auch wenn er und Beschäftigte keineswegs annehmen, dass die Suche nach einem Käufer oder Unternehmenspartner – der Konzern hat bisher beides in Betracht gezogen – damit beendet ist.

Davon gehen auch die Blumenthaler SPD und die Bürgerschaftsfraktion aus. Beide haben angekündigt, nicht einfach alles hinzunehmen, was der Konzern macht. Vor anderthalb Jahren, als es um einen weiteren Stellenabbau ging, kamen Abgeordnete und Führungskräfte erstmals zu einem Austausch von Argumenten zusammen. Die Parteivertreter fordern, dass Thyssen-Krupp zum Farger Standort steht. Seither beschäftigen das Werk und seine Probleme sowohl Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) als auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke).

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