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Blumenthaler Stadtentwicklung Die erste Bilanz der Sanierer

Anfang Dezember haben die Sanierer fürs Blumenthaler Zentrum ihr Büro an der Mühlenstraße bezogen. Was sie bisher gemacht haben und was sie noch machen werden – ein Besuch.
16.02.2024, 18:00 Uhr
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Die erste Bilanz der Sanierer
Von Christian Weth

Seit Anfang Dezember sind die Sanierer fürs Blumenthaler Zentrum da – und haben allein in diesen knapp zweieinhalb Monaten mehr Kontakte zu Anwohnern gehabt als bei anderen mehrjährigen Stadtumbauprojekten insgesamt. Manchmal kommen so viele Menschen auf einmal, dass sie an den Tischen oder vor der Tür des Sanierungsbüros an der Mühlenstraße warten müssen. Mit welchen Anliegen es die Projektentwickler zu tun bekommen und wie groß die Erwartungen der Leute sind, dass im Quartier und den angrenzenden Gebieten etwas passiert – ein Besuch.

Sie sind an diesem Freitag zu fünft vor Ort, was eine Ausnahme ist. Im Blumenthaler Büro ist eigentlich immer nur einer von ihnen: entweder Heike Wohltmann oder Matthias Gunnemann oder Felix Matthes – so heißen die drei Sanierungsplaner, die zugleich Ansprechpartner für Anlieger sind. Und die dafür sorgen sollen, dass alle Projekte umgesetzt werden, die im Entwicklungskonzept für den alten Ortskern und die Viertel drumherum zusammengetragen wurden. Die Liste der sogenannten Schlüsselvorhaben hängt an einer Wand gleich neben dem Fenster. 20 Punkte ist sie lang. Hannah Augustin und Katharina Waschau haben sie zusammengestellt. Beide arbeiten für die Baubehörde. Auch sie sind an diesem Vormittag in der Zentrale der Sanierer.

Alle zusammen wollen sagen, was seit Dezember passiert ist, was demnächst geschehen soll und was für die nächsten Jahre geplant ist. Und wie oft inzwischen Leute da sind, um mit ihnen zu sprechen. Matthes hat Strichliste geführt. Er kommt auf 50 Frauen und Männer, die bisher im Büro an der Mühlenstraße waren. Und auf 15 Blumenthaler, die außer der Reihe besucht wurden, weil sie an den Tagen nicht konnten, an denen die Sanierer zweimal die Woche regulär vor Ort sind. Macht 65 Kontakte. Die Projektentwickler finden, dass das ein guter Schnitt ist. Auch in Gröpelingen haben sie Stadtumbauvorhaben gemanagt. Auch dort gab es ein Büro für sie. Nur eben nicht die Resonanz, wie es sie jetzt in Blumenthal gibt.

Wohltmann und Gunnemann hatten Tage, an denen kamen mehr Menschen, als sie auf einen Schlag bewältigen konnten. Mal standen drei vor der Tür, mal sechs. Was beide überrascht hat. Auch deshalb, weil die Sanierer bisher noch nicht für ihre Arbeit und ihr Blumenthaler Büro geworben haben. An einem Prospekt, der auf sie aufmerksam machen soll, wird gerade gearbeitet. Genauso wie an einem anderen, mit dem sie auf eine Veranstaltung hinweisen wollen, um die Neugestaltung des Marktplatzes voranzutreiben. Das Projekt ist eines von den Schlüsselprojekten an der Wand und im 100-seitigen Entwicklungskonzept. Und eines, von dem die Sanierer immer wieder von Besuchern hören, dass es gut ist, es auf der To-do-Liste zu haben.

Dass der Marktplatz draufsteht, kommt nicht von ungefähr. Die Behörde hat nicht nur das Zentrum und die umliegenden Viertel von Stadtentwicklern analysieren lassen, bevor sie zum Sanierungs- beziehungsweise Fördergebiet wurden. Sie hat auch mit Anwohnern quasi eine Karte der Probleme und Potenziale erstellt – und dabei abgefragt, was die Bewohner unbedingt wollen. Darum gibt es Projekte und eben Schlüsselprojekte. Auch der Umbau des früheren Rathauses zu einer Art Quartierszentrum gehört zu Letzteren. Genauso wie ein neuer Verkehrsplan für das Gebiet. Wie eine direkte Verbindung des alten Ortskerns mit dem neuen Schulcampus im Kämmerei-Quartier. Und wie die Umgestaltung der Bahrsplate und der Rönnebecker Hafenspitze.

Bisher, meint Wohltmann, ist noch niemand ins Sanierungsbüro gekommen, um ein Vorhaben vorzuschlagen, dass noch nicht im 44-Millionen-Programm für Blumenthal steht. Dafür haben fast alle, die inzwischen da waren, diese eine Frage gestellt: Wann geht es endlich los? Die Sanierer sagen, dass die Erwartungen der Leute enorm groß sind. Dass die Anwohner es kaum erwarten können, die ersten Bagger und Handwerker zu sehen. Und dass die Bewohner skeptisch werden, wenn es heißt, manches wird noch dauern. Gunnemann glaubt, dass es mehr Zeit braucht, als die von Stadtentwicklern veranschlagten 15 Jahre, um alle Projekte des Entwicklungskonzepts abzuarbeiten. Seine Kollegen nicken.

Dabei wird ihnen zufolge demnächst einiges passieren. Die Sanierer gehen davon aus, dass die ersten Gesprächspartner, die da waren, weil sie ihr Haus modernisieren wollen, noch in den nächsten sechs Monaten zu Vertragspartnern werden. Dass in dieser Zeit die ersten Planungswettbewerbe starten, etwa zum Marktplatz und zur Bahrsplate. Und dass es eventuell noch vor dem Sommer die ersten Leerstände weniger gibt. Matthes berichtet von einem Anbieter für Nachhilfestunden, der Räume an der Mühlenstraße sucht. Und davon, dass er und seine Kollegen vielleicht umziehen müssen. Das frühere Ladenlokal, das sich der Interessent ausgeguckt hat, ist nämlich ihr Büro. Was den Projektentwicklern nichts macht. Sie wollen sowieso lieber dichter am Marktplatz sein.

Und eigentlich am liebsten alles so schnell umsetzen, wie es die Leute wollen. Nur können sie es eben nicht. Gerne würden sie mit dem Umbau des Rathauses beginnen, wenn sie denn wüssten, welche Behörden in dem Altbau überhaupt neue Angebote schaffen wollen – deren Beratungen dauern an. Gerne würden sie neue Wegeverbindungen im Kämmerei-Quartier schaffen, wenn denn klar wäre, wo genau welche Schule hinkommen soll – die Abstimmungen laufen noch. Und genauso gerne würden sie mit der Neugestaltung der Landrat-Christians-Straße starten, wenn es denn eine Entscheidung der Ressorts gäbe, welche neuen Verkehrsachsen zusätzlich kommen. Auch dieser Prozess ist noch ein offener Prozess.

Manchmal werden die Sanierer aber auch bei vermeintlich kleinen Vorhaben vor große Herausforderungen gestellt – und damit vor zeitliche. Der Stern auf der Bahrsplate ist so ein Vorhaben. Das Kulturdenkmal direkt an der Weser soll saniert und aufgewertet werden. Doch bei diesem Projekt gibt es so viele Stellen der Stadt, die ein Wort mitreden, dass die Sanierer nicht wissen, wann alle einig sind, wie es werden soll. Sie führen Gespräche mit dem Förderverein der Bürgerstiftung, dem Ortsamt, der Denkmalpflege, dem Nordbremer Bauamt, der Spielraumförderung der Stadt, dem Umweltbetrieb. Mit der Folge, dass an eine Umsetzung mal eben so, wie anfangs gedacht, mittlerweile nicht mehr zu denken ist.

Trotzdem soll manches zack, zack gehen. Und ist es auch gegangen. Mithilfe des Verfügungsfonds nämlich. 2023 ist der komplette Etat, mit dem kleinere Vorhaben umgesetzt werden, an den Blumenthaler SV für einen neuen Kunstrasenplatz gegangen. Und 2024 stehen wieder 30.000 Euro bereit. Dieses Geld muss quasi ausgegeben werden, weil es im nächsten Jahr die gleiche Summe gibt und in den Folgejahren die doppelte. So lange, wie das Zentrum saniert wird.

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Info

Das Büro der Sanierer, Mühlenstraße 40, ist zweimal die Woche besetzt: mittwochs von 13 bis 16 Uhr und freitags von 10 bis 13 Uhr. Außerdem ist das Team über die Telefonnummer 01 72 / 541 70 35 zu erreichen.

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