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Neubau in Planung Eigentümer bekräftigt Aus fürs Borgfelder Landhaus

Der Abriss des Borgfelder Landhauses ist beschlossene Sache. Erstmals äußert sich die Borgfelder Familie Bührmann zu ihren Neubauplänen auf dem Grundstück zwischen Wümme und Wörpe.
24.06.2022, 20:00 Uhr
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Von Petra Scheller André Fesser

Borgfeld/Lilienthal. Das Gesicht des Lilienthaler Ortseingangs wird sich in den kommenden Monaten verändern. Das Borgfelder Landhaus wird abgerissen. Das hat die Borgfelder Familie Bührmann im Gespräch mit unserer Redaktion klar gestellt. Die Landhaus-Eigentümer haben sich erstmals zu ihren Bauplänen an der Warfer Landstraße 73 geäußert, nachdem das Vorhaben in den vergangenen Tagen viele Diskussionen ausgelöst hatte. Im kommenden Jahr soll demnach auf dem Grundstück zwischen Wümme und Wörpe anstelle des Borgfelder Landhauses ein Komplex aus vier Gebäudeteilen entstehen. Die Bremer Sozialbehörde hat Interesse bekundet, die Räume für mehrere Jahre zu mieten, um dort Geflüchtete unterzubringen.

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Das Geld für die Schaffung neuer Flüchtlingsunterkünfte in ganz Bremen hat der Bremer Senat in dieser Woche bereits zurückgelegt. Stimmt nun auch noch der Haushalts- und Finanzausschuss zu, kann die Planung ab Anfang Juli weitergehen. Ende Juli könnte das Neubauprojekt nach Angaben von Theo Bührmann junior erstmals dem Borgfelder Beirat vorgestellt werden – die Schwaneweder Architektin Stephanie Pieper-Herbst soll dann die Baupläne präsentieren.

Neubau – so oder so

In den nächsten sechs bis acht Wochen werde sich entscheiden, ob die Zusammenarbeit mit dem Bremer Sozialressort wie geplant weiter gehen wird, berichtet Bührmann junior. Zwar seien die Planungen noch ganz am Anfang, räumt der Unternehmer ein, doch er sei davon überzeugt, dass sie umgesetzt werden. Klappe es nicht mit der Zusammenarbeit, werde man an den Neubauplänen festhalten und an Ort und Stelle eine Einrichtung für betreutes Wohnen schaffen.

Die Eigentümer beabsichtigen nach eigenen worten, den vierteiligen Gebäudekomplex so zu gestalten, dass er sich gut in den Stadtteil und die Umgebung einpasst. Zwei der Gebäude sollen direkt miteinander verbunden werden, derzeit gehen die Planer von zwei Voll- und einem Staffelgeschoss aus. Eines der Gebäude soll Räume für Büros und die medizinische Versorgung beinhalten. 14 rollstuhlgerechte Appartements sind geplant, die Wohnräume sollen so gestaltet werden, dass sie auch zu größeren Wohnungen zusammengefasst werden können, "sodass auch größere Familien darin einen Platz finden". Denkbar sei es, die Fassade des Borgfelder Landhauses zu erhalten. Fraglich sei nur, ob das angesichts der Bausubstanz überhaupt möglich sei, unterstreicht der Investor. Man hoffe, bei dem Neubauvorhaben mit einem Betrag von zehn Millionen Euro auszukommen.

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Einsatz für den Erhalt

Heiß diskutiert wird das Projekt zurzeit auch in der Lilienthaler und der Borgfelder Lokalpolitik. Im Borgfelder Beirat soll das Thema am kommenden Dienstag diskutiert werden. Rainer Sekunde, Sprecher der Lilienthaler Ratsgruppe „Gemeinsam stark für Lilienthal“, hat außerdem ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Borgfelder CDU-Beiratsfraktion, Jörn Broeksmid, vereinbart. Beiden Ortspolitikern bereiten die Abriss-Pläne Sorgen. „Es handelt sich um eine besondere historische Stätte am Eingangstor zu Lilienthal. Das Ensemble muss erhalten bleiben“, sagt Sekunde. Dem schließen sich parteienübergreifend Politikerinnen und Politiker diesseits und jenseits der Wümme an.

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Theo Bührmann senior, Gründer der gleichnamigen Unternehmensgruppe, ist enttäuscht vom Widerstand gegen das Projekt. "Es ist doch wohl klar, dass wir etwas für die Ukraine tun müssen", sagt der Geschäftsmann, der in Borgfeld aufgewachsen ist. "Wir haben uns wirklich mehr Willkommenskultur für das Projekt gewünscht. Wir haben hier in Borgfeld 2015 doch sehr gute Erfahrungen mit der Aufnahme von Geflüchteten gemacht", ergänzt sein Sohn, Theo Bührmann junior. "Welcher Stadtteil, wenn nicht Borgfeld, ist so gut in der Lage, die Menschen, die zu uns kommen, zu integrieren?" Die Bührmanns hoffen, dass das Projekt im Ort zukünftig mehr Rückenwind erhält.

Emotional aufgeladen

Viel Zeit bleibt dafür nicht. Bremen benötigt kurzfristig Hunderte Plätze für Geflüchtete. In einem Papier der Sozialbehörde war zuletzt davon die Rede, dass die 127 Plätze in Borgfeld zwischen Juli und September kommenden Jahres zur Verfügung stehen könnten. Bührmann junior geht davon aus, dass frühestens Ende dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden kann – ihm zufolge sind 120 Wohnplätze geplant. Es dauere voraussichtlich ein Jahr, bis die Gebäude bezugsfertig seien. "Und das nur, wenn Sozial- und Bauressort sich eng abstimmen", unterstreicht der Unternehmer.

Die Emotionen und Sorgen über den geplanten Abriss des Borgfelder Landhauses können Marlies und Theo Bührmann senior nach eigenem Bekunden nachvollziehen: "Da haben die Menschen ihre Hochzeiten gefeiert, Abtanzbälle, Firmenfeiern und Weihnachten – natürlich ist man da traurig, wenn das abgerissen wird. Das tut mir auch leid", sagt Marlies Bührmann, Planerin des Hotels "Das fliegende Perlhuhn", das gegenüber dem Landhaus auf Lilienthaler Gebiet liegt und im Übrigen erhalten bleiben soll. Das Borgfelder Landhaus allerdings habe sich als Gastronomiebetrieb nicht mehr getragen. "20 Leute in der Woche waren am Ende noch da", berichtet Theo Bührmann senior. Das habe sich nicht gerechnet. "Wir bauen auf jeden Fall neu", unterstreicht der Unternehmer. Das alte Gebäude sei auf Sand gebaut und nicht mehr sanierungsfähig. Ein Neubau sei unumgänglich.

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