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Heimatverein Lesumer Heimathaus soll saniert werden

Der Heimatverein Lesum will sein Heimathaus sanieren. Welche Arbeiten der Vorstand umsetzen möchte und wann die Arbeiten starten sollen.
13.02.2024, 17:46 Uhr
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Lesumer Heimathaus soll saniert werden
Von Julia Assmann

24 Jahre sind vergangen, seit der Heimatverein Lesum sein Domizil im Lesumer Ortskern bezogen hat. Nachdem der Verein das ehemalige Schulmeisterhaus an der Straße Alter Schulhof damals mithilfe eines Kredits und Spenden gekauft hatte, renovierten die Mitglieder es überwiegend in Eigenarbeit. Im April 2002 zog der Verein schließlich von einer Etagenwohnung in der Bremerhavener Heerstraße 7 ins Heimathaus um. Seither ist an dem Gebäude aus dem Jahr 1872 nicht viel gemacht worden; an vielen Stellen besteht Sanierungsbedarf. Den will der Heimatverein nun angehen. Voraussichtlich nach den Sommerferien wird das Heimathaus vorübergehend zur Baustelle.

Die Liste der Arbeiten, die der Vorstand umsetzen möchte, ist lang. Sie beinhaltet die Erneuerung des Dachs und einiger Fenster, den Abriss des morschen Balkons auf der linken Gebäudeseite, die Schaffung eines zusätzlichen, barrierefreien Eingangs und Malerarbeiten. Im Haus sollen Wände herausgerissen werden, um großzügigere Räume zu schaffen, und für die Treppe im Gebäude wünscht sich der Vorstand einen neuen, sichereren Belag. Neben dem Haus möchte der Verein auf einem der drei Parkplätze Fahrradbügel aufstellen. "Das sind unsere Ideen. Ein Architekt muss jetzt gucken, was davon umsetzbar ist", erläutert Vorstandsmitglied Birgit Thomsen.

Auch ein Beschluss der Mitgliederversammlung steht noch aus, sagt die Schriftführerin. Über das Budget für die Arbeiten haben die Mitglieder zwar bereits in der letzten Jahreshauptversammlung abgestimmt. Nun will der Vorstand ihnen aber noch das neue Raumkonzept und weitere Details der geplanten Sanierung vorstellen. Voraussichtlich am 12. April sollen die Mitglieder entscheiden. Die Finanzierung plant der Vorstand aus Eigenmitteln des Vereins. Möglich ist das, weil der Verein vor mehreren Jahren ein Haus Am Kapellenberg geerbt hatte. 2023 wurde es verkauft. Mit dem Erlös sollen die Arbeiten bezahlt werden.

Dachstuhl von Pilz befallen

Bei den Arbeiten geht es nicht um Schönheitsreparaturen, betont der Vorsitzende Volker Bulling. Er sagt: "Das Dach muss erneuert werden. Der Dachstuhl ist zum Teil von einem Pilz befallen." Ziel der Sanierung sei außerdem eine bessere energetische Bilanz des Gebäudes. "Deshalb wollen wir das Dach isolieren und einige Fenster erneuern lassen."

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Dazu kommt der Abbau von Barrieren. "Viele unserer Mitglieder und Gäste sind schon älter. Mit einem Rollator oder Rollstuhl kommt man derzeit nicht ins Haus", beschreibt Birgit Thomsen den momentanen Zustand. Eine Rampe kann der Verein an der Eingangstür nicht bauen, weil diese den Fußweg blockieren würde, der direkt am Haus entlang führt. Bleibt also nur der Bau eines zusätzlichen Eingangs. Und der Abriss des Balkons ist geplant, weil der Austritt schon lange marode ist. "Betreten können wir ihn schon lange nicht mehr", sagt die Schriftführerin. Dazu betont Volker Bulling: "Mit dem Abriss kommen wir dem ursprünglichen Erscheinungsbild des Hauses wieder näher. Der Balkon wurde erst nachträglich angesetzt."

Möbel aus Schlosszimmer abgegeben

Um vor den Arbeiten schon einmal Platz zu schaffen, hat der Heimatverein bereits im vergangenen Jahr einen Flohmarkt veranstaltet. "Wir überlegen, die Aktion vor der Sanierung noch einmal zu wiederholen", sagt Thomsen. Auch von einem Teil der Einrichtung des Museums- und Zigarrenmacherzimmers hat sich der Verein 2023 getrennt. In dem Raum befand sich das sogenannte Damenzimmer aus dem ehemaligen Schloss Mühlenthal, das einst Baron Knoop erbauen ließ. Der Verein hat die Möbelstücke, die ihm als Dauerleihgabe überlassen wurden, an das Schloss Schönebeck übergeben. "Sie sind jetzt dort ausgestellt", sagt die Schriftführerin.

Der Vorsitzende geht davon aus, dass der Verein das Heimathaus während der Sanierungsphase vorübergehend schließen und möglicherweise Gegenstände auslagern muss. Für einige Veranstaltungen könne der Verein vielleicht Räume seiner Kooperationspartner wie die der Stadtbibliothek nutzen. Die Gruppen, die sich regelmäßig im Heimathaus treffen, seien bereits informiert. "Für sie suchen wir zum Teil Alternativen." Bulling denkt zudem bereits ans Kistenpacken. "Dafür brauchen wir unbedingt tatkräftige Unterstützung", appelliert er an Mitglieder und Freund des Heimatvereins.

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Die Geschichte des Heimathauses

Das Gebäude Alter Schulhof 11 wurde 1872 gebaut. Es war Schule, Schulmeisterhaus und diente bis Mitte der 1990er-Jahre dem damaligen Ortsamtsleiter Arnold Thill als Dienstwohnung. Die Geschichte des Hauses beinhaltet auch ein sehr dunkles Kapitel. Es war Wohnhaus von Fritz Johann Köster, von 1934 bis 1939 Bürgermeister der Gemeinde Lesum. Er war SS-Sturmhauptführer und verantwortlich für die Ermordung von drei Juden in der Pogromnacht vom 9. November 1938. Den Befehl gab Köster per Telefon vom heutigen Heimathaus aus. 80 Männer brachen damals auf und töteten das Arztehepaar Adolph und Martha Goldberg in Burgdamm und den Monteur Leopold Sinasohn in Platjenwerbe.

Der Heimatverein Lesum kaufte das Haus Anfang des Jahres 2000 mithilfe von Spenden und eines Kredits für 320.000 Mark. Nach der Renovierung – unter anderem wurden damals neue Heizkörper eingebaut und Räume durch Durchbrüche vergrößert – zog der Verein Ende April 2020 ein. Im Erdgeschoss befinden sich ein Verwaltungszimmer, die Küche, der sogenannte Wikipedia-Raum sowie ein Veranstaltungsraum. Das Obergeschoss beherbergt das Bild- und Schriftarchiv, die Bibliothek, in der neben zahlreichen Bremen-Nord- und Bremen-spezifischen Büchern auch Urkunden, Landkarten und ausgewählte Erinnerungsstücke aufbewahrt werden, und das sogenannte Museums- und Zigarrenmacherzimmer.

Info

Das Veranstaltungsprogramm des Heimatvereins Lesum läuft vorerst wie geplant weiter. Das neue Programm ab Monat April ist ebenfalls beinahe fertig und wird in Kürze veröffentlicht. Informationen zu den Angeboten erhalten Interessierte dienstags von 15 bis 17 Uhr im Heimathaus Lesum (Alter Schulhof 11) und unter der Telefonnummer 04 21 / 63 46 76.

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