Der Klimawandel, der steigende Meeresspiegel und die Weser-Vertiefung sorgen dafür, dass die Deiche in Bremen immer größeren Herausforderungen standhalten müssen. In Bremen-Nord ist der Bremische Deichverband am rechten Weserufer für den Hochwasserschutz und stabile Deiche verantwortlich. Die Arbeit des Verbands wird für Nordbremer vor allem dann sichtbar, wenn große Projekte anstehen wie aktuell auf dem BWK-Gelände. Dort wird eine ganz neue Spundwand errichtet. Anders als im Stadtgebiet südlich der Lesum haben die Bürgerinnen und Bürger in Bremen-Nord sonst nur wenig mit dem Deichverband zu tun. Unter den Mitgliedern, insgesamt knapp 90.000 Grundstückseigentümer, sind verhältnismäßig wenige Nordbremer. Das hat historische Gründe.
Der Ursprung der Deichverbände
Deichverbände haben ihren Ursprung im Zusammenschluss von Grundstückseigentümern, die sich schon vor Jahrhunderten zusammengetan haben, um ihr Land gemeinsam nachhaltig und wirksam vor Hochwasser zu schützen. Die Mitgliedschaft im Deichverband ist nicht freiwillig. Alle Eigentümer sind zwangsläufig Mitglieder und zahlen für die Arbeit des Verbands, Be- und Entwässerung sowie Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten, Deichbeiträge.
Warum Bremen-Nord eine Ausnahme bildet
Auf dem heutigen Gebiet von Bremen-Nord gab es vor der Eingemeindung nach Bremen eigene Verwaltungen und einen eigenen Deichschutz. "Es gab mehrere kleine Deichverbände", erläutert Stephan Levin, Geschäftsführer des Bremischen Deichverbands am rechten Weserufer. Mit der Eingemeindung übernahm die Stadt die Aufgabe, die Nordbremer Bürger vor Hochwasser zu schützen. Durch die Geestkante hat Bremen-Nord im Vergleich zur übrigen Stadt in großen Teilen eine andere Höhenlage. Dadurch wäre im Falle eines Hochwassers bei Weitem nicht ganz Bremen-Nord betroffen. Die Stadt habe sich damals unter anderem deshalb entschieden, die Kosten für die Pflege und Erhaltung der Deiche in Bremen-Nord zu übernehmen, sagt Deichhauptmann Michael Schirmer. Zuständig war das ehemalige Wasserwirtschaftsamt.
Was sich 2001 änderte
Mit einem 100-jährigen Vertrag übertrug die Stadtgemeinde am 1. Oktober 2001 dem Deichverband am rechten Weserufer die Verantwortung für die Gewässer, den Hochwasserschutz und die Deiche sowie das Lesum-Sperrwerk in Bremen-Nord. Seither ist auch nördlich der Lesum ein Deichverband zuständig. Für die Nordbremer Bürger änderte sich dadurch nichts. Die Stadtgemeinde trägt die Kosten und zahlt direkt an den Deichverband. Von den meisten Nordbremer Eigentümern werden keine Abgaben erhoben.
Verbandsmitglieder in Bremen-Nord
Der Deichverband am rechten Weserufer hat 2150 Mitglieder in den Ortsteilen Burg-Grambke und Werderland, einschließlich Burgdamm. Insbesondere das Werderland wäre im Falle einer Sturmflut stark vom Hochwasser betroffen. Alle fünf Jahre wählen die Grundstückseigentümer die Vertreter des Deichsamts. Die Nordbremer Mitglieder gehören zum Wahlbezirk 31.
Die Aufgaben
Die Kernaufgaben des Verbandes sind der Schutz vor Hochwasser und vor Sturmfluten sowie die Be- und Entwässerung. Er kümmert sich insgesamt um eine Deichstrecke von fast 100 Kilometer. In Bremen-Nord hat er die Verantwortung für etwa 15,2 Kilometer Deichlinie. An vielen Stellen besteht sie nicht nur aus grünen Erddeichen, sondern auch aus Mauern, Stahlwänden und Hafenkajen. Bei Sturmfluten schließen Verbandsmitarbeiter die Deichscharte, Wegeöffnungen in der Deichlinie, beispielsweise in Vegesack. Des Weiteren unterhält der Verband Hauptwasserläufe und Schöpfwerke, zum Beispiel an der Blumenthaler Aue. Das Schöpfwerk im Lesum-Sperrwerk kann im Notfall bis zu 45 Kubikmeter pro Sekunde pumpen. Neben den Schöpfwerken gibt es zahlreiche kleinere Siele, unter anderem an der Schönebecker Aue, mit denen der Wasserstand gesteuert werden kann. Die Umsetzung des Generalplans Küstenschutz gehört ebenfalls zu den Aufgaben.
Die Finanzierung
Um seine Aufgaben erfüllen zu können, benötigt der Verband jährlich mehr als fünf Millionen Euro. Für vertraglich vereinbarte Sonderaufgaben erhält er von der Stadtgemeinde Sondermittel. Die verbleibende Summe müssen die Verbandsmitglieder aufbringen. Jeder Grundstückseigentümer zahlt nach dem Maß seines persönlichen Vorteils für die Leistungen. Als Maßstab dient der steuerliche Einheitswert des Grundstücks. Die Deichbeiträge wurden ab 2023 nach mehr als 20 Jahren erhöht. "Viele der nach dem Kriege errichteten Hochwasserschutz- und Entwässerungsanlagen im ,Altgebiet' südlich der Lesum werden sanierungsbedürftig, die Aufgaben des Verbandes wachsen und Energie-, Material- und Personalkosten steigen", erläutert der Deichhauptmann den Hintergrund. Deshalb wurde der Deichbeitrag von bisher 0,7 Promille auf 0,9 Promille vom Einheitswert der beitragspflichtigen geschützten Grundstücke und Immobilien erhöht. Die Arbeiten im Zuge des Generalplans Küstenschutz werden extra finanziert. 70 Prozent der Kosten trägt der Bund, 30 Prozent das Land.