Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis alle Umbauten an der Unterkunft "Mühlenacker" in Lesum abgeschlossen waren. Inzwischen sind alle Arbeiten erledigt, die notwendig waren, um die Voraussetzungen für die Nutzung als Wohnanlage zu schaffen. Abschließbare Lagerräume sind entstanden, der Brandschutz wurde angepasst und eine Treppe im Außenbereich gebaut, die zu Parkplätzen am Klostermühlenweg führt. Seit Anfang Mai haben die Bewohnerinnen und Bewohner auch eigene Briefkästen. Zudem wurde der Lärmschutz verbessert: Die zuvor offenen Treppenhäuser, aus denen Stimmen laut zu den Nachbarn herüberschallten, wurden mit Lärmschutzwänden aus Glas verkleidet. "Die Jahre 2023 und 2024 waren sehr geprägt von den Umbauarbeiten", resümiert Astrid Steffens, Projektleiterin im Quartiersmanagement Wohnen Mühlenacker der Inneren Mission.
Der Abschluss soll nun gefeiert werden, und zwar gemeinsam mit den Nachbarn und allen Interessierten. Für Freitag, 6. Juni, laden die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Innere Mission von 14 bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Geplant sind Führungen und ein lockerer Austausch zwischen Bewohnern und Gästen. Dazu gibt es Fingerfood aus aller Welt, das mehrere Mieterinnen und Mieter der Wohnanlage zubereiten.

Ein Blick in einen Innenhof: Unter den 216 Menschen, die derzeit in der Wohnanlage leben, sind 92 Kinder und Jugendliche.
Aktuell leben 216 Menschen in der Anlage, darunter 92 Kinder und Jugendliche. Die älteste Bewohnerin ist 93 Jahre alt und stammt wie viele weitere Bewohnerinnen und Bewohner aus der Ukraine. "Die anderen kommen zum Beispiel aus Syrien, Albanien, Afghanistan, Serbien, Somalia, Ghana, aus der Türkei und dem Iran", erzählt Astrid Steffens. Eröffnet wurde die Unterkunft im Jahr 2018 mit 270 Plätzen als Übergangswohnheim. Damals gab es für die Bewohner eine Vollversorgung und eine enge Betreuung durch ein Team der Inneren Mission.

Alle Appartements haben Küchen und Bäder. Die Bewohner versorgen sich selbst und schließen für ihre Wohnungen Mietverträge ab.
2021 wurde aus dem Übergangswohnheim ein Haus für dauerhaftes Wohnen. Die Unterkünfte gelten seither als sogenannte Beleg- oder OPR-Wohnungen, das sind Unterkünfte für Wohnungslose nach dem Ortspolizeirecht. Mit der Veränderung wurde das Leben in der Wohnanlage privater. Alle Appartements, insgesamt sind es 80, haben Küchen und Bäder. Die Bewohner versorgen sich selbst und schließen für ihre Wohnungen Mietverträge ab, die zunächst auf ein Jahr befristet sind, aber verlängert werden können.
136 Plätze für Menschen aus der Ukraine
Mit der Änderung wurde die Zahl der Plätzeauf 136 reduziert. Jedoch nur für einen kurzen Zeitraum, denn mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine stieg der Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge rapide an. Die Zahl der Plätze wurde wieder aufgestockt – temporär. "Gleichzeitig gab es die Auflage, 136 Plätze für Menschen aus der Ukraine bereitzustellen", sagt Nicole Höfling-Engels. Sie arbeitet bei der Inneren Mission als Bereichsleitung für Jugendhilfe und Migration und kennt die Einrichtung auch deshalb sehr gut, weil sie sie selbst einmal geleitet hat.
Unter den Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, sind viele Ältere. "Und viele von ihnen sind mit dem Auto geflohen", erzählt Höfling-Engels. "Das stellt uns vor neue Herausforderungen." So sei die Nachfrage nach barrierearmen Wohnungen gewachsen und auch Parkplätze werden benötigt. "Für uns bedeutet das, dass wir viel Unterstützung bei der Kommunikation mit Kranken- und Pflegekassen und bei der Beschaffung von Hilfsmitteln leisten", erläutert Astrid Steffens.

Seit Anfang Mai haben die Bewohnerinnen und Bewohner auch eigene Briefkästen.
Das zehnköpfige Team der Inneren Mission ist mehrsprachig. Zu ihnen gehören neben der Leiterin und ihrem Stellvertreter pädagogische Beratungskräfte, die ihre Unterstützung in einem Büro im Jugendzentrum (Freizi) Burglesum anbieten. Sie helfen bei Fragen des alltäglichen Lebens und bei der Erarbeitung von Lebensperspektiven und bieten Orientierung bei bürokratischen Herausforderungen. Auch in Marßel hat die Innere Mission ein Beratungsangeboteingerichtet: in den Räumen des Nachbarschaftshauses in der Helsingborger Straße 95. Das Angebot richtet sich auch an Menschen aus Burglesum und Umgebung, die nicht in der Wohnanlage wohnen. Auch Integrationslotsen und Sprachmittler sowie einen Hausmeister gehören zum Team.
Am Tag der offenen Tür sollen Gäste einen Eindruck von dem Leben in der Wohnanlage bekommen. "Wir haben hier ein angenehmes Miteinander", sagt Astrid Steffens, die sich wünscht, dass sich künftig wieder mehr Ehrenamtliche vor Ort engagieren: zum Beispiel im Sprachcafé, mit Angeboten für Kinder, bei der Hausaufgabenhilfe oder sonstigen Angeboten. Wer Interesse hat, kann ebenfalls am Tag der offenen Tür vorbeikommen.