Heraushängende Elektrokabel, keine funktionierende Küche und der Hof als Toiletten-Ersatz: So lässt sich kurz der Zustand einer verwahrlosten Immobilie in Bremen Oslebshausen beschreiben, in der bis Anfang August immer noch zehn Menschen gelebt haben – und für die katastrophalen Wohnverhältnisse sogar Miete gezahlt haben.
Wie das Innenressort und das Bauressort am Freitag mitteilten, habe das Ordnungsamt das Haus begangen und nach einer Begutachtung umgehend versiegelt. "Der Vermieter aus Niedersachsen erhielt eine Nutzungsuntersagung für das Haus. Ihm ist unter Androhung von empfindlichem Zwangsgeld untersagt worden, das Haus weiter zu vermieten", heißt es in der Mitteilung. Es werde zudem geprüft, ob der Verdacht einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Elektrokabel hängen teilweise unisoliert von der Decke und stellen eine Gefahr für die Bewohner dar.
So war das Haus bei der Begehung der Einsatzkräften von Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei, Gesundheitsbehörde und Baubehörde in einem katastrophalen Zustand: Ungesicherte Leitungen in den Zimmern und Fluren hingen aus den Wänden. Kochplatten standen neben großen Haufen von Müll auf dem Boden – der Herd funktionierte nicht mehr. Ein Teil des Hofs diente den Bewohnern offenbar als Toiletten-Ersatz. Das Nachbarhaus, das ebenfalls dem Vermieter aus Niedersachsen gehört, war durch einen früheren Brand zerstört worden. Die Nebengebäude waren allesamt akut einsturzgefährdet.
Vermieter kündigte Mieterhöhung an
In einem aktuellen Schreiben aus dem Juli, das die Einsatzkräfte in einem der Zimmer fanden, forderte der Eigentümer von seinen Bewohnern eine Mieterhöhung: "Wegen stark gestiegener Betriebskosten", hieß es in dem Vordruck, sollte der Unterzeichner für seine "Wohnung" künftig 450 Euro zahlen.
Die Wohnaufsicht hatte die Begehung vom Ordnungsamt in Auftrag gegeben. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihre Habseligkeiten zusammenpacken und wurden von der Sozialbehörde untergebracht. Es soll sich dabei um Personen aus der Drogen- und Alkoholszene handeln.

Das Haus ist in einem katastrophalen Zustand und wurde deswegen versiegelt.
"Ich fürchte, dass es noch einige solcher 'Häuser des Grauens' in unserer Stadt gibt, um die sich die Eigentümer schon lange nicht mehr kümmern, für die sie aber zugleich die Hand aufhalten und unglaubliche Mieten kassieren", sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). "Die Bewohner solcher Häuser haben in der Regel nicht mehr die Kraft, selbst gegen die menschenunwürdigen Zustände vorzugehen." Es sei wichtig, Menschen vor solchen Miethaien zu schützen, bestätigte Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne). "Vermieter, die mit dem Leben von Menschen spielen und deren Probleme am Wohnungsmarkt skrupellos ausnutzen, dürfen nicht ungestraft davonkommen. Solche Exzesse werden wir weiterhin gemeinsam mit den beteiligten Ressorts bekämpfen."