Am Ende ist die Entscheidung knapper gewesen als noch vor wenigen Wochen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Beirat Hemelingen für den Bau eines Weges über die Galopprennbahn gestimmt, die Details dazu sollen nun in der kommenden Woche im Bauausschuss des Beirats vorgestellt werden.
Vor Wochen hatte der Regionalausschuss Galopprennbahn, der sich aus Mitgliedern der Beiräte Hemelingen und Vahr zusammensetzt, mit klarer Mehrheit für einen Weg quer über die Galopprennbahn gestimmt. Nach einer Prüfung durch die Kanzlei der Bürgerschaft stand allerdings fest, dass der Ausschuss gar nicht die notwendigen Rechte dazu hatte. Deswegen musste nun der Beirat Hemelingen, in dessen Zuständigkeitsbereich die Rennbahn liegt, sein Votum abgeben.
In den wenigen Wochen zwischen den beiden Ausschusssitzungen kehrte bei einigen Hemelinger Beiratsmitgliedern offensichtlich ein Sinneswandel ein. Zumindest fiel die Abstimmung in der virtuellen Sitzung denkbar knapp aus. Bei zehn Ja-Stimmen und acht Nein-Stimmen wurde dem Antrag zum Bau einer Wegeverbindung zugestimmt. Die Nein-Stimmen kamen dabei aus dem Lager von CDU, FDP und AfD. SPD, Grüne, Linke und die Partei unterstützten hingegen den Antrag.
"Wir finden es falsch, dass eine Wegeverbindung geplant wird, obwohl noch gar nicht feststeht, wie das Gelände mal genutzt werden wird", erklärte Hannelore Sengstake (CDU) die Ablehnung ihrer Fraktion. Natürlich sei auch ihre Partei für einen Weg. "Aber erst muss feststehen, was dort passiert." Zum jetzigen Zeitpunkt lehne ihre Fraktion das Vorhaben ab. "Weil eine Wegeverbindung bestimmte Nutzungsarten ausschließen kann. Man muss erst planen, dann bauen und nicht umgekehrt", argumentierte die Hemelinger CDU-Beirätin. Besonders betroffen wäre der Galoppsport, denn ein Weg über die Rennbahn würde die Wahrscheinlichkeit, dass dort noch einmal Pferde laufen, zumindest geringer werden lassen.
Keine neue Idee
Ralf Bohr (Grüne) betonte, dass seine Fraktion den Bau unterstütze. "Eigentlich ist die Entscheidung ja schon im Regionalausschuss gefallen und muss nur bestätigt werden." Überhaupt sei die Idee eines Weges über die Rennbahn keine neue. Tatsächlich sah schon das von der Bürgerschaft 2015 verabschiedete Landschaftsprogramm der Stadt einen Verbindung zwischen den Grünanlagen Carl-Goerdeler-Park und dem Kleingartengebiet Holter Feld über die Rennbahn vor. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir damals nein gesagt hätten", so Bohr. Und weiter: "Jetzt will die CDU das auf die lange Bank schieben."
"Man kann das Gelände nicht in zwei Teile teilen", erwiderte Uwe Janko (FDP). Er wolle an das Ortsgesetz zur Rennbahn erinnern, das die Förderung und Entwicklung der Rennbahn vorsehe.
Hans-Peter Hölscher (SPD) wurmte offenbar der Sinneswandel der CDU-Fraktion. "Die Mitglieder der CDU im Regionalausschuss hatten für den Weg gestimmt. Dass wir jetzt wieder darüber abstimmen müssen, regt mich auf." Ein Weg ändere nichts an der Geländeprägung des Areals. "Er muss sich ohnehin an den bestehenden Wasserläufen orientieren." Tatsächlich wird das Gelände ungefähr in der Hälfte von einem, zum Teil verrohrten Wasserlauf mit kleineren und größeren Biotopen und Seen getrennt.
Dass die CDU gegen einen Weg sei, stritt Christian Meyer (CDU) vehement ab. "Wir wollen den Weg, aber wir sollten ihn nicht festlegen, bevor wir wissen, wie wir das Gelände zukünftig nutzen." Die CDU sei auch nicht die Partei, die unbedingt Galopprennen wolle. "Aber wir denken, dass es nicht richtig ist, schon jetzt zu entscheiden."
Den fachlichen Überblick hatte zuvor Thomas Knode von der Grünflächenordnung bei der Senatorin für Klimaschutz gegeben. "Die Rennbahn ist eine deutlich wahrnehmbare Barriere, es gibt keine Durchlässigkeit, die Stadtteile Vahr und Hemelingen sind durch sie getrennt." Aus der Sicht seines Amtes sollte sich ein Weg von den bestehenden Wasserläufe leiten lassen. "Wir wollen diese Wasserflächen in den Grünzug integrieren, sie dürfen ohnehin nicht bei einer Überbauung beseitigt werden." Sprich: Unabhängig davon, wie das Gelände später einmal genutzt wird, werden die Wasserläufe erhalten bleiben und das Gelände in ungefähr zwei gleich große Hälften teilen.
In der Sitzung gab Knode nur einen kleinen Fingerzeig in welche Richtung die Gestaltung gehen könnte. "Wir würden einen asphaltierten Weg vorschlagen." Asphalt sei besser als sein Ruf. Radfahrer und Fußgänger könnten besser drauf fahren und laufen. "Das Wasser versickert trotzdem vor Ort und mehr ökologischen Wert hat eine wassergebundene Decke auch nicht."
Über die möglichen Details soll am kommenden Dienstag, 8. Juni, ab 16.30 Uhr in einer virtuellen Sitzung des Ausschusses "Bau, Klimaschutz und Mobilität" gesprochen werden. Die Sitzungsteilnahme ist über die Internetseite global.gotomeeting.com/join/643570685 möglich.