"Dass ich das noch erleben darf", sagt eine Frau mit ergrautem Haar zu ihrem nicht minder grauhaarigen Begleiter, als sie das Ortsamt Osterholz verlassen. Tatsächlich werden sie aller Voraussicht nach den Startschuss für ein in den Stadtteilen Osterholz und Hemelingen lang ersehntes Straßenbahnprojekt noch erleben: die Verlängerung der Trasse über das Depot Sebaldsbrück hinaus nach Osterholz.
Die Pläne für den Ausbau sind schon Jahrzehnte alt, geisterten wie übernatürliche Wiedergänger immer mal wieder durch die Stadtteile, nahmen aber keine konkreten Formen an, sondern zerstoben immer wieder an den Realitäten der Bremer Stadt- und Verkehrsplanung. Zuletzt hieß es 2021: alle Ampeln auf Grün. Noch im selben Jahr sollte die Bürgerbeteiligung starten. Doch dann kam wieder alles anders, zog sich der Prozess hin, versandete.
Als Grund nannte Maximilian Blobel, verantwortlich für die Straßenbahnplanung im Mobilitätsressort, in einer gemeinsamen Sitzung der zuständigen Ausschüsse aus Osterholz und Hemelingen die Planungen rund um die Domsheide und die Verlegung der Straßenbahn in die Martinistraße, die Ressourcen gebunden hätten. "Nun haben wir aber für den Planungsbeginn Gelder für 2024 gesichert, sodass wir starten können."
Nach den Projekten in der Innenstadt, dem Straßenbahnbau in die Überseestadt und dem Beginn für den Bau der Querverbindung Ost sei nun die Verlängerung nach Osterholz und die Verlängerung vom Weserwehr zur Malerstraße an der Reihe. Die Verlängerung der Linie 3 über das Weserwehr hinaus, ist eine Forderung aus Hemelingen, denn mit dem Bau der Querverbindung Ost fährt die Linie 2 künftig nicht mehr nach Sebaldsbrück, sondern in die Vahr.
Vierstufige Planung
Vorgesehen ist ein vierstufiges Planungsverfahren mit einer Bürgerbeteiligung am Anfang. "Um die Bürgerinnen und Bürger abzuholen und Hinweise zu bekommen, ob wir etwas nicht beachtet haben." Nach Blobels Angaben wird derzeit eine Ausschreibung für die Planungsarbeiten vorbereitet und im Februar 2024 soll dann ein Verkehrsplanungsbüro ausgewählt sein, das die Planungen erarbeitet.
Im Laufe des Planungsprozesses sollen dann verschiedene Varianten entwickelt werden, wie der Trassenverlauf aussehen könnte. Das beinhaltet auch die Frage, wo die verlängerte Trasse anschließt. Das könnte der Bahnhof Mahndorf sein oder auch der Weserpark. Aus dem Publikum kam ein anderer Vorschlag: "Was ist mit Oyten? Gibt es Überlegungen, die Trasse weiterzuführen?"
Intern habe man ganz viel über Oyten gesprochen, sagt Blobel. "Ich denke, wir werden mit der BSAG schauen, ob das Sinn macht. Das wäre total spannend, aber es gibt noch keine fixen Endpunkte."
Am Ende der Planungen steht dann eine Wirtschaftlichkeitsprüfung. Davon hängt ab, ob der Bund das Projekt fördert. Blobel sprach von 75 Prozent Förderquote, die möglich sei.
Alle sollen profitieren
Für Blobel birgt der künftige Trassenquerschnitt den größten Gesprächsbedarf. "Damit werden wir viel beschäftigt sein, denn alle Verkehrsteilnehmer müssen unterkommen." Seit Jahren kauft die Stadt entlang des südlichen Bereichs der Osterholzer Heerstraße Grundstücke auf, um genau diesen Platz für den Ausbau zu haben.
"Der Querschnitt steht nicht fest, aber klar ist, dass die Straßenbahn möglichst behinderungsfrei fahren soll", so Blobel. Will heißen: Sie soll nicht im Stau stehen, also weitgehend auf einem eigenen Gleisbett fahren. Es gehe aber nicht nur um die Straßenbahn. "Idealerweise sollen am Ende alle von dem Umbau profitieren." Dazu gehöre auch der Umbau der Geh- und Fußwege und das Pflanzen von Bäumen und Grünpflanzen.
Ralf Dillmann mahnte: "Uns ist wichtig, dass die Trasse den Stadtteil nicht komplett zerschneidet." Es solle keine riesige Schneise entstehen. Ein anderes Fragezeichen gleich am Sebaldsbrücker Straßenbahndepot: "Wir haben in Bremen Probleme mit Brücken, was ist mit der Brücke bei Mercedes am Depot?", wollte Jens Dennhardt (SPD) wissen, der auf den maroden Zustand vieler Brücken in Bremen anspielte. "Es gibt eine ganz neue Untersuchung des Amtes für Straßen und Verkehr", erklärte Blobel. "Die Einschätzung ist, dass die Statik auch für die modernen Straßenbahnen ausreicht."
Blobel blieb bei der Frage nach einem Zeitrahmen für die Planungen und den Bau eher vage. Zwischen fünf und neun Jahre könnte es dauern, bis eine Straßenbahn von Sebaldsbrück bis nach Osterholz rollt.