- Wie sieht die Variante aus?
- Warum ist jetzt eine Entscheidung gefallen?
- Was spricht noch für die Variante?
- Braucht die Überseestadt eine Straßenbahn?
- Ist die Entscheidung für die Hoerneckestraße endgültig?
- Welche Variante bevorzugt die BSAG?
- Wie sieht der Zeitplan aus?
Die Pläne für eine Straßenbahn in der Überseestadt werden konkreter: Im neuen Koalitionsvertrag spricht sich die rot-grün-rote Landesregierung erstmals offiziell für eine Streckenführung aus. Die Koalition werde „die Realisierung der Variante Hoerneckestraße anstreben, da so auch die Überseeinsel einen sehr guten ÖPNV erhält“. Bereits im vergangenen Herbst hatten die Verkehrspolitiker in der Fachdeputation mehrheitlich für diesen Streckenverlauf plädiert. Die alternative Variante führt im Osten der Überseestadt über die Konsul-Smidt-Straße. Noch vor einigen Wochen hatte der Senat auf Anfrage der Linken erklärt, dass beide Varianten "gleichauf liegen".
Wie sieht die Variante aus?
Die Straßenbahn soll durch die Überseestadt bis zur Hafenkante am Waller Sand fahren. Die nun bevorzugte Variante verläuft dabei auf dem ersten Stück südlich über die Überseeinsel (Hoerneckestraße). Geplant ist eine kombinierte Fuß-, Rad- und Straßenbahnbrücke über den Europahafen, die auf den Europaplatz zwischen Schuppen Eins und Europa-Quartier führen könnte. Die genaue Ausgestaltung der Variante steht noch nicht endgültig fest – so hängt es zum Beispiel auch von der Quartiersentwicklung ab, wo die Straßenbahn zukünftig wenden wird.
Warum ist jetzt eine Entscheidung gefallen?
Im Zuge der Koalitionsverhandlungen haben die Fachpolitiker nach Aussage von Falk Wagner (SPD) neue Analysen vorgelegt bekommen. Demnach seien beide Varianten ungefähr gleich teuer und zeitlich ähnlich schnell umsetzbar. Laut einer Machbarkeitsstudie profitieren von der Führung über die Hoerneckestraße deutlich mehr Einwohner als bei der alternativen Variante. Das sei der ausschlaggebende Faktor für die Entscheidung gewesen, sagt Wagner. Entschiede man sich für eine Führung über die Konsul-Smidt-Straße, bräuchte es zudem eine Sonderlösung für die Anbindung der Überseeinsel. Das wird auch in der Machbarkeitsstudie als Nachteil angeführt.
Was spricht noch für die Variante?
Der Grünen-Verkehrspolitiker Ralph Saxe bezeichnet die Variante mit dem Brückenbau als „städtebaulich hochattraktiv“. Die Brücke werte die Überseestadt massiv auf, erlaube auch Fußgängern und Radfahrern einen schnelleren Zugang zu Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über den Europahafen ist – unabhängig von der Straßenbahnführung – im Zuge der Quartiersentwicklung geplant.
Braucht die Überseestadt eine Straßenbahn?
Nach Ansicht der Koalition ist eine Erschließung des wachsenden Gebiets per Straßenbahn unbedingt notwendig. Saxe verweist auf den hohen Anteil des Autoverkehrs in der Überseestadt. In einer älteren Vorlage für die Fachdeputation wird das Verkehrssystem als "nur noch eingeschränkt leistungsfähig" bezeichnet. Die Machbarkeitsstudie prognostiziert eine verkehrliche Entlastung an den Knotenpunkten Konsul-Smidt-Straße/Hansator und Auf der Muggenburg/Hoerneckestraße – sofern die Variante mit dem Brückenbau realisiert wird. Eine Straßenbahn-Anbindung sei auch deshalb wichtig, weil neue Quartiere in der Überseestadt mitunter autoarm geplant würden, sagt Saxe. Grundsätzlich gegen den Bau einer Straßenbahnlinie und stattdessen für einen modernen elektrischen Ringbus hatte sich im vergangenen Jahr die Waller CDU ausgesprochen.
Ist die Entscheidung für die Hoerneckestraße endgültig?
Nein. Die Koalitionspartner betonen, dass es sich um eine Absichtserklärung handelt. Sollte die konkrete Planung beispielsweise zeigen, dass der Bau der Straßenbahnbrücke bislang unbekannte Probleme oder Mehrkosten verursachen würde, müsse man die Entscheidung überdenken, so Wagner. Nach derzeitigem Stand sei die Variante über die Hoerneckestraße jedoch das klare Ziel.
Welche Variante bevorzugt die BSAG?
Beide Streckenführungen seien verkehrstechnisch umsetzbar, sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt werde sich das Unternehmen für keine Variante aussprechen – möglicherweise gebe die BSAG nach der Ingenieursplanung ein Votum ab. Die finale Entscheidung müsse aber die Politik treffen, so Holling.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Bis die Straßenbahnen durch die Überseestadt rollen, wird noch einige Zeit vergehen. Saxe schätzt, dass die Umsetzung fünf bis zehn Jahre dauern könnte. Ähnlich äußert sich BSAG-Sprecher Holling. Mitgeplant werden muss auch die bauliche Entwicklung in den Quartieren. Zudem sind Klagen gegen das Vorhaben nicht ausgeschlossen – bereits bei früheren Straßenbahnprojekten hatten Gerichtsverfahren zu Verzögerungen geführt.