Die zahlreichen Proteste der Bremer Einrichtungen für Offene Kinder- und Jugendangebote haben Wirkung gezeigt: Das Sozialressort hat in Aussicht gestellt, das Gesamtbudget für 2024 um insgesamt 719.000 Euro anzuheben. Zwar waren die ursprünglich veranschlagten Mittel in den laufenden Haushaltsvorbereitungen etwas höher angesetzt worden als für 2023, aber angesichts von Inflation und hohen Lohnkostensteigerungen hätte das nicht ausgereicht, um das Vorjahresniveau der Einrichtungen zu halten. Für jeden der 19 betroffenen Stadtteile bedeuten die jüngsten Aufstockungspläne von Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) knapp 38.000 Euro mehr pro Jahr. Vielen Bremer Einrichtungen fehlen aber sechsstellige Beträge, um den Status quo halten zu können.
Was die neuen Pläne für das Jugendhaus Horn-Lehe bedeuten, hat Faro Tuncel jetzt im Sozialausschuss des Beirats berichtet. Tuncel ist beim Träger Petri und Eichen für den Bereich Jugendförderung zuständig. Das Jugendhaus sei ein wichtiger Treffpunkt für Kinder und Jugendliche aus Horn-Lehe, zumal der Stadtteil nicht über ein Bürgerzentrum verfüge, betonte er. Angesichts der knappen Mittel hätten inzwischen Unterstützungskräfte von außen und zusätzlich fünf Personalwochenstunden gestrichen werden müssen. Auch für den Erhalt einer 20-Stunden-Stelle gebe es bislang noch keine gesicherte Finanzierung. Da somit im Urlaubs- oder Krankheitsfall keine Vertretung gestellt werden könne, werde sich die Anzahl der Schließungstage unweigerlich erhöhen, so Tuncel. Besonders starke Einschnitte gebe es außerdem bei den Programmmitteln der Einrichtung.

Faro Tuncel ist beim Träger Petri und Eichen für den Bereich Jugendförderung zuständig.
Die jüngst in Aussicht gestellten zusätzlichen 38.000 Euro sollen Tuncel zufolge noch während des laufenden Jahres an die Stadtteile ausgezahlt werden. Da zunächst aber der Haushalt stehen müsse, werde damit voraussichtlich erst im Spätsommer oder Herbst zu rechnen sein. Die fünf Prozent Planungsreserve, die bislang immer vom Jahresbudget einbehalten worden sei, könnte diesmal möglicherweise entfallen – eine feste Zusage gebe es dafür allerdings aktuell noch nicht. Die Bemühungen des Ressorts seien unterm Strich zwar nicht ausreichend, „es ist aber immerhin ein Entgegenkommen und ein Erfolg des Drucks“, so Tuncel. In der Praxis bedeute die Aufstockung allerdings selbst in Stadtteilen mit wenigen Kinder- und Jugendeinrichtungen nicht, dass Personalstunden aufgestockt werden könnten. Denn das sei erst ab Herbst bis zum Jahresende möglich. „Aber wo will man geeignete Fachkräfte finden, die das für wenige Monate mitmachen?“
Dass das Thema Offene Kinder- und Jugendarbeit bei den Haushaltsverhandlungen aufgrund des großen Drucks jetzt stärker in den Fokus gerückt wurde, nehme man bei Petri und Eichen grundsätzlich zwar wohlwollend zur Kenntnis, sagte Tuncel. „Aber es bleibt dabei: Diese Mittel fangen den Personalabbau und die Öffnungszeitkürzungen nicht auf, und liefern auch keine Möglichkeit, auf die wachsenden Herausforderungen einzugehen und einen Ausbau von präventiver Jugendförderung voranzutreiben.“
Idee: Gelder umwidmen
Besondere Verbesserungsmöglichkeiten sieht Petri und Eichen darin, für 2024 eingeplante investive Mittel für die Jugendhäuser in Personalausgaben umzuwidmen. Dass zudem mehrjährige Finanzierungen, weiterer Bürokratieabbau und eine Umstellung des Verteilungssystems zwingend erforderlich seien, darin seien sich mittlerweile immerhin alle einig, so Tuncel. „Das 'Wie' werden wir versuchen, aktiv mitzugestalten.“ Der Beirat Horn-Lehe unterstützt die Bemühungen der Sozialverbände und hat deshalb eine Beratung zum Sachverhalt in der Stadtbürgerschaft beantragt. Die Notwendigkeit, eine auskömmliche Finanzierungsgrundlage für die Offene Kinder- und Jugendarbeit zu schaffen, bleibe trotz des angekündigten siebenprozentigen Inflationsausgleichs bestehen, hieß es zur Begründung. Nach Osterholz und Obervieland ist Horn-Lehe damit bereits der dritte Beirat, der eine erneute Auseinandersetzung mit dem Thema fordert.