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Park links der Weser Huchting: Bekämpfung des Nadelkrautes gestaltet sich schwierig

Das sogenannte Nadelkraut breitet sich in Bremen aus und bedroht die heimische Natur im Park links der Weser. Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig und teuer. Und das Zeitfenster schließt sich womöglich.
26.02.2024, 05:00 Uhr
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Von Christa Neckermann

Das sogenannte Nadelkraut breitet sich als nicht heimische Pflanze auch in Huchting aus. Als invasiver Neophyt, das sind Pflanzen, die sich mit Hilfe des Menschen in einem Gebiet ansiedeln, in dem sie zuvor nicht heimisch gewesen sind, verdrängt das Kraut dabei heimische Pflanzen und darauf spezialisierte Tierarten, verändert Lebensräume und mindert die biologische Vielfalt. Durch ungeschlechtliche Vermehrung kann sich das Nadelkraut rasch ausbreiten. Bereits einzelne Sprossteile, die sich vielleicht im Gefieder von Enten, im Fell von Säugetieren oder unter den Schuhsohlen von Spaziergängern festsetzen, reichen dazu aus. Eine Bekämpfung ist somit ausgesprochen schwierig und mit großem Aufwand verbunden.

Im Park Links der Weser hat sich ein erster Bestand dieser invasiven Art in Bremen angesiedelt und droht sich weiter auszubreiten. Zur jüngsten Beiratssitzung in Huchting hatte Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann daher Dirk Hürter und Rahel Jordan von der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft eingeladen, etwas zu den geplanten Bekämpfungsmaßnahmen, zeitlichen Abläufen, Ziel, Wirkung und nicht zuletzt Kosten zu sagen.

Ausbreitung in die Ochtum

Das Nadelkraut ist inzwischen vom Bundesamt für Naturschutz als invasive Pflanze anerkannt, steht allerdings noch nicht auf der Unionsliste der Europäischen Union. Die Unionsliste invasiver Arten würde Mitgliedsstaaten in die Lage versetzen, drastische Maßnahmen, etwa verbindliche Anordnungen, die den Handel mit dieser Pflanze verbieten, zu treffen. Bremen hat einen Antrag dazu gestellt, das Nadelkraut als invasive Art auf die Unionsliste für die Europäische Union zu setzen, bestätigte Dirk Hürter. Letztlich habe Bremen aber nur als Bundesland die Bundesregierung auffordern können, sich dafür einzusetzen, dass die Europäische Union schneller arbeitet und die Pflanze auf die Unionsliste setzt.

In Bremen breitet sich das Nadelkraut aus. Die Überwachung der Pflanze habe ergeben, dass sie sich vom Park Links der Weser dynamisch neuen Raum erobere – auch in die Ochtum, musste Hürter einräumen.

Kosten würden Naturschutzetat sprengen

Eine Maßnahme, die Verbreitung der Pflanze einzudämmen, war im vergangenen Jahr die Errichtung des Zaunes um den Naturerlebnisbereich, damit Menschen und Hunde, wenn sie an das Wasser gehen, um dort zu spielen, nicht unbeabsichtigt Nadelkrautteile aufnehmen und verteilen. Auch sollten Beseitigungsmaßnahmen getroffen werden, um anschließend den Zaun wieder öffnen zu können.

Nach Beratung mit niederländischen Experten und der Konkretisierung der Kosten habe sich aber gezeigt, dass alle Maßnahmen in einem Kostenbereich lagen, der den Naturschutzetat sprengen würde. „Es war wesentlich mehr, als wir erwartet haben“, bedauerte Hürter. Es habe auch offene Fragen gegeben, die die Entsorgung des Nadelkrautes beträfen, so Hürter weiter. Nadelkraut müsse so entsorgt werden, dass es sich nicht weiter ausbreiten könne, also nicht über eine Deponie. „In diesem Jahr sind wir jedoch voller guter Hoffnung, wir haben noch nicht aufgegeben“, versicherte der Vertreter aus dem Umweltressort. Denn in diesem Jahr gebe es eine bessere Chance auf eine umfangreiche Finanzierung durch Bundesmittel, auf die man sich noch bewerben wolle. Außerdem bestehe die Chance, an einem wissenschaftlichen Projekt zur Erprobung einer Kompostierungsmethode teilzunehmen. Könnten beide Vorhaben realisiert werden, wolle die Behörde in diesem Jahr noch einmal versuchen, die befallenen Bereiche zu entkrauten. Daher sei der Plan, zuerst die Entkrautung anzustreben und dann den Zaun wieder zu entfernen. Der Zugang sei in dem Fall voraussichtlich ab September wieder möglich.

Umweltressort plädiert für Gegenmaßnahmen

„Wenn wir die nötigen Mittel in diesem Jahr nicht bekommen, werden wir die Aufgabe, das Nadelkraut zu entfernen, wohl auch im nächsten Jahr nicht schaffen“, räumte Hürter ein. Dann wäre für ihn der Punkt erreicht zu sagen, man habe es ernsthaft versucht, doch die beste Methode habe nicht funktioniert. Dann würde der Naturerlebnisbereich ab September wieder geöffnet. Bis dahin bitte die Behörde noch um Geduld.

Beirat fordert, Sperrung aufzuheben

Nach den Ausführungen Hürters lehnte der Beirat Huchting jedoch die Sperrung des Naturerlebnisbereiches Huchtinger Fleet ab und fordert die sofortige Öffnung des Bereichs durch die zuständige senatorische Behörde für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Weiterhin fordert der Beirat angesichts der langen und verzögerten Abläufe eine verlässliche und verbindliche Zeitplanung für die Bekämpfungsmaßnahmen. Dabei sei unbedingt eine enge Abstimmung mit dem Verein Park Links der Weser erforderlich. Auch das Abpumpen, beziehungsweise das Ablassen des Wassers aus den Teichen lehnt der Beirat als Bekämpfungsmaßnahme ab, allein das Ausharken des Pflanzenbestandes komme als Bekämpfungsmaßnahme in Betracht.

Letztlich bat der Beirat Huchting um Mitteilung, welche Ziele mit der Sperrung des Bereiches verfolgt werden, inwieweit diese Ziele erreicht worden sind, beziehungsweise noch erreicht werden sollen, welche Ziele nicht erreicht wurden, und welche Kosten für die Sperrung des Bereiches entstanden sind.

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