Nun ist die umgebaute Buswendeanlage am Roland Center seit Anfang des Jahres in Betrieb genommen, und immer noch wird Kritik an den etwa 90 Meter langen Bahnsteigen laut, die eine Bordsteinhöhe von 25 Zentimetern aufweisen. Das sei für einige Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, insbesondere gehbehinderte Personen oder Personen, die zusätzlich einen Kinderwagen schieben, kaum zu überwinden, so die Meinung im Fachausschuss Verkehr, Umwelt- und Klimaschutz. In seiner September-Sitzung hatte der Fachausschuss über den Beirat Huchting daher den Beschluss gefasst, die Bausenatorin zu bitten, im zentralen Bereich der Hauptbahnsteige jeweils zu den durchgehenden Schienen der Straßenbahn hin eine Bordsteinabsenkung zu schaffen, sodass auch dort ein barrierefreies Queren der Gleise möglich wird – und dies am liebsten noch vor Inbetriebnahme der durchgehenden Gleise.
Nun stellte Jörg Wiltschko vom Ortsamt Huchting auf der Fachausschusssitzung Verkehr, Umwelt- und Klimaschutz den Fachausschuss-Mitgliedern die Antwort des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV) vor. Die war nicht wie erhofft ausgefallen.
Das ASV stellte dar, dass der stadteinwärtige Bahnsteig am Roland-Center als Kombibahnsteig ausgelegt sei. An dem sollen zukünftig sowohl die Straßenbahnlinien 1 und 8 Richtung Hauptbahnhof wie auch alle Buslinien mit Gelenkbus-Fahrzeugen, Standardlinienbusse sowie Midibusse mit sehr unterschiedlichen Fahrzeuglängen ihre Fahrgäste aufnehmen. Somit werde der Bahnsteig eine hohe Frequentierung aufweisen. Um jederzeit gewährleisten zu können, dass Fahrzeuge diesen Bahnsteig in beliebiger Reihenfolge und ohne Verzögerungen anfahren können, wurde eine durchgängige Nutzlänge von 90,5 Metern beziehungsweise 92,5 Metern festgelegt. So könne auch bei einem unregelmäßigen Betrieb jederzeit eine Abfertigung der Fahrzeuge erfolgen.
ASV: Bremer müssten sich erst noch an neue Art von Bahnsteigen gewöhnen
Ein Überweg samt Rampen würde rund 13 Meter in Anspruch nehmen. Ein solcher mittiger Überweg schränke die Kapazität und Flexibilität dieses Bahnsteiges deutlich ein, führte das ASV aus. Auch sei ein zusätzlicher Überweg in der Mitte des Bahnsteiges für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste wenig hilfreich, da tatsächlich keine Verkürzung des Zugangs zum Roland-Center erreicht würde. Alle Fahrgäste, die nicht in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind, queren erfahrungsgemäß auch ohne Überweg auf direktem Weg die Gleise und nehmen die Stufe in Kauf. Dies sei in den vielen Städten, die bereits seit Mitte der 1990er-Jahre erhöhte Bahnsteige bauen, deutlich zu erleben. Die Menschen in Bremen müssten sich erst noch an diese neue Art von Haltestellen gewöhnen, heißt das Fazit des ASV.
Die Umsetzung eines zusätzlichen Überwegs würde zudem neben den betrieblichen Einschränkungen und Nachteilen für umsteigende Fahrgäste nur geringe Vorteile bringen. Schlussendlich würde der Nutzen den Aufwand nicht aufwiegen. Immerhin sei auch der Landesbehindertenbeauftrage und die Behindertenvertretungen bei den Planungen gehört worden.
SPD widerspricht ASV
Diese Ablehnung konnten die SPD-Vertreter im Fachausschuss so jedoch nicht hinnehmen. Sie sahen weiterhin den Bedarf und auch Möglichkeiten der Umsetzung einer solchen Bordsteinabsenkung. In ihrer Stellungnahme zu der Ablehnung unterbreiteten die SPD-Mitglieder einen Alternativvorschlag. Da Rollstuhlfahrende durch die Haltestellengestaltung nur geringe Umwege in Kauf nehmen müssen, schlug die SPD vor, den Bahnsteig mittig nur teilweise abzusenken. Wie es etwa im vorderen Bereich der aktuellen Haltestelle der Straßenbahnlinie 1 am Roland-Center bereits aus anderen Gründen der Fall ist. Dadurch könne, wenn nötig, auch in diesem Bereich ein- und ausgestiegen werden.
Gleichzeitig wäre hier eine Möglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen geschaffen, die Gleise deutlich einfacher zu queren, wie es an den meisten Haltestellen im Stadtgebiet, die nicht über höhengleiche Bahnsteige verfügen, aktuell der Fall ist. Der vergrößerte Höhenunterschied, der entsteht, wenn in diesem Bereich ein Fahrzeug hält, wäre aus Sicht der SPD-Mitglieder durch den Zugewinn an Komfort beim Queren der Gleise gerechtfertigt. Der Fachausschuss beschloss, die von der SPD formulierte Erwiderung auf die Antragsablehnung zusammen mit einer Einladung zu einem Ortstermin den verantwortlichen Stellen zukommen zu lassen.