Ein normales Weihnachtsfest wird es in diesem Jahr nicht geben. Abgesagte Feiern, auf der Kippe stehende Märkte, eingeschränkte Besuche in Pflegeheimen und Gottesdienste in neuen Formaten, womöglich Kontakteinschränkungen an Heiligabend – die Adventszeit und das Fest werden coronabedingt anders aussehen. Davon gehen Politiker, Gastronomen und Kirchenvertreter aus. Die Bremische Evangelische Kirche und der katholische Gemeindeverband planen mit mehr Radio- und Video-Andachten sowie Gottesdiensten im Freien oder in mehreren Schichten. Während bundesweit zahlreiche Weihnachtsmärkte abgesagt worden sind, steht die Entscheidung in Bremen noch aus.
Kein Weihnachtsmarkt in Osnabrück und Oldenburg
„Der Senat wartet mit weiteren Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie die Ministerpräsidenten-Konferenz an diesem Mittwoch ab. Bremen hat nach wie vor ein großes Interesse an bundesweit einheitlichen Maßnahmen", sagt Senatssprecher Christian Dohle. Es würde die Konferenz zusätzlich belasten, einen Tag vorher möglicherweise abweichende Regelungen zu beschließen. Viele Kommunen haben sich nach Angaben des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB) bereits zu einer Absage der Weihnachtsmärkte entschlossen. So wurde am Dienstag das Aus für den Osnabrücker Weihnachtsmarkt und den Lamberti-Markt in Oldenburg mitgeteilt.
In Bremen soll voraussichtlich in dieser Woche ein Beschluss gefasst werden. Die Handelskammer spricht sich für ein Festhalten am Weihnachtsmarkt aus. Bedingung dafür seien ein beherrschbares Infektionsgeschehen sowie ein Abstands- und Hygienekonzept. Um den Markt räumlich zu entzerren, sollte ermöglicht werden, die Straßenbahn über die Neustadt zu führen.
Gefüllte Kirchenränge, Krippenspiele und gemeinsames Singen wird es an Weihnachten 2020 wohl nur mit großem Abstand geben. Trotz der Corona-Beschränkungen arbeiten die Kirchenvertreter an Alternativen. „Weihnachten findet auf alle Fälle statt, nur anders als gewohnt“, sagt Matthias Dembski, Sprecher der Bremischen Evangelischen Kirche. „In dieser Situation liegt aus unserer Sicht auch eine große Chance“. Denn: Bei diesem Weihnachtsfest komme die Kirche mit der Hoffnungsbotschaft vom Gotteskind in der Krippe zu den Menschen auf die Straßen und Plätze. Ziel sei es, dass niemand in Bremen zu Weihnachten ohne einen Gruß und ein Hoffnungszeichen bleibt, so Dembski.
Die Gemeinden arbeiten dafür an verschiedenen Szenarien. Geplant sind vom St. Petri Dom sowie der Gemeinden Unser Lieben Frauen und St. Johann (katholisch) eine „Weihnachtskirche Open Air" auf dem Marktplatz – mit Bühne, Bläsern, Kerzen und Lichtertüten. Parallel dazu sollen in den beteiligten Kirchen sieben kurze Andachten mit Lüftungspausen und begrenzter Besucherzahl stattfinden. "Inwieweit sich diese Planungen verwirklichen lassen, steht angesichts der aktuellen Lage leider komplett infrage", sagt Dembski. Neben Präsenzgottesdiensten werde auch über „Wandelprozessionen“ durch die Stadtteile nachgedacht.
Laut Christof Haverkamp, Sprecher des katholischen Gemeindeverbands, will die Gemeinde St. Franziskus im Bremer Süden die Besucher auf drei Gottesdienste und Angebote für Kinder und Familien verteilen. Die Gemeinde St. Raphael zieht es ins Freie. Anstelle von Krippenfeiern könnte es eine oder zwei kurze liturgische Feiern auf der Galopprennbahn geben. „Es gibt entsprechende Anfragen“, so Haverkamp. Orientierung, um die Feiern anzupassen, gibt es durch ein mehrseitiges Papier mit dem Titel „Weihnachten feiern unter Corona-Bedingungen“, das das Bistum Osnabrück veröffentlicht hat.
In den 31 Einrichtungen der Bremer Heimstiftung soll die Feiertage für die 3000 Bewohner so angenehm wie möglich gestaltet werden. „Wir lassen Weihnachten nicht ausfallen“, sagt Marketing-Leiterin Antje Sörensen. So müsse man vielleicht auf eine Feier und das traditionelle Gänseessen verzichten, die Häuser werden aber geschmückt, das Weihnachtsessen in den Wohnungen serviert und mit Abstand auf dem Flur gesungen. Was die Besuchszeiten angeht, müsse man auf die entsprechenden Regeln warten.
Von einer Stornierungswelle spricht Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Bremen. „Viele Weihnachtsfeiern werden abgesagt, Betriebe haben erst gar nicht gebucht“, sagt Rübsteck. Die Dehoga-Mitglieder setzen auf die Solidarität ihrer Kunden und bieten Gastronomie-Gutscheine an. „Es wäre eine Möglichkeit, dass zumindest etwas Geld in die arg gebeutelte Branche zurückfließt“, sagt Rübsteck. Zur Debatte um einen Lockdown sagt sie, dass – wenn das Gastgewerbe aus pandemiebedingten Gründen geschlossen werde –, ein Ausgleich des Schadens garantiert sein müsste.