Die geplante Tabula rasa in der Bremer Innenstadt fällt vorerst aus und wird frühestens in ein paar Jahren in Angriff genommen. So lässt sich das Ergebnis von Verhandlungen interpretieren, die in den vergangenen Monaten zwischen der Stadt, dem Unternehmer Kurt Zech und dem Eigentümer einer Schlüsselimmobilie für den Zech-Plan geführt wurden. Nach Informationen des WESER-KURIER soll das Gebäude von Galeria Kaufhof an der Lloydpassage zunächst nicht verkauft werden, sondern einen neuen Ankermieter bekommen. Galeria Kaufhof zieht in diesem Monat aus. Übrig bleiben Saturn Hansa in den beiden oberen Geschossen und der Edeka-Markt im Untergeschoss.
Zech hat von der Stadt das Parkhaus Mitte erworben und will es für die neue Entwicklung abreißen. Hinzu kommen sollen das bisherige Kaufhof-Gebäude und das Haus von Karstadt, das schon aus Denkmalschutzgründen auf jeden Fall erhalten bleibt, aber irgendwann umgebaut werden soll. Das ist der Plan, von dem aus Sicht des Senats und der Investoren das meiste erwartet werden kann, wenn es um die Neuordnung der Innenstadt geht. Anderen Projekten wie der Umwandlung des Lloydhofes am Ansgarikirchhof und dem sogenannten Balge-Quartier zwischen Obernstraße und Langenstraße wird ein flankierender Charakter zugesprochen.
Eigentümer der Kaufhof-Immobilie ist die Frankfurter DIC-Gruppe, eine Investmentgesellschaft für Gewerbeimmobilien. Mit ihr muss sich Kurt Zech einig werden, wenn er seine Ideen für die Innenstadt verwirklichen will. Die Gespräche über einen möglichen Verkauf sind vorerst beendet, wie den Äußerungen der beiden Parteien zu entnehmen ist. „Wir arbeiten an einem Nachnutzungskonzept und sind in Verhandlungen mit potenziellen Nachmietern“, teilt der zuständige DIC-Abteilungsleiter Peer Schlinkmann mit. Damit verbunden seien Pläne für den Umbau des Hauses und die Organisation der Wegebeziehungen, damit sowohl Saturn als auch der Edeka-Markt für die Kunden weiterhin erreichbar sind.
Schlinkmann betont, dass im Sinne der Innenstadtentwicklung an der Stelle auf jeden Fall ein jahrelanger Leerstand vermieden werden müsse. „Wir sind zuversichtlich, dass das gelingt“, so der Manager. Sowohl von Saturn als auch vom Betreiber des Edeka-Marktes gebe es klare Signale, dass sie bleiben wollten. Unter den Interessenten für die Etagen, die bislang von Galeria Kaufhof genutzt wurden, sei das Möbelhaus Opti, bestätigt Schlinkmann Informationen des WESER-KURIER. Die Kette mit 17 Filialen in Deutschland ist im Norden mit einer Filiale in Schiffdorf-Spaden vertreten.
Ein neuer Bebauungsplan muss her
Eine andere Option war, das Warenhaus nicht länger zu vermieten und es stattdessen an Kurt Zech zu verkaufen. DIC und Zech konnten sich dem Vernehmen nach aber nicht über den Preis einigen. Die 48 Jahre alte Kaufhof-Immobilie mit ihrer markanten Waben-Fassade ist zurzeit noch untrennbar mit dem Parkhaus Mitte verbunden. Über die Hochgarage gelangt man zu den Autostellplätzen auf dem Dach des Warenhauses. Es gibt dafür alte Wegerechte. Möglich ist, dass sie mit der Kündigung von Galeria Kaufhof hinfällig werden, was Zech mehr Freiheiten gäbe. So oder so muss ein neuer Bebauungsplan her.
„Wir sind darüber in konstruktiven Gesprächen mit der Stadt“, lässt Kurt Zech mitteilen. Die Neuvermietung der Kaufhof-Immobilie betrachtet er als „Zwischenlösung“. In dem Zeitraum könnten die baurechtlichen Fragen für das gesamte Areal geklärt werden.
Zech war mit seinem Vorhaben vor gut drei Jahren an die Öffentlichkeit gegangen. Damals gab er die Prognose ab, möglicherweise im Jahr 2021 mit allem fertig zu sein. Doch dann türmten sich die Schwierigkeiten auf. DIC war mit dem Mieter Galeria Kaufhof, dessen Vertrag normalerweise noch bis Ende Juni 2024 gelaufen wäre, in einer guten Verhandlungsposition. Bewegung kam erst hinein, als klar war, dass das Warenhaus schließt und den Vertrag kündigt. Auf der anderen Seite musste Zech auch die Stadt überzeugen. Er deutete mehrmals an, dass die Vorstellungen noch auseinander liegen.
Kein Problem stellt die Karstadt-Immobilie dar. Sie gehört Zech bereits. Beim mittelfristig geplanten Umbau müsste er sich lediglich mit dem Landesdenkmalpfleger und Galeria Karstadt Kaufhof einigen. Der Warenhauskonzern konnte in dieser Woche das Schutzschirmverfahren verlassen, in das er sich Anfang April wegen der Corona-Pandemie begeben hatte. Voraussetzung war, dass die Gläubiger des Konzerns auf mehr als zwei Milliarden Euro verzichten und ein Sanierungsplan durchgesetzt wird. Etliche Warenhäuser schließen, Tausende Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Filiale in Bremen bleibt aber erhalten und damit der Ankermieter von Kurt Zech.
Anmerkung: In einer vorherigen Version hieß es, die Möbelhauskette sei noch nicht im Norden vertreten, das trifft jedoch nicht zu. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.