Heiß, heißer, Helmut. Das gleichnamige Hoch hat sich über Bremen und umzu festgekrallt und sorgt dafür, dass die Temperaturen an diesem Mittwoch und am Donnerstag auf bis zu 35 Grad steigen – im Schatten, wohlgemerkt. Diese Woche ist die bislang wärmste des Jahres, der bisherige Höchstwert von 32,3 Grad vom 29. Mai wird geknackt.
„Jetzt geht es hitzetechnisch zur Sache“, sagt Oliver Weiner, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, „allerdings ist eine konstante Wärme nichts Außergewöhnliches im Zeitraum der Hundstage.“ Übrigens: Der höchste bisher gemessene Wert in Bremen seit Beginn der Aufzeichnungen beträgt 37,6 Grad, gemessen wurde er am 9. August 1992.
Gesundheit:
Die Notaufnahmen der Bremer Kliniken registrierten am Dienstag noch keine stark erhöhte Zahl von Patienten mit Kreislaufproblemen oder Hitzschlägen. Das könne sich allerdings ändern, wenn wie vorhergesagt die Nächte mit Temperaturen mit um die 20 Grad tropisch werden, sagt Timo Sczuplinski, Sprecher der Gesundheit Nord.
Doppelt leiden jetzt alle, die schon im Krankenhaus liegen: Normale Stationen sind nicht klimatisiert, weil sonst die Gefahr der Verbreitung von Keimen zu hoch wäre. Sczuplinski: „Das Krankenhauspersonal versucht, alle Räume so kühl wie möglich zu halten.“ Grundsätzlich steigt bei großer Hitze für alle die Gefahr eines Kreislaufkollapses. Besonders gefährdet sind Alte und Kranke.
„Der Körper kann dann die Überhitzung durch Schwitzen nicht mehr ausgleichen“, sagt Klaus-Peter Hermes, Chefarzt der Notaufnahme am Klinikum Bremen-Mitte. Die Folge sei eine Störung des Herz-Kreislauf-Systems. „Wird das Gehirn längere Zeit mit zu wenig Sauerstoff versorgt, droht eine Ohnmacht“, sagt Hermes. Wer erste Anzeichen dieser Beschwerden spüre, solle sofort aus der Sonne gehen und viel trinken.
Auch Harm Wienbergen, Leiter des Bremer Instituts für Herz- und Kreislaufforschung der Stiftung Bremer Herzen, warnt: „Der Körper sollte unbedingt mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden. Gerade ältere Menschen sollten das beherzigen.“ Als Richtlinie gelten ein bis zwei Liter pro Tag. Ein weiterer Rat der Ärzte lautet, Sport in die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu verlegen.
Haustiere:
Nicht nur die Menschen schwitzen, auch den Haustieren wird‘s (zu) warm. „Bei Hitze ist vor allem ein Schattenplatz wichtig, an den sich das Tier zurückziehen kann“, erklärt Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins. Außerdem sollten Tierhalter darauf achten, dass immer genug Wasser im Trinknapf sei. Auch Vögel und frei lebenden Kleintieren kann man helfen, indem man im Garten oder auf dem Balkon Schalen mit Wasser aufstellt.
Und weil es immer wieder vorkommt, auch an dieser Stelle noch mal die Warnung: Tiere nie alleine im Auto zurücklassen. Brigitte Wohner-Mäurer: „Auch nicht für wenige Minuten. Selbst wenn das Fenster einen Spalt geöffnet wird, ist dies absolut unzureichend. Autos heizen sich schnell auf bis zu 50 Grad auf, das ist eine tödliche Falle für Tiere.“
Eisdielen:
Hochsaison für alle, die ihr Geschäft mit dem Sommer-Suchtstoff machen. „Wir haben viel zu tun, sind aber gut auf den Ansturm vorbereitet“, sagt etwa Michele Molin vom gleichnamigen Eiscafé. Wenn die Wettervorhersage ist wie jetzt, achtet der Chef darauf, dass mehr Portionen vorrätig sind. Welche Sorte in diesem Sommer besonders beliebt ist? „Bei diesem Wetter geht alles, Hauptsache, es ist Eis“, sagt Molin. Im „Eislabor“ in Peterswerder werden jeden Tag neue Sorten in die Kühlboxen gefüllt. „Grundsätzlich geht aber Vanille im Moment sehr gut“, sagt Verkäuferin Julia.
Feuerwehr:
Die Freiwilligen Feuerwehren fahren schon seit knapp drei Wochen Extraschichten, um dem Umweltbetrieb beim Gießen der rund 2000 jungen Stadtbäume zu helfen. „Die Kollegen sind immer noch sehr aktiv“, sagt Feuerwehrsprecher Harald Meyer. Rund 400 Liter Wasser pro Woche braucht so ein Baum. Weil es schon so lange trocken ist, nimmt die Zahl der Grasbrände zu.
Meyer: „Im Moment haben wir einen bis zwei pro Tag, bislang aber noch nichts Dramatisches. Hier in der Stadt sind wir auch immer sehr schnell vor Ort.“ Bei den Einsätzen des Rettungsdienstes sind die Auswirkungen der Hitze – abgesehen von der größeren Belastung der Kollegen im Einsatz – laut Meyer noch nicht festzustellen. „Abzuwarten ist, wie die Breminale läuft, wenn sich Tausende Menschen auf engem Raum aufhalten“, sagt er.
Breminale:
Das Organisationsteam hat kurzfristig reagiert und als Mittel gegen die hohen Temperaturen sechs Campingduschen auf der Breminale aufstellen lassen. Ein Rasensprenger an den Dreimeterbrettern und Gartenschläuche vor der Bühne im Bremen-Next-Zelt sollen den Besuchern helfen, bei kühlem Verstand zu bleiben. Außerdem bekommen die Security-Mitarbeiter Wasservorräte, die im Notfall rund um die Bühnen verteilt werden.
Straßen:
In Baden-Württemberg wurden für Autobahnen wegen hitzebedingter Wölbungen des Belags schon Tempolimits ausgerufen. In und um Bremen gelten aktuell keine. Allerdings musste die Polizei die rechte Spur auf der A 27 zwischen Altenwalde und Neuenwalde sperren, weil dort ebenfalls Betonplatten aufgeplatzt waren. "Wenn, dann passiert so etwas plötzlich", sagt Frank Steenblock vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV). Das ASV und die Autobahnpolizei kontrollieren die Straßen regelmäßig.
Einzelhandel:
In einigen Sommern wurden Ventilatoren schon mal knapp. Aktuell besteht keine Gefahr, dass fehlende Bestände den Händlern und Kunden zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn treiben, beruhigt Nathalie Rübsteck. „Da ist vorgesorgt, es gibt ein ausreichendes Angebot“, sagt die Geschäftsführerin des Handelsverbands Nordwest. Kleinere Engpässe gibt es im Moment allerdings bei Getränken. „Es kann sein, dass einzelne Sorten Mineralwasser, Limonade oder Bier zeitweise nicht verfügbar sind.“ Das liegt am erhöhten Durst der Bremer, hängt gleichzeitig aber auch mit Logistik-Problemen zusammen.