Seit dem 14. Juli fahren keine Bahnen mehr durch die Obernstraße, jetzt hat die City-Initiative auf den Schienen die "Sommermeile" errichtet. Viele Akteure aus Politik und Wirtschaft können sich das auch als dauerhafte Perspektive für die Innenstadt vorstellen. Zum Start des bunten Programms hat die City-Initiative ihre Position noch einmal unterstrichen. Für Geschäftsführerin Carolin Reuther bietet die Obernstraße das Potenzial, als verkehrsfreier Raum die Innenstadt aufzuwerten. Nach der parlamentarischen Sommerpause will der Senat über eine Machbarkeitsstudie entscheiden, um die Vor- und Nachteile eines solchen Mega-Projekts fachlich auszuwerten.
Umstritten ist, ob die Straßenbahnen dauerhaft durch die Martinistraße fahren sollten. Die Handelskammer ist dafür, ebenso CDU und die FDP. Im vergangenen November machte sich aus der Regierungskoalition auch die SPD dafür stark, Partei und Fraktion forderten eine Machbarkeitsstudie. In der Bürgerschaftsdebatte äußerten sich Grüne und Linke skeptisch, auch Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hatte große Vorbehalte. Sie verwies auf die etwa 770.000 Euro, die ein solches Gutachten kosten würde. Zudem müsse ihr Ressort dann andere Großprojekte auf Eis legen, um die Studie fachlich zu begleiten.
Im Dezember brachte Schaefer im Senat einen Kompromissvorschlag ein: Die SPD hätte ihre Machbarkeitsstudie bekommen, die Grünen hätten sich mit der Verlegung der Domsheide-Haltestelle vor die Glocke durchgesetzt, im Sinne der Linken hätte das Land die Immobilie Domsheide 3 gekauft, um bei der Modernisierung der Glocke mehr Möglichkeiten zu haben. Aber dieses Paket scheiterte. Der Senat konnte sich in keinem der drei Punkte zu einer Entscheidung durchringen.
Maike Schaefer sieht Vorteile in aktueller Linienführung
Vom Tisch ist die Studie für die Zukunft der Obern- und Martinistraße aber nicht – im Gegenteil. Laut Jens Tittmann, Sprecher von Senatorin Schaefer, stimmt die Senatskanzlei derzeit mit den zuständigen Ressorts, dem Amt für Straßen und Verkehr sowie der BSAG die sogenannte Leistungsbeschreibung der Studie ab. Federführend ist das Verkehrsressort. "Dabei geht es konkret um die potenzielle Verlegung der Bahn in die Martinistraße und zugleich darum, ob eine Haltestelle an der Balgebrückstraße möglich ist", erläutert der Sprecher. Weitere Punkte seien etwa die Entwicklung der Fahrgastzahlen, die Auswirkungen auf die Wilhelm-Kaisen-Brücke und die Kosten.
Senatorin Schaefer verweist auf die Vorteile der aktuellen Linienführung: „Die Straßenbahn in der Obernstraße ist ein wichtiger Faktor für die Erreichbarkeit der Innenstadt für Kunden – insbesondere für ältere Personen und unter dem Blickwinkel der Barrierefreiheit." Eine Verlegung in die Martinistraße dürfe die Situation für Radfahrer und Fußgänger dort nicht verschlechtern. "Wie Bremen die millionenschweren Kosten dafür stemmen soll, hat bisher noch niemand erläutert, der die Verlegung fordert", kritisiert Schaefer. Der Bund werde sich an den Kosten mit größter Wahrscheinlichkeit nicht beteiligen.
SPD-Politiker werben hingegen für die Verlegung der Schienen. "Eine straßenbahnfreie Obernstraße kann als das Herzstück der Innenstadt dienen – ähnlich, wie dies in anderen Städten der Fall ist", argumentiert Mustafa Güngör, Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft. Landesvorsitzender Reinhold Wetjen hat seit dem 14. Juli auch selbst positive Eindrücke gesammelt: "Die Menschen flanieren auf der gesamten Breite der Straße, Eltern können ihre Kinder laufen lassen, die Stimmung ist erkennbar entspannter." Die Sommermeile biete aber nur einen Vorgeschmack, bei einer dauerhaften Lösung sei noch mehr möglich.