Die Stadt überlegt, das Parkhaus Am Brill aufzustocken. Hintergrund ist, dass mit dem geplanten Abriss des Parkhauses Mitte mehr als 1000 Stellplätze wegfallen. Gutachter haben in den vergangenen Monaten geprüft, wie dieser Verlust kompensiert werden könnte und dabei sämtliche Parkhäuser in der Innenstadt unter die Lupe genommen. Beim Standort am Brill fanden sie nach Auskunft der Baubehörde vom Donnerstag eine Lösung, an den anderen fünf Standorten nicht.
Letztlich war es eine statische Frage: Wie viel zusätzliches Gewicht vertragen die Hochgaragen? Die Antwort am Brill lautet, dass zwei Etagen mehr möglich sind. Unterm Strich wären damit maximal 240 Parkplätze gewonnen. „Das ist eine Option, ziehen muss man sie nicht“, erklärt Jens Tittmann, Sprecher des Bauressorts.
Tittmann weist darauf hin, dass an anderer Stelle in der Innenstadt über kurz oder lang sowieso weiterer Parkraum entsteht. In der Tiefgarage unter dem City-Gate, den beiden Neubauten vor dem Hauptbahnhof, die im frühen Sommer so weit sind, wird Platz für 280 Autos sein. Den Betrieb übernimmt die Brepark. Ein paar Hundert Meter weiter, auf einer Fläche hinter dem Überseemuseum, kommen drei Jahre später rund 500 Parkplätze dazu.
Hotel und öffentlich zugängliches Parkhaus in Planung
Die Stadt lässt auf dem Gelände an der Nahtstelle zum Güterbahnhof ab dem Jahr 2020 einen zentralen Omnisbusbahnhof (ZOB) bauen. In Planung sind dort außerdem ein Hotel und das öffentlich zugängliche Parkhaus. Rechnet man die Stellplätze von City-Gate und ZOB zusammen und legt noch jene oben drauf, die als Potenzial für das Parkhaus Am Brill errechnet wurden, ergibt das in der Summe ziemlich genau die Zahl der Stellplätze im Parkhaus-Mitte. Nach Angaben der städtischen Parkhausgesellschaft Brepark sind es 1039.
Das Parkhaus Am Brill ist mit 863 Stellplätzen das zweitgrößte der Brepark in der Innenstadt. Es folgen die Parkhäuser Pressehaus (663), Stephani (434), Ostertor/Kulturmeile (431), Am Dom (404) und Katharinenklosterhof (345). Weitere fünf Parkhäuser in dem Bereich werden von anderen Unternehmen betrieben, sie vereinen rund 2000 Stellplätze.
Gut oder komplett ausgelastet sind die einzelnen Standorte nur in der Zeit vor Weihnachten. Nach Zahlen der Verkehrsmanagement-Zentrale waren am Donnerstag die Parkhäuser Pressehaus und Mitte besonders stark frequentiert, sie hatten zeitweise keinen einzigen Platz mehr frei. Dom, Brill und Katharinenklosterhof lagen bei einer Quote von 80 bis 90 Prozent. In allen anderen Phasen des Jahres bleibt selbst zu Spitzenzeiten rund ein Drittel der Stellplätze unbesetzt.
CDU brachte weitere Variante ins Spiel
Die Koalition aus SPD und Grünen hat in der Diskussion über die Zukunft der Innenstadt mehrfach betont, den Autoverkehr aus dem Altstadtkern mehr und mehr verdrängen zu wollen. In der Folge würden die Flächen frei, auf denen heute Autos abgestellt werden. Konkret stellen etwa die Grünen die Parkhäuser Katharinenklosterhof und Am Dom in Frage. Vom Parkhaus-Mitte haben sie sich ohnehin verabschiedet, genauso wie die SPD. In diesem Fall gibt es sogar einen Schulterschluss mit der CDU.
Die Christdemokraten hatten lange vor Rot-Grün gefordert, das Parkhaus-Mitte abzureißen, um Flächen vor allem für den Einzelhandel zu schaffen und neue Wegebeziehungen zu organisieren – nicht ohne allerdings den Wegfall der Stellplätze auszugleichen, so wie es sich jetzt mit den neuen Parkgaragen und einem aufgestockten Parkhaus Am Brill anbahnt.
Die CDU hatte noch eine andere Variante ins Spiel gebracht: Abstellplätze unter dem Sparkassengelände am Brill, das in zwei Jahren von der Bank geräumt und völlig neu entwickelt wird. Vom Tisch ist wohl der Plan der Bauindustrie und von Architekten, unter den Wallanlagen Tiefgaragen mit mehreren Hundert Parkplätzen zu schaffen.