- Was ist das Problem?
- Warum drängt der Beirat auf Tempo beim Bau der Fahrradbrücken?
- Wie schätzt die Verkehrsbehörde die Lage ein?
- Wird der Stadtwerder-Radweg entlang der kleinen Weser vorher saniert?
Die notwendige Instandsetzung der drei maroden Weserbrücken in Bremen darf den geplanten Bau der beiden Fahrradbrücken über den Stadtwerder nicht verzögern. Das ist die Kernbotschaft des Neustädter Beirates, der sein Anliegen kürzlich mit einem mehrheitlichen Beschluss an Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) untermauert hat.
Was ist das Problem?
Der kleine und große Wesersprung sind zwei seit Jahren geplante Brücken, die eine neue Verbindung für den Rad- und Fußverkehr zwischen Altstadt und Neustadt herstellen sollen. Die beiden Brücken sollen im Zuge der Verkehrswende den Wallring in Bremen besser erschließen – von der Tiefer am rechten Weserufer über den Stadtwerder bis hin zum linken Weserufer auf Höhe des Rotes Kreuz Krankenhauses. Und damit mehr Menschen dazu bewegen, das Auto stehenzulassen und mit dem Rad oder zu Fuß in der Stadt unterwegs zu sein.
Ursprünglich war die Fertigstellung beider Brücken für 2021 geplant. Im Herbst 2023 schien dann zumindest der Baubeginn für die Fahrradbrücke über die kleine Weser kurz bevorzustehen. Die öffentlich präsentierte Planung war bereits weitgehend ausgereift, einen offiziellen Termin für den Baustart für den kleinen Wesersprung wollten die Fachleute zum Jahreswechsel bekannt geben.
Aber seit klar ist, dass Bremen in naher Zukunft mit der Wilhelm-Kaisen-, der Bürgermeister-Smidt- und der Karl-Carstens-Brücke drei marode Weserbrücken wieder fit machen muss, haben sich die Prioritäten im Verkehrsressort offenbar verschoben. Die Reparatur der kaputten Brücken habe absoluten Vorrang, so lautet derzeit die Aussage aus der Behörde von Senatorin Ünsal.
Warum drängt der Beirat auf Tempo beim Bau der Fahrradbrücken?
"Der Beirat Neustadt begrüßt, dass die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung den Erhalt, die Ertüchtigung und die Erneuerung der Wilhelm-Kaisen-Brücke und der Bürgermeister-Smidt-Brücke angehen möchte", schreibt das Stadtteilparlament in seinem aktuellen Beschluss. Mit Befremden habe der Beirat allerdings Medienberichten entnommen, dass die Fahrradbrücken deshalb mit weniger Nachdruck vorangetrieben werden sollen, "als dem Beirat Neustadt gegenüber bisher immer wieder angekündigt und versichert wurde", heißt es in dem Papier.
Aus Sicht der Stadtteilpolitik seien die beiden neuen Brücken ein "unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsfähigen Verkehrsinfrastruktur." Insbesondere für die Menschen in der Neustadt seien die beiden Brücken "elementar für eine sicherere, bequeme und vielfältigere Anbindung an die Innenstadt und die sich anschließenden Stadtteile". Denn die aktuelle Situation auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke sei "sowohl für Fahrradfahrende als auch für Fußgänger oft nicht mehr sicher", weil zu wenig Platz für die vielen Menschen auf dem Fuß- und Radweg vorhanden sei. Aus diesen und weiteren Gründen fordert der Beirat mehrheitlich, die senatorische Behörde solle alle notwendigen Schritte zu unternehmen, "damit noch in der aktuellen Legislaturperiode mit dem Bau des kleinen und großen Wesersprungs begonnen werden kann".
Wie schätzt die Verkehrsbehörde die Lage ein?
Aus der Verkehrsbehörde ist weiterhin kein konkretes Datum zu erfahren, wann der Bau für die beiden Fahrradbrücken beginnen wird. "Trotz der aktuell notwendigen Konzentration und Prioritätensetzung auf zentrale Infrastruktur werden die neu geplanten Fahrradbrücken nicht aufgegeben", heißt es dazu in einer schriftlichen Erklärung. Die extern beauftragte Planung an den Fahrradbrücken werde grundsätzlich fortgesetzt – allerdings "im Rahmen der verfügbaren internen Kapazitäten." Das wiederum bezieht sich darauf, dass auch in der Behörde Fachleute für das Projekt Zeit haben müssen. Und das in einer Abteilung, die auch mit den schon vorhandenen Weserbrücken beschäftigt ist.
Offenbar ist die Reihenfolge der geplanten Neubau-Projekte angesichts der anstehenden Brückensanierungen noch nicht festgelegt: "Im Sinne der Mobilitätswende und vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage muss genau geschaut werden, welche der geplanten Brücken den größten Effekt für die Mobilitätswende haben wird", schreibt ein Sprecher der Verkehrsbehörde. Dazu würden in den kommenden Monaten Prioritäten entwickelt.
Wird der Stadtwerder-Radweg entlang der kleinen Weser vorher saniert?
Der besonders im Winter auf dem Stadtwerder als Schlammwüste bekannte Radweg entlang der kleinen Weser soll nun unabhängig vom Bau der neuen Fahrradbrücken saniert werden. Von der Hochschule für Nautik bis zur Juliushöhe an der Deichschartbrücke will die Umweltbehörde den Radweg so schnell wie möglich auf Vordermann bringen.
Auf den Brückenbau zu warten mache keinen Sinn, da es sich um eine Hauptroute im Fahrradplan Bremen handele, die gut nutzbar sein müsse, argumentierten die Fachleute während der jüngsten Beiratssitzung. Denn auch während der anstehenden Deichertüchtigung am linken Weserufer sei der Weg als Ausweichstrecke für deutlich mehr Nutzer als heute eingeplant. Sollte der Brückenbau beginnen, müsse der neue Weg dann eben an der Anschlussstelle vor Beschädigungen von Baufahrzeugen geschützt und an den kleinen Wesersprung angepasst werden.
Grünes Licht für die entsprechenden Planungen hat der Beirat Neustadt nun gegeben. Nun gilt es zunächst, Bundesmittel für das Projekt einzuwerben, die durch das Förderprogramm "Stadt und Land" zur Verfügung stehen.